Duisburg. Um seiner Lieblingskneipe in Duisburg-Meiderich durch die Corona-Krise zu helfen, will Wolfgang Trepper zwei Shows in Paddy’s Pub spielen.
Patrik Fidrysiak, Stammgästen besser bekannt als „Paddy“, ist Meiderichs dienstältester Wirt. Seit 27 Jahren steht er an der Gabelsberger Straße hinter der Theke, weiß, wer welches Bier bekommt und kennt die Lebensgeschichten seiner Besucher. Ein Promi ist auch darunter: Paddy’s Pub ist die Lieblingskneipe von Wolfgang Trepper. Der weiß: Corona hat den Gaststätten schwer zugesetzt. Und damit der Kabarettist auch künftig nach seinen Auftritten noch einen Absacker bei Paddy bekommt, hat er sich entschlossen, zwei Solidaritäts-Shows für jeweils 100 Leute zu spielen. Zusätzlich zum Eintritt von 25 Euro, packt Trepper sogar noch fünf Euro drauf, quasi sein Solidaritätszuschlag.
Meidericher steht seit 27 Jahren hinter der Theke
„Das ist mir eigentlich ein bisschen peinlich, aber wenn Wolfgang sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er davon auch nicht abzubringen.“ Und Recht habe der Kabarettist ja auch: Winter und Frühjahr sind für ihn die umsatzstärksten Zeiten, im Sommer gehen die Leute lieber in den Biergarten oder fahren in den Urlaub, normalerweise. Nun sind zwei Monatseinnahmen weg, einfach so. Dabei will sich Fidrysiak nicht beschweren – den Wechsel in die Gastronomie hat der Mann, der nach der Schule bei Thyssen lernte, nie bereut. Zunächst arbeitete er als Kellner in der Kneipe, wandte sich dann an den Bierverleger, weil er auf der Suche „nach was Eigenem war“ – der gab ihm den Tipp, einfach ein paar Wochen zu warten. „Der Vorgänger stand bei den Firmen ziemlich in der Kreide und bekam die Kündigung. Als ich mich bewarb, hab ich dann den Zuschlag bekommen.“
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Normalerweise sitzen die Gäste alle an der Theke und der Chef steht dahinter. Doch nun hat er Klarsichtfolien gespannt und die Besucher verteilen sich an verschiedenen runden Tischen - die Abstandsregeln wollen es so. Es sind viele Stammgäste darunter. Um sich jedes Mal die Corona-Anwesenheits-Schreiberei zu sparen, hat sich Fidrysiak ein System mit Karteikarten ausgedacht: Vorne stehen Name, Adresse, Telefonnummer, auf der Rückseite wann der Gast sein Bierchen trinkt. Schwierig wird’s für das Personal allerdings, wenn alle nur mit Spitznamen gerufen werden. So wie „Baddy“. „Den Paddy, den kenn’ ich schon so lange. Der ist sogar Patenonkel für meinen Sohn geworden.“ Er ordert einen Kirschsaft „für den Ulligen“, er selbst nimmt Saft aus dem Zapfhahn. Ehrensache, dass er Karten für die Solidaritätsshows geordert hat. Andere unterstützen Paddy, indem sie Tassen oder Shirts aus seiner Soli-Kollektion kaufen, die er kurzfristig aufgelegt hat.
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Für Wolfgang Trepper, geboren auf der anderen Rheinseite Duisburgs und inzwischen Wahl-Hamburger und -Homberger, war Meiderich kneipenmäßig schon immer erste Wahl. „Mein Kumpel hat mich mal da hin geschleppt und mittlerweile habe ich viele Freunde in Meiderich.“ Der Vorteil: „Hier kann ich nach einem Auftritt in Ruhe mein Biertrinken und die Leute wissen, dass sie mich erstmal zehn Minuten in Ruhe lassen, bevor sie mich ansprechen.“ Außerdem gibt’s bei Paddy nicht nur Bier, sondern auch noch Kicker, eine Dart-Scheibe und einen Flipper-Automat. „Flippern und Tapezieren sind meine Talente, das kann man so sagen.“ Nun muss Trepper allerdings sehr stark sein. Der Automatenhersteller hat nämlich ausgerechnet sein Lieblingsgerät, den Flipper, abgebaut und an Komik-Konkurrenten Markus Krebs verkauft. „Der musste auch gucken wie er durch Corona kommt“, sagt Fidrysiak entschuldigend.
Show-Premiere kurz vor dem Corona-Lockdown
Termine, wann Wolfgang Trepper in Meiderich auftritt, gibt es noch nicht. „Wir haben die Zahl auf 100 Leute begrenzt, wissen aber noch nicht, wann es wieder möglich sein wird, wieder vor 100 aufzutreten“, erklärt der Kabarettist. Und: Wenn die Erlaubnis kommt, dann muss Trepper auch wieder seine normalen Shows spielen. Im Sommer hätte er eigentlich ein längeres Engagement bei Didi Hallervordens Wühlmäusen in Berlin. Die Termine werden, ebenso wie andere Auftritte, nachgeholt. „Kurz vor dem Lockdown hatte ich die Premiere meines neuen Programmes in der Mercatorhalle. Danach wäre ich eigentlich auf Tour gegangen“, beschreibt Trepper die Misere. Im Autokino zu spielen, fand er schwierig. „Ich brauche Publikum, dass ich anspielen kann.“ Immerhin hatte er zwischendurch eine Aufzeichnung beim NDR. „Da habe ich mir Johannes Oerding als Gast gewünscht, da hatte ich wenigstens das Gefühl, nicht ganz alleine im Studio zu sein.“
Der erste Gig war jedenfalls schnell ausverkauft, so dass es nun noch einen zweiten geben soll. „Die Leute sollen in der Kneipe vorbeigehen, die Tickets bezahlen, damit Paddy über die Runden kommt und müssen mir einfach glauben, dass ich mein Versprechen einlöse“, sagt Trepper.
Seine Meidericher Fans haben vollstes Vertrauen. Sie wissen ja, dass er bald mal wieder vorbei kommt, um bei Paddy ein Frischgezapftes zu trinken.