Duisburg. Drei Duisburger haben aus einer alten Druckerei den Veranstaltungsraum „Edel“ gemacht. Zweimal im Monat gibt’s Cocktails und andere Drinks.

Gaye Sevindim, Richard Schneider und Dirk Bremmenkamp sind die neuen „Edel“-Frauen und -Männer in Duisburg-Duissern. Aus der gleichnamigen ehemaligen Druckerei „Edel“ an der Mülheimer Straße haben sie eine neue Location für Veranstaltungen mit angeschlossener Bar gemacht. Zwei Mal im Monat soll es künftig Drinks geben. Dirk Bremmenkamp ist in der Szene bekannt für die hervorragenden Cocktails, die er mixt. Außerdem soll man den Raum zum Beispiel für Feiern mieten können. „Im besten Fall kommt man als Gast und geht als Freund der Familie“, erklärt Dirk Bremmenkamp das Konzept.

Neue Hausbesitzer in Duisburg-Duissern fühlen sie sich als „Stadtmenschen“

Dirk Bremmenkamp mixt die Drinks für die neue Duisburger Bar „Edel“. Hier entsteht ein „Ananas Highball“.
Dirk Bremmenkamp mixt die Drinks für die neue Duisburger Bar „Edel“. Hier entsteht ein „Ananas Highball“. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Kennen gelernt haben sich Gaye Sevindim, Richard Schneider und Dirk Bremmenkamp übrigens über ihre Kinder. Der 43-Jährige arbeitet tagsüber als Tagesvater und ist selbst Papa von zwei Kindern. Gaye Sevindim und Richard Schneider haben ebenfalls zwei Kinder, inzwischen fünf und zehn Jahre alt. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer mit verschiedenen Eltern zum Kochen getroffen“, erzählt Gaye Sevindim. Während die Eltern kochten, gab’s für den Nachwuchs Programm im Kinderzimmer. Dirk Bremmenkamp hat nicht nur gekocht, sondern auch die Getränke beigesteuert.

Als Gaye Sevindim und Richard Schneider ein Haus suchten, fanden sie die Immobilie an der Mülheimer Straße. „Wir sind überzeugte Städter. Mit Grün und Idylle haben wir es nicht so“, erzählt die 44-Jährige, die im Duisburger Norden aufwuchs. Also stört es sie auch nicht, das vor der Tür der Verkehr rauscht und die Straßenbahn bimmelt. Im Gegenteil: Die Familie hat sogar ihr Auto abgeschafft. „Bisher funktioniert das ganz gut.“

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Zum Mehrfamilienhaus gehörte im Hinterhof eben auch das Gebäude, das über Jahrzehnte als Druckerei genutzt wurde. Im Keller haben zudem die Pony Riders, ein Fahrradkurier-Dienst, ihr Hauptquartier. „Viele wussten wohl nicht, was sie mit Anbau anfangen sollten und haben das Haus deshalb nicht gekauft“, vermutet Gaye Sevindim.

Doch Richard Schneider ist handwerklich begabt und hat gemeinsam mit Dirk Bremmenkamp aus den alten Druckerei-Möbeln zum Beispiel Tische und eine Theke geschreinert. „Upcycling war das Thema. Wir haben alles selbst gemacht und wollten möglichst viel wiederverwenden“, erklärt der 43-Jährige.

Sieben Monate Verhandlungen mit den Duisburger Behörden

nach lärm-klage- kalt.weiss.trocken schließt bar in duisburgParallel kümmerten sie sich um die Genehmigungen bei den Ämtern, aus dem alten Betrieb eine Veranstaltungslocation mit Bar machen zu dürfen. „Am Anfang war das ziemlich schwierig. Gegen Ende lief es dann besser“, beschreibt Richard Schneider. Sie liefen von Amt zu Amt und von Ansprechpartner zu Ansprechpartner.

Einmal brauchten sie eine Rampe, um das Gebäude barrierefrei zugänglich zu machen. Ein anderer sagte, dass noch eine längere Rampe nötig wäre. Dann ging es wieder mit einer Ausnahme. „Einer vom Ordnungsamt meinte sogar, er würde zum Feiern immer nach Düsseldorf fahren. Da hab ich gesagt: ,Siehste, das kann doch nicht sein’“, erinnert sich Gaye Sevindim.

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In der Ecke hängt nun ein „Decibel Meter“, das den Lärmpegel misst. Aber das Grundrauschen der Straße ist meist ein bisschen lauter. Zudem erleichtert den Start, dass alle, die vorbeikommen wollen, sich auf eine Gästeliste setzen lassen müssen. So können die Drei erst einmal testen, wie das Konzept ankommt. Läuft es gut, wollen sie in etwa einem Jahr die anderen Auflagen, wie die nach einer Rampe und einer Behindertentoilette, erfüllen.

Aus alten Möbeln, die in der Druckerei standen, haben Richard Schneider und Dirk Bremmenkamp die Tische und die Theke geschreinert. Alte Setzkästen erinnern noch an die frühere Nutzung.
Aus alten Möbeln, die in der Druckerei standen, haben Richard Schneider und Dirk Bremmenkamp die Tische und die Theke geschreinert. Alte Setzkästen erinnern noch an die frühere Nutzung. © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Zwei Wochenenden im Monat, jeweils freitags und samstags, wird es dann Drinks geben. Dirk Bremmenkamp will die Karte klein halten. „Neben Klassikern wird er ein paar Signature-Cocktails kredenzen. Dazu verwendet er hochwertige Spirituosen und Zutaten. „Ich arbeite an einem System, wo man mit drei Flaschen etwas Gutes zaubern kann“, erklärt der 42-Jährige, der unter anderem im legendäre Goldengrün hinter der Theke stand und zum Beispiel regelmäßig für einen Einsatz bei der Extraschicht am Innenhafen gebucht wird.

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„Toter Grashüpfer“ heißt eine Kreation, für die der Mitbegründer des Barzirkel Ruhrgebiet Heu eingekocht hat. „Dirk bereitet ganz viel vor“, weiß Gaye Sevindim. Er setzt Mixturen für die Cocktails an, legt Früchte ein, experimentiert mit Gewürzen.

Dirk Bremmenkamp hat sich mit Standard-Literatur über Drinks fortgebildet

Als er vor 20 Jahren mit dem Mixen anfing, besorgte er sich erst einmal Standard-Literatur, zum Beispiel Jerry Thomas „The Bon Vivant’s Companion“ – die Erstauflage ist 1862 erschienen. Er kann Vorträge über die einzelnen Zutaten und Geschichten zu den Drinks erzählen und ein bisschen sollen die Abende auch wie ein Tasting werden, bei dem sich die Gäste dann über die einzelnen Cocktails austauschen.

Für den „Alexander No. 3“ hat Bremmenkamp den Rand des Glases mit blauem Zucker, Hibiskusstaub und granulierten Pistazien gepudert. Je nachdem, welche Krümel an der Lippe haften bleiben, verändert das Getränk seinen Charakter.

Wem der Sinn nicht nach Cocktails steht, für den wird es Flaschenbier geben oder zwei Weine aus der benachbarten Weinvilla. „Wir teilen da eine ähnliche Idee und wollen auch mal etwas zusammen machen“, blicken die Drei voraus und freuen sich auf den Start.

Der erste Abend am Samstag, 25. Januar ist bereits ausgebucht. Künftig sollen die Termine auf der Facebookseite veröffentlicht werden. Wer vorbeikommen möchte, schreibt eine Nachricht und wird auf die Gästeliste gesetzt. Auch, wer eine Veranstaltung plant, kann sich melden: dirkroyal@gmx.de. Platz ist für etwa 40 Personen.