Beim Cocktail-Workshop im "Havanna" erzählt Dirk Bremmenkamp von erfinderischen Apothekern, vitaminreichen Spirituosen und mischt sich durch die Bar

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Sabrina, Petra und Kristof sehen etwas enttäuscht aus, als Dirk Bremmenkamp zwei Flaschen Wasser auf die Theke stellt. Damit haben sie in einem Cocktail-Workshop wohl nicht gerechnet. "Ich möchte euch doch etwas vermitteln", sagt der Barkeeper und grinst sie an. "Ihr sollt ja nicht einfach betüddelt nach Hause gehen." Dirk Bremmenkamp ist Inhaber des "Havanna" an der Musfeldstraße und steht Abend für Abend selbst hinter seiner geliebten Bar. Dann schaut er aber gütig und und fragt: "Mögt ihr etwas Bitteres? Campari? Gin?" Sie mögen, der Workshop beginnt.

Bevor er sich an das Mischen eines Negroni macht, kommt schon die erste Frage seiner Schüler. "Gibt es Regeln, was die Gläser angeht?" Die gibt es sehr wohl. "Es gibt zwar Variationsmöglichkeiten, aber die freie Wahl gibt es nicht. Man kann einen Martini zum Beispiel nicht im Tumbler servieren, oder eine Pina Colada im Martini-Glas. In guten Rezeptbüchern ist immer angegeben oder abgebildet, welche Art von Glas gebraucht wird", sagt Dirk und kehrt wieder zum Negroni zurück, die Gin-Flasche hat er schon in der Hand. "Den haben wir übrigens einem holländischen Apotheker zu verdanken", erklärt er. "Der war wohl auf der Suche nach einem Wundermittel - und das ist ihm ja irgendwie auch gelungen. Gin ist geduldig, nicht aufdringlich, aber aromatisch." Dirk beendet die Bewerbung seiner Lieblingsspirituose mit dem Geschmackstest, seine Zuhörer und Mittrinker sind begeistert.

Vom Gin kommt Dirk bald auf Liköre, bleibt aber in Holland und schwärmt vom Ideenreichtum Lucas Bols'. Im 16. Jahrhundert befasste sich der Amsterdamer mit der Likörherstellung, die Firma ist heute eine Größe auf dem Weltmarkt. Dirks Theorie, dass durch den Fruchtgehalt der Likör auch zahlreiche Vitamine mit sich bringt, stößt bei den Workshop-Teilnehmern auf Ungläubigkeit, der kleine Detox - Aprikosenschnaps, Wodka und Preiselbeersaft geschichtet - wird aber mit Begeisterung aufgenommen. "Hui", quittiert Sabrina den hohen Alkoholgehalt, was für den Barkeeper das Stichwort ist: "Im Grunde ist der Alkoholrausch eine Vergiftung - also trinkt mal wieder einen Schluck Wasser." Zur Sicherheit serviert Dirk nun auch noch einen alkoholfreien "Wake Up", während er die richtige Technik des Shakens erklärt: "Immer vom Körper weg, aus dem Ellenbogen heraus, und nicht sich selbst dabei schütteln."

Das nächste Getränk hat es wieder in sich, ein Cosmopolitan wird serviert, weil Dirk von Wodka spricht. Die Chronistenpflicht wird allmählich vernachlässigt, selbst das Wasser hilft nicht. Und das nächste Thema schon gar nicht: Rum. Der passende Drink heißt Ernest Hemingway Special - und so langsam geht der alte Mann im Cocktail-Meer unter.

www.havanna-duisburg.de