Duisburg-Neudorf/Mitte. Hausverkauf ist Teil eines langfristigen Sanierungskonzepts. Pfarrei und Gemeindemitglieder sollen bis Ende 2017 ein Konzept vorlegen, wie die pastorale und wirtschaftliche Zukunft der Pfarrei Liebfrauen aussieht.
Drei Jahre stand das Ludgerus-Haus leer, nun hat die Pfarrei Liebfrauen das denkmalgeschützte Gebäude an einen türkischen Geschäftsmann aus Oberhausen verkauft. Dem Vernehmen nach will er das 487 Quadratmeter große Haus in Neudorf als Sprachschule nutzen. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart, angeboten wurde es für 699.000 Euro. Der Verkauf ist Teil eines Sanierungsprogramms, bei dem sämtliche Aufgabenbereiche und Gebäude auf den Prüfstand kommen.
Gemeindemitglieder und Pfarrer sehen dem allerdings gelassen entgegen. „Davon ist schon so lange die Rede. Da muss jetzt auch mal was passieren“, sagt Rita Osowski vom Pfarrgemeinderat. Natürlich habe man dennoch gehofft, dass das Ludgerus-Haus noch möglichst lange zur Verfügung stehe. Immerhin haben die Jugendgruppen, der Chor und die Kleiderkammer eine neue Bleibe gefunden. Nicht kirchliche Nutzer des Gebäudes, etwa ein Schachverein, müssen sich allerdings eine neue Spielstätte suchen. Ihnen soll aber von Seiten der Pfarrei bei der Suche nach neuen Räumen geholfen werden.
Ökumenisch zusammenarbeiten
Der Sanierungsstau in der Pfarrei Liebfrauen ist hoch. Die Pfarrei besitzt rund 60 Gebäude. „Wir prüfen derzeit, ob wir uns von einigen trennen“, erklärte Bastian Zimmermann, Verwaltungsleiter der Pfarrei Liebfrauen und damit zuständig für Liegenschaften. Neben Kirchen und Pfarrhäusern besitzen die Katholiken im Bezirk Mitte auch Mietobjekte, die früher einmal gebaut oder ihnen vererbt wurden. Die werden zunehmend zur Last. An runden Tischen wird seit Monaten über eine Perspektive debattiert. Bis Ende 2017 soll die Gemeinde ein Konzept erarbeiten, wie sich die Arbeit in der Zukunft gestalten soll – und wie viele Immobilien man dafür braucht. Eine nächste Klausurtagung ist für April anberaumt.
„Der Chor wird künftig im evangelischen Gemeindehaus proben. Wir haben in Neudorf keine Scheu, ökumenisch zu arbeiten“, erklärt Pastor Christian Schulte. Andere Angebote werden im Gemeindehaus neben der Ludgeri-Kirche stattfinden. „Im besten Fall denken wir am Ende gar nicht mehr in Gemeindegrenzen, sondern überlegen uns, wie wir unsere Arbeit organisieren können“, sagt Pastoralreferent Markus Borzymski, der den Umstrukturierungsprozess koordinieren soll. Laufe alles so weiter werde sich im Jahr 2030 ein Haushaltsdefizit von 750.000 Euro angehäuft haben, die etwa für die Instandhaltung der Gebäude notwendig seien. Gleichzeitig würden sich auch die Erwartungen und Wünsche an Kirche verändern. „Nur noch fünf Prozent der Gemeindemitglieder besuchen regelmäßig einen Gottesdienst“, weiß Borzymski. Die Frage sei, ob dafür sämtliche Gotteshäuser erhalten bleiben müssen oder einige Kirchen zu Mehrzweck-Gemeindezentren umgebaut werden. So wird die neu gestaltete Kirche St. Joseph am Dellplatz bereits jetzt regelmäßig für Konzerte genutzt.
„Das wird sicherlich ein schmerzhafter Prozess“, weiß Borzymski, schaut aber dennoch zuversichtlich in die Zukunft.