Duisburg-Neudorf. Seit ein paar Wochen haben die „Golden Girls“ von Raffael Lukaszczyk in der Ludgerikirche ihr neues Zuhauses. So schmeckt der erste Honig.
Die Kirche am Ludgeri-Platz hat neue Untermieter. Auf dem Balkon, in zehn Metern Höhe, ist es ein einziges Gesumse: Rein, raus geht’s, doch Raffael Lukaszczyk bleibt ganz ruhig. Der 22-Jährige ist Hobby-Imker und hat drei seiner Völker in dem Gotteshaus untergestellt. Weitere sollen noch auf einem anderen Kirchenbalkon platziert werden. Auf die Idee kam er ausgerechnet, als er einen Bericht über das brennende Dach von Notre Dame sah – dort war nämlich auch die Rede davon, ob wohl die Bienen überlebt haben. Seines Wissens gebe es nur noch den Berliner Dom, der ebenso als Standort für einen Imker dient. Und nun eben die Ludgerikirche.
Pastor Christian Schulte aus Duisburg-Neudorf unterstützt die Initiative
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„Ich war hier Messdiener, habe mich in der Katholischen Jugend engagiert und deshalb einfach mal nachgefragt“, erzählt der Neudorfer, der derzeit eine Ausbildung zum Berufsjäger macht. Und Pastor Christian Schulte war begeistert von der Idee: „Die Bewahrung der Schöpfung ist eines der wichtigsten Anliegen der Christen; von daher kann ich solche Initiativen nur unterstützen. Als der Imker mich ansprach, habe ich sofort zugesagt.“ Mehr noch: Auf dem Grünstreifen vor der Kirche legte die Gemeinde eine Blumenwiese an, die auch andere Insekten anlocken soll. Und natürlich kommen Bienen auch schon in der Bibel vor, nicht nur als Passagiere der Arche Noah. Schulte zitiert Jesus Sirach Kapitel 11, Vers 3: „Klein unter den fliegenden Lebewesen ist die Biene, doch der Ursprung von Süßem ist ihr Ertrag.“
Raffael Lukaszczyk weiß: Auch Mönche haben oft geimkert. „Zwischen Bienen und Mönchen gibt es eine lange Verbindung.“ Als Jugendlicher hat sich der Ludgeri-Imker zum ersten Mal mit Bienen beschäftigt, war fasziniert von den Tieren, und außerdem: „Ich bin gerne an der frischen Luft.“ Der Ludgeri-Platz mit seinen Kastanien sei ein gutes Pflaster für die summenden Tiere. Und in den Hinterhöfen und Balkonkästen finden die fleißigen Bienen genügend Blüten und Nektar. Der erste geschleuderte Honig ist bereits abgefüllt, recht süß und vergleichsweise dunkel: „Das kommt von der Kastanie.“
Die Wendeltreppe, die zu den bisher wenig genutzten Balkonen führt, ist schmal, eng und staubig. Mittags, wenn es warm wird, sind die Bienen normalerweise etwas träge. Doch heute sind sie aktiv. Nun muss Raffael Lukaszczyk ruhig bleiben. „Die Bienen spiegeln mir eigentlich wider, wie ich drauf bin. Wenn ich ruhig bin, sind sie auch entspannt. Zu hektisch sollte man nicht sein, dann werden sie aggressiv.“ Auch auf Parfüm verzichtet er, denn das mögen die Tiere gar nicht Ein paar Stiche hat er in der vergangenen Saison dennoch abbekommen, „aber das ist nicht so schlimm.“ Den typischen Anzug mit Haube legt er nur selten an.
Ludgeri-Imkerei hat ein eigenes Logo
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Für die Gläser hat der Berufsschüler ein eigenes Logo entwickelt. „Ludgeri Imkerei“ ist darauf zu lesen, und der Kirchturm steht im Mittelpunkt. Selbst auf seine Weste hat er sich das Logo sticken lassen. „Das war ein längerer Abend im Finkenkrug“, erzählt er lächelnd, wie er auf die Idee gekommen ist. Auch das Wachs will er künftig verarbeiten, denkt zum Beispiel über spezielle Kerzen nach.
Die Nachfrage bei den Gemeindemitgliedern nach Honig und anderen Produkten ist groß. Momentan müssen die „golden Girls“, wie Raffael Lukaszczyk seine Bienen liebevoll nennt, jedoch erst einmal arbeiten. Wer ihnen etwas Gutes tun möchte, lässt übrigens ein bisschen „Unkraut“ stehen oder stellt ein Glas, gefüllt mit Steinen und Wasser, raus. Unter dem Namen „Bee.Ludgeriplatz“ lässt er die Duisburger auf Facebook an seinem Hobby teilhaben.
>> Wer Kontakt mit Raffael Lukaszczyk aufnehmen möchte, kann ihm an ludgeri.imkerei@gmail.com eine E-Mail schreiben.
Übrigens befinden sich auch am Grab des heiligen Ludgerus Kunst-Bienen, inklusive dargestellter Wabe. Der Imker sieht das als gutes Zeichen.