Duisburg. Zu wenige Kindergarten-Plätze: Trotz Raum für rund 20.000 Kinder werden manche Familien in Duisburg leer ausgehen. Der Mangel im Detail.
Die Kindergartenplätze für das neue Kindergartenjahr 2022/2023 in Duisburg sind verteilt. Noch ist offen, wie viele Eltern leer ausgehen werden. Klar ist, dass rein rechnerisch der Platz nicht reicht.
Das Jugendamt kümmert sich nach der regulären Platzvergabe durch die Einrichtungsleitungen nur um absolute Notfälle, sagt Stadtsprecherin Gabi Priem. Das sind z.B. doppelt berufstätige Eltern oder berufstätige Alleinerziehende. Falls aus diesem Kreis Menschen bislang leer ausgegangen sind, mögen sie sich an das Jugendamt wenden. Erste Anträge laufen derzeit ein, sagt Priem.
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Knapp 20.000 Kindergarten-Plätze reichen in Duisburg nicht aus
In Duisburg stehen im Sommer voraussichtlich 14.814 Plätze für 3- bis unter 6-Jährige zur Verfügung, außerdem rund 355 bei Flükids und 87 in heilpädagogischen Kitas, insgesamt also 15.256. Dem Gegenüber steht ein rechnerischer Platzbedarf von 15.421.
Bei den U3-Kindern werden rechnerisch für 14.843 U3-Kinder 4.750 U3-Plätze benötigt, die vom Rat beschlossene Betreuungsquote von 32 Prozent wird mit 2711 Kita-Plätzen und 1892 Tagesmutter-Plätzen allerdings nicht erreicht.
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Eine Kita hatte eine Liste mit über 300 Interessenten
Die 28 Kitas des katholischen Zweckverbands nehmen im Sommer 600 Kinder neu auf. Insgesamt werden fast 2000 Kinder betreut, sagt Gebietsleiterin Ursula Roosen.
Das Evangelische Bildungswerk hat für seine 13 Kitas insgesamt 241 Neuverträge zum kommenden Kindergartenjahr abgeschlossen, davon sind 103 für U3-Kinder. 830 Kinder können insgesamt betreut werden, die Wartelisten sind in allen Kitas lang, berichtet Geschäftsführer Dr. Marcel Fischell: „Eine Kita hatte eine Liste mit über 300 Interessenten“. Allerdings sei unbekannt, wie viele der Eltern sich auch bei anderen Kitas beworben haben. Daher handelt es sich hier eher um Interessensbekundungen.
Zusätzliche Plätze bei drohender Kindeswohlgefährdung
Wie in jedem Jahr werden die Kitas im Sommer für Härtefälle zusätzlichen Platz schaffen. Beim Zweckverband werden das mindestens 60 zusätzlich sein. In Absprache mit dem Jugendamt und der Stadt geht es da etwa um drohende Kindeswohlgefährdung, ergänzt Fischell: „Für manche Familien ist es gut, wenn Erzieher ein Kind täglich im Blick haben.“
Mit Blick auf die Bedürfnisse der Kinder aus der Ukraine sagt er jedoch bedauernd: „Wir sind voll, da braucht es Alternativen.“ Etwa durch die Flükids, die zwar keine Kita seien, aber doch eine institutionalisierte Betreuung. Er warnt davor, die Bedarfe der ukrainischen Kinder anders zu bewerten als die von Kindern aus anderen Kulturkreisen, die Unterversorgung sei für alle Nationalitäten ein Problem.
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Sinkende Einwohnerzahl, höhere Geburtenrate
Hinrich Köpcke, der Leiter des Jugendamtes, hatte in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses betont, dass die Einwohnerzahl insgesamt zwar sinke, entgegen des sichtbaren Trends, jedoch 503 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren hinzugekommen seien – durch eine höhere Geburtenrate, die Zuwanderung und Geflüchtete. Um die Bedarfe zu decken, mussten auch in diesem Jahr die gesetzlich zulässigen Überbelegungen genutzt werden, wobei die Obergrenze von 10 Prozent nicht überschritten wurde, so Köpcke.
Die Kitas in städtischer Trägerschaft werden demnach im Kindergartenjahr 2022/2023 mit 486 Ü3-Kindern überbelegt (reguläre Platzanzahl: 7266, plus 6,9 Prozent), in den U3-Einrichtungen werden die 1077 Plätze mit zusätzlich 85 Kindern überbelegt (plus 7,9 Prozent). Die maximal zulässige Überschreitung der Gruppenstärke (Überbelegung) liege bei zwei Kindern pro Gruppe, teilt die Verwaltung mit.
Zu wenig Inklusionsplätze in den Kitas
Für Kinder mit Förderbedarf gibt es ebenfalls eine Unterversorgung, wie die Verwaltung auf Nachfrage von Bündnis 90/Die Grünen erklärt. Im Kindergartenjahr 2022/23 ergebe sich ein Fehlbedarf von 11 Plätzen für Kinder ab drei Jahren und von 45 Plätzen für jüngere Kinder mit besonderem Förderbedarf.
Laut aktueller Statistik gibt es für Kinder unter drei Jahren lediglich 31 Plätze stadtweit, die ausschließlich von freien (27) und konfessionellen Trägersn (4) angeboten werden. Für über drei Jahre alte Kinder mit Behinderung gibt es 456 Plätze. Mehr als die Hälfte bieten freie Träger an (238), in städtischen Kitas ist Platz für 166 Kinder, konfessionelle Kitas haben 48 und Elterninitiativen vier Inklusionsplätze.
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>>PLATZ FÜR KINDER AUS DER UKRAINE
- Ankommende Familien können sich regulär über das zentrale Vergabesystem in einer Kita anmelden. Diese zusätzlichen Bedarfe sind zwar nicht einberechnet worden, das Jugendamt habe von verschiedenen Kita-Trägern aber Angebote für Zwischenlösungen erhalten.
- Ausgebaut werden laut Jugendamt außerdem Angebote wie Flükids und Willkommensangebote der Wohlfahrtsverbände.