Die Loveparade hat 21 Todesopfer gefordert, darunter eine 25-jährige Mutter aus Heiligenhaus. Am Samstag findet eine Gedenkfeier in Duisburg statt. Am Tatort im Tunnel wird Pfarrer Horst-Ulrich Müller sein — als Notfallseelsorger.

Was wird Sie in Duisburg erwarten?

Müller: Sicherlich viele Betroffene, die an diesen Ort zurückkehren müssen, um sich das alles noch einmal zu vergegenwärtigen. Es gibt ja verschiedene Reaktionen auf so eine Katastrophe. Man kann den Ort komplett meiden. Oder man sucht ihn auf, um das dort abgerissene Leben wieder aufzunehmen.

Es werden auch Angehörige und Bekannte der Opfer, nicht zuletzt auch aus Heiligenhaus, da sein. Was kann man denen sagen?

Angehörige wollen das Unbegreifliche verstehen, was da ihren Kindern oder dem Partner passiert ist. Als Seelsorger steht man bereit, wenn sie Zuspruch benötigen, einfach nur über das reden wollen, was in ihnen drin ist. Es geht darum, Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es hilft etwa, wenn man ein Foto des Toten hinstellt, eine Kerze anzündet.

Seit wann sind Sie als Notfallseelsorger aktiv und wer fordert Sie an?

In der evangelischen Kirchengemeinde machen wir das seit zehn Jahren, alle Pfarrer im Wechsel. Gerufen werden wir von der Leitstelle der Feuerwehr oder der Polizei. Im Fall der Loveparade waren alle Notfallseelsorger aufgerufen. Es wird das erste Mal sein, dass ich in dieser Form erste Hilfe für die Seele leiste. Denn das ist es, was wir im Grunde genommen tun. Allererste Ansprechpartner sein, wenn etwas passiert ist – ein gewaltsamer Tod, ein Unglück. Wir sind solange für den betroffenen Angehörigen da, bis ein anderer Seelsorger oder jemand aus der Familie diese Rolle einnimmt.