Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. 140 Neugierige kamen von weit her zum Tag für Neuimker. Das Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen gehört zu den wenigen, die ausbilden.

Gitterboden, untere Brutraumzarge, obere Brutraumzarge, Honigraumzarge, Honigraumzarge und Blechhaube – aus sechs einzelnen Elementen ist flugs das Haus für fleißige Arbeiterinnen und ihre Königin gebaut: der Bienenstock für Honigbienen. Anschaulich und teils humorvoll erhielten beim Imkerei-Schnupperkurs „Lust auf eigenen Honig“ interessierte Neuimker im Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen erste Einblicke, was sie im siebenteiligen Anfängerseminar erwartet, damit sie künftig selbst ihren eigenen Honig ernten können.

Hier wird am Schnuppertag gemeinsam der Bienenstock kontrolliert, der vor dem Bienenmuseum steht.
Hier wird am Schnuppertag gemeinsam der Bienenstock kontrolliert, der vor dem Bienenmuseum steht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Einmal im Jahr bietet der Kreisimkerverband Duisburg, dem fünf Duisburger Imkervereine mit etwa 270 Mitgliedern angeschlossen sind, dieses Anfängerseminar an. Rund 140 Teilnehmer waren angereist, teils aus den Benelux-Ländern, aus Baden-Württemberg, Aachen, Viersen, vom gesamten Niederrhein. Einige hatten sogar hier übernachtet, um den Schnuppertag besuchen zu können.

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Der Kreisimkerverband Duisburg gehört mittlerweile zu den wenigen, die solche Seminare noch anbieten. Wolfgang Neiße, 2. Vorsitzender und Pressesprecher: „Mittlerweile gibt es Kreisimkerverbände, die keine Neuimker mehr aufnehmen, wie etwa der Essener Verband, der eine sprunghafte Steigerung von 150 auf 450 Mitgliedern erfuhr.“

Renommierte Bienenforscher kommen nach Duisburg

Mit den Referenten Dr. Pia Aumeier und Dr. Gerhard Liebig hatte der hiesige Verband zwei Koryphäen gewinnen können. Beide sind studierte Biologen, lehrten an der Universität Bochum und sind seit Jahrzehnten als Bienenforscher unterwegs. Dr. Gerhard Liebig ist ein bekannter Buchautor, nennt zirka 500 Bienenvölker sein eigen, die er vorzugsweise auch zu Forschungszwecken hält. Dr. Pia Aumeier hat unter Imkern den Ruf einer ausgewiesenen Praktikerin.

Die Imkerei ist ein „Hype“

Während des Schnuppertags erlebten die Teilnehmer einen Schnelldurchlauf dessen, was das ganze Jahr über in den Anfängerkursen vermittelt wird. Wolfgang Neiße freute sich, dass die Imkerei heute nicht mehr eine schöne Aufgabe für ältere Herren um die 70 Jahre ist, sondern immer mehr junge Leute, sogar Kinder anspricht und vor allem auch Frauen, die mittlerweile in einem Verhältnis von 50:50 in den Vereinen vertreten sind.Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

„Die Imkerei ist seit zehn Jahren ein Hype“, sagt der zweite Vorsitzende und ergänzt, dass 95 Prozent Hobbyimker und fünf Prozent Berufs- beziehungsweise Großimker sind, die ab 200 Bienenvölker besitzen. Die Gründe für das Hobby sind vielfältig, manche möchten gerne ein naturreines Produkt ernten, andere wollen helfen, dass die Honigbienen nicht aussterben. Immer wieder befällt sie die Varroa-Milbe. „Die Milbe ist der erfolgreichste Parasit, den die Natur hervorgebracht hat. Jedes befallene Volk stirbt innerhalb von zwei Jahren. Zur Bekämpfung der Milbe werden unter anderem natürliche Säuren eingesetzt“, erklärt Udo Ruehs, erster Vorsitzender.

Der beste Honig der Welt

Mit rund 1500 Euro muss ein Neuimker für die Ausstattung sowie zwei Bienenvölker zu Beginn kalkulieren. In den ersten drei Jahren wird er keine Einkünfte haben, später kann er etwa 25 Kilogramm Honig ernten, wenn er ein gutes Wirtschaftsvolk hat. Die meisten Hobbyimker halten fünf bis acht Völker.

„Bienen aus Deutschland produzieren den besten Honig der Welt“, stellen Neiße und Ruehs heraus, aber nur 20 Prozent des hier verkauften Honigs komme aus Deutschland, dagegen 80 Prozent aus China und Südamerika - industriell hergestellter Honig, bei dem stets die gleichen neun Honigarten gemischt werden. Der feine Unterschied zu regionalen Imkern in der Nachbarschaft: Jedes ihrer Völker hat einen eigenen Geschmack, eine eigene Farbe und eine eigene Konsistenz.

Eine besondere Aufgabe möchte der Kreisimkerverband in nächster Zeit angehen: Er will helfen, die Lebensbedingungen für Wildbienen zu verbessern. Wolfgang Neiße: „Wildbienen leben einzeln und fliegen nur bestimmte Pflanzen an. Wenn es die Blüten nicht mehr gibt, sterben die Bienen.“ Übrigens: Rund 70 Prozent der Schnupperkursteilnehmer haben sich für die Anfängerlehrgänge angemeldet.

>>> DAS BIENENMUSEUM RUMELN-KALDENHAUSEN

  • Das vom Kreisimkerverband unterhaltene Bienenmuseum in Rumeln-Kaldenhausen an der Schulallee ist Begegnungsstätte für die rund 270 Mitglieder, Aus- und Fortbildungszentrum Ausstellungsort. Der Kreisimkerverband organisiert pro Jahr etwa 50 Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen, rund 2000 Interessierte nehmen im Schnitt daran teil. Das Bienenmuseum ist mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.