Duisburg. In der Gastronomie gilt schon bald 2G plus. Duisburger Wirte bewerten die Verschärfung unterschiedlich. Unser Autor war am Wochenende unterwegs.

Bald sollen auch die Besucher in Kneipen und Restaurants einen negativen Test vorweisen – neben ihrer Impfung oder ihrem Genesenen-Status. Das hat die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag, 7. Januar, festgelegt. Die Duisburger Wirte sehen dieser Verschärfung allerdings relativ gelassen entgegen. Sie fürchten lediglich um die Laufkundschaft unter der Woche.

Samstagabend im Finkenkrug in Neudorf. Die Kultkneipe ist gut besucht, an den Tischen genießen die Gäste die Großzügigkeiten der Corona-Schutzverordnung. Roland Jahn, der Chef, hofft, dass das noch lange so bleibt: „Für NRW ist 2G plus in der Gastronomie ja noch nicht beschlossen“, gibt er zu bedenken.

Maskenpflicht in Duisburger Kneipen ist problematischer als die Testpflicht

Das Hinweisschild am Eingang der Neudorfer Kneipe Finkenkrug wird sich bald ändern, wenn auch in Duisburg bald 2G plus gilt.
Das Hinweisschild am Eingang der Neudorfer Kneipe Finkenkrug wird sich bald ändern, wenn auch in Duisburg bald 2G plus gilt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Er sehe die Regel ohnehin nicht so kritisch. „Wir haben hier kaum Probleme mit Ungeimpften. Allerdings lässt insbesondere bei jungen Leuten die Vorsicht nach, je mehr Alkohol sie trinken. Da muss man sie erinnern, die Masken zu tragen, wenn sie umhergehen“, sagt Jahn. „Ich würde mich einer 2G-plus-Regel nicht sperren, aber der Konsum von Alkohol hat immer Folgen.“

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Jahn befürchtet einen Rückgang der Besucherzahl unter der Woche. „Am Wochenende verabreden sich die Leute und machen dann auch einen Test. Aber an allen anderen Tagen wird die Spontanität leiden, denn es ist ja der Sinn einer Kneipe, dass man nach der Arbeit oder dem Sport noch was trinken geht.“ Ältere Gäste blieben aufgrund der hohen Inzidenz ohnehin lieber zu Hause, ist seine Beobachtung.

Duisburger Wirte sorgen sich um spontane Laufkundschaft

Ähnlich sieht das Steve Gebhardt, Betreiber der Kneipe „Indie“ in der Nähe des Hauptbahnhofs. „Als Wirt finde ich das schwierig, weil die Laufkundschaft verloren ginge. Denn wo kriegt man abends noch einen Test her?“, fragt er. Aus pandemischer Sicht könne der 29-Jährige die Entscheidung aber verstehen: „Wir müssen die Gäste schützen, keiner will Infektionstreiber sein.“

Der Finkenkrug hat kaum Probleme mit Ungeimpften. Wenn aber bei jungen Leuten viel Alkohol fließt, wird oft die Maskenpflicht vergessen.
Der Finkenkrug hat kaum Probleme mit Ungeimpften. Wenn aber bei jungen Leuten viel Alkohol fließt, wird oft die Maskenpflicht vergessen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Gebhardt ärgert sich allerdings über schlechte Kommunikation seitens der Behörden. „Immer wenn eine neue Regel eingeführt wird, wird das schwammig formuliert. Man muss sich selbst darum kümmern, ein genaues Schreiben zu finden und riskiert Strafen, weil man versehentlich etwas falsch gemacht hat. Es sollte eine genaue Übersicht für Gastronomen geben, was erlaubt ist und was nicht.“

2G plus ist in einigen Gastrobetrieben längst Praxis

Andere Kneipen in Duisburg, etwa der „Fährmann“ an der Mülheimer Straße, lassen ihre Gäste schon seit Anfang Dezember nur noch mit negativem Test hinein. „Wir sind am Wochenende immer sehr gefragt, zudem ist der Laden sehr klein. Mit 2G braucht jeder einen Sitz- oder Stehplatz, mit 2G plus können wir auch die Theke besetzen und den Platz besser nutzen“, sagt Lukas Selic, einer der Inhaber. Mit dem Ordnungsamt sei diese Praxis abgesprochen.

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Der Andrang sei am ersten Wochenende noch etwas verhalten gewesen, später aber gut angenommen worden. „Es bietet den Gästen ja auch zusätzliche Sicherheit. Die Tests und Impfnachweise werden zentral am Eingang kontrolliert“, sagt Selic. Über die offizielle Einführung der 2G-plus-Regel mache er sich kaum Gedanken. „Ich bin gespannt, wie es unter der Woche wird, aber am Wochenende wird sich bei uns nichts mehr ändern.“ Auch in der Weinbar „Kalt Weiss Trocken“ in Duissern wende man 2G plus an.

Dachverband Dehoga befürchtet immense Einbußen

Marc Weber, dem Vorsitzenden der Dehoga Duisburg, wäre ein kurzer Lockdown lieber. „Wenn diese Einschränkungen bis März so weitergehen, sind die Schäden viel größer.“
Marc Weber, dem Vorsitzenden der Dehoga Duisburg, wäre ein kurzer Lockdown lieber. „Wenn diese Einschränkungen bis März so weitergehen, sind die Schäden viel größer.“ © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Was dort und in der Studierendenkneipe offenbar gut funktioniert, ist für Marc Weber eine Katastrophe. Er betreibt das Webster Brauhaus am Dellplatz und ist Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein. Er befürchtet einen weiteren Gästerückgang. „Lieber wäre uns ein kurzer Lockdown von zwei bis drei Wochen, mit dem man planen kann. Wenn diese Einschränkungen bis März so weitergehen, sind die Schäden viel größer“, sagt er.

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Schon im Dezember, mit all den privaten und betrieblichen Weihnachtsfeiern der umsatzstärkste Monat, seien die Einnahmen um 50 Prozent gegenüber den Vormonaten zurückgegangen. „Viele Lokale haben nur noch geöffnet, um ihre Mitarbeiter nicht wieder in Kurzarbeit schicken zu müssen.“ Zwar sollen Geboosterte den Plänen nach von der Testpflicht ausgenommen sein, „aber dennoch ist 2G-plus ein scharfer Einschnitt, wenn man eh schon strengen Restriktionen unterliegt“, so Weber.

>> GÄSTE STEHEN 2G PLUS POSITIV GEGENÜBER

● Die Gäste stehen am Samstagabend einer zusätzlichen Testpflicht für Geimpfte und Genesene zumindest positiv gegenüber: „Das vergrößert das Gefühl der Sicherheit“, sagt Kevin Sagebiel aus Buchholz im „Indie“ (Am Buchenbaum 41). „Gerade in der Innenstadt gibt es viele Testzentren und das Ergebnis kommt in der Zeit, in der man zur Kneipe geht. Ohnehin gehen wir nicht jedes Wochenende raus. Wenn die Kneipen schließen müssen, wäre das viel schlimmer.“

● Dem stimmt auch sein Freund Thorsten Aberfeld aus Huckingen, sieht aber durchaus die negativen Seiten einer 2G-plus-Regel: „Natürlich geht dabei ein Stück Spontanität verloren. Auch für die Wirte wird der Betrieb zusätzlich schwierig.“