Duisburg. Das Standesamt Duisburg-Mitte braucht derzeit lange, um Geburten zu beurkunden. Eltern klagen über finanzielle Folgen. Wie die Stadt reagiert.

Merlin aus Duisburg und seine Frau haben bereits vor über vier Wochen beim Standesamt Mitte die Geburtsurkunde für ihren zweiten Sohn beantragt – und warten immer noch darauf. Dies hat massive finanziellen Folgen für die Familie, denn: „So wurden sowohl die Anträge für Kinder- und Elterngeld als auch der Antrag für Mutterschaftsgeld nicht vollständig bearbeitet“, sagt der Duisburger. „Dadurch wartet meine Frau nun auf rund 1500 Euro monatlich, die ihr ja rechtlich zustehen. Da fragt man sich doch, ob man nun einen Kredit aufnehmen muss, um irgendwie über die Runden zu kommen.“

Jennifer und Kevin, ebenfalls Eltern aus Duisburg, haben beziehungsweise hatten dieselben Probleme. Erst sieben Wochen nach ihrem Antrag haben sie nun endlich die Geburtsurkunde für ihren Sohn Ben bekommen und können nun die entsprechenden Leistungen beantragen.

Geburtsurkunden: Lange Wartezeiten in Duisburg-Mitte wegen personeller Engpässe

Stadtsprecher Sebastian Hiedels teilt auf Nachfrage der Redaktion die Gründe für die massiven Verzögerungen mit: „Bedauerlicherweise kommt es aktuell im Standesamt Mitte aufgrund von personellen Engpässen zu längeren Wartezeiten von etwa sechs bis acht Wochen für Geburtsbeurkundungen, nachdem die erforderlichen Urkunden und Unterlagen vorliegen.“

Im Standesamt Mitte seien von den vier Stellen aktuell nur zwei besetzt. Eine personelle Unterbesetzung in diesem Bereich, so hat es die Stadt der Familie Panek per Mail mitgeteilt, gebe es dabei schon „seit längerer Zeit“. Die Stadt bemühe sich momentan um die schnelle Wiederbesetzung der Stellen.

Vereinzelt könne die Beurkundung und damit die Ausstellung der Geburtsurkunde aktuell sogar noch länger dauern, wenn Unterlagen fehlen – „zum Beispiel, wenn ausländische Behörden beteiligt werden müssen“, erklärt Hiedels.

Stadt stellt vorläufige Bescheinigungen aus

Die Stadt habe auf die längeren Bearbeitungszeiten reagiert und stelle in vielen Fällen eine sogenannte „vorläufige Bescheinigung wegen Zurückstellung der Beurkundung“ aus, die die Eltern bei Behördengängen vorlegen können, etwa für Mutterschaftshilfe, Eltern-, Kindergeld oder die Krankenkasse.

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„Dies ist der Fall, wenn die Beurkundung nicht zeitnah erfolgen kann oder wenn zum Beispiel noch Urkunden zum Nachweis der Identität oder des Familienstandes aus dem Ausland erforderlich sind“, erklärt der Stadtsprecher. Momentan werde die Bescheinigung ausgestellt, wenn dort alle für die Beurkundung erforderliche Urkunden und Unterlagen vorliegen. Diese können demnach per E-Mail eingescannt an das Standesamt übermittelt werden.

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„Nach der Vorerfassung der Geburt wird die vorläufige Bescheinigung zugesendet“, sagt Hiedels. „Damit können Eltern das Elterngeld beim Jugendamt beantragen, das bei einer fristgerechten Antragsstellung drei Monate rückwirkend bewilligt und nachgezahlt wird.“ Die vorläufige Bescheinigung werde den Eltern „zeitnah innerhalb von etwa 14 Tagen zugesendet“, so der Stadtsprecher, „in Einzelfällen auch schon früher.“

Mutter: Kranken- und Familienkasse akzeptieren nur das Original

Nun, bei Jennifer und Kevin war sie nach Angaben der 35-Jährigen erst nach gut sechs Wochen da, nur fünf Tage vor dem Original. Weiteres Problem: „Mit der vorläufigen Bescheinigung kann ich zwar Elterngeld beim Jugendamt beantragen, aber kein Mutterschaftsgeld bei meiner Krankenkasse und auch kein Kindergeld bei meiner Familienkasse Krefeld. Ich hatte jeweils nachgefragt, sagt die Duisburgerin. „Das geht nur mit Original.“ Deshalb helfe eine vorläufige Bescheinigung kaum weiter – „zumal eine Freundin im April Elterngeld beantragt hat und es erst jetzt vor ein paar Wochen bewilligt wurde“.

>> GEBURTSURKUNDEN: KÜRZERE WARTEZEITEN IM DUISBURGER NORDEN UND WESTEN

  • Die insgesamt drei Standesämter in Duisburg – Mitte, Nord und West – stellen nach Angaben der Stadt am Ende drei Geburtsurkunden für Kindergeld, Erziehungsgeld und für die Krankenkasse aus, sobald ausländische Stellen beteiligt sind, aber auch internationale, mehrsprachige Geburtsurkunden.
  • Die Wartezeiten im Standesamt Nord und West seien aktuell deutlich kürzer. Wobei im Standesamt West auch nur noch wenige Geburten beurkundet werden, seit der Geburtenbereich des Johanniter-Krankenhauses in Rheinhausen geschlossen wurde.
  • Die vereinzelten Geburten im Westen werden laut Stadt daher von den dort vorhandenen Standesbeamten beurkundet. Die ehemalige Stelle für die Geburtsbeurkundung sei im Standesamt Mitte angesiedelt worden. Das Standesamt Nord hat dafür weiter eine Stelle.
  • Alle Stellen sind nach Angaben der Stadt am Verhältnis der Geburtsbeurkundungen bemessen worden: 935 im Standesamt Nord, 3246 im Standesamt Mitte (Jahr 2021).