Duisburg. . Wenn schlimme Erfahrungen sprachlos machen und Worte allein nicht reichen, um die traumatisierte Person zu erreichen, müssen andere Ansätze her. In Stärkungsgruppen können sich Opfer von Gewalt ihren Gefühlen trommelnd Luft machen. Am Mittwoch eröffnet die „Kreative Traumahilfe“ in Neudorf.
Wenn schlimme Erfahrungen sprachlos machen und Worte allein nicht reichen, um die traumatisierte Person zu erreichen, müssen andere Ansätze her, um zu helfen. Am Mittwoch eröffnet in Neudorf die „Kreative Traumahilfe“ der „Stiftung Würde“. Die neue Einrichtung bietet Hilfe, etwa für Opfer von Gewalt, sexuellem Missbrauch oder anderen Katastrophen. Die Therapeuten, die in dem Zentrum alle ehrenamtlich arbeitet, wollen eine zusätzliche Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige schaffen – ein Ersatz für eine klassische Therapie ist die Teilnahme an den Gruppen nicht.
Würde wiedergeben
„Wenn jemand traumatisiert ist, setzt das Gehirn teilweise aus. Nicht alle können über das Erlebte sprechen. Bei uns geht darum, die Menschen wieder aufzurichten“, erklärt Birgit Menner. Sie ist selbst Leibtherapeutin und koordiniert die neue Einrichtung für die Stiftung Würde. Sie ist Teil des Semnos-Zentrum. In so genannten Stärkungsgruppen sollen die Teilnehmerinnen – zunächst richten sich die Treffen an Frauen – zu neuer Selbstsicherheit finden. Beim Angebot mit dem Schwerpunkt Musik, Starttermin ist der 13. Januar, kann die Gefühlslage getrommelt werden. So wird Wut, Trauer und Angst Luft gemacht.
In einer weiteren Gruppe wird getanzt. „So kommen die Teilnehmer von ihrer Starre in Bewegung. Und vor allem: Das Ergebnis wird sichtbar und sie bekommen eine Rückmeldung“, erklärt Birgit Menner. In einem „Tanz des Aufrichtens“ können die Frauen ihre Würde wiederfinden und wieder ein angenehmes Körpergefühl entwickeln. Die Teilnehmer, die sich jeweils für sechs Termine an einen Kurs binden, könnten, müssten aber nicht mit den anderen über ihre Erfahrungen sprechen.
Neben den Gruppen soll es auch ein Erzählcafé geben. Dies richtet sich an Ältere, die selbst den Krieg miterlebt haben. Es können aber auch jüngere Personen teilnehmen, die aus einem anderen Land nach Deutschland fliehen mussten. „Manchmal setzen sich solche Konflikte auch in zweiter oder dritter Generation fort, etwa, wenn der Vater oder Opa nie über die Erlebnisse sprechen konnten“, weiß Birgit Menner, die auch für Angehörige ein offenes Ohr hat. Eine erste Veranstaltung gibt es am 18. November. Bei Interesse kann daraus ein regelmäßiges Treffen werden.
Wartezeit überbrücken
Die Traumahilfe finanziert sich über Spenden. Wer an den Stärkungsangeboten teilnimmt, kann selbst entscheiden, wie hoch sein Beitrag sein soll. Empfohlen wird mindestens 30 Euro zu geben. Bei den Weiterbildungsangebote für Fachleute wird ein regulärer Beitrag erhoben.
Langfristig wollen sich die Macher mit den Duisburger Kliniken und Psychiatrien vernetzen. Die Wartezeit für einen regulären Therapieplatz beträgt teilweise ein Jahr.