Duisburg. Noch vor Weihnachten sollen in der alten Duisburger Jugendherberge am Kalkweg 80 bis 90 Flüchtlinge einziehen können. Der Umbau der alten Jugendherberge soll rund 350 000 Euro kosten. Bleibt die Frage, warum diese Lösung nicht schon anstelle der umstrittenen Zeltstadt ins Auge gefasst wurde.

Trotz der neuen Landes-Großunterkunft für Flüchtlinge im ehemaligen St. Barbara-Hospital in Neumühl verschärft sich der Unterbringungsdruck für die Stadt weiter. Jetzt soll die alte Jugendherberge am Kalkweg zügig umgebaut werden. Bereits in zwei Monaten sollen die ersten Asylbewerber einziehen können. „Ich gehe davon aus, dass wir die ehemalige Jugendherberge noch Ende des Jahres belegen können“, sagte Stadtdirektor Reinhold Spaniel unserer Zeitung. Rund 80 bis 90 Flüchtlinge sollen dort Platz finden können. „Die genaue Zahl ist abhängig von der Größe der Familien“, sagt Spaniel.

„Stehen mit dem Rücken zur Wand“

Die Politik hat dem Vorhaben bereits zugestimmt: Oberbürgermeister Sören Link und CDU-Ratsherr Volker Mosblech haben bereits einen entsprechenden Dringlichkeitsbeschluss unterschrieben, den der Rat in einem Monat nachträglich bestätigen soll. Denn bis zur Sitzung am 24. November könne die Stadt nicht mehr warten: „Wir stehen seit Monaten mit dem Rücken zur Wand“, heißt es aus dem Sozialdezernat. Der Umbau der Jugendherberge, der rund 350.000 Euro kosten wird, dulde „keinen Aufschub“: Jede Zeitverzögerung erhöhe die Gefahr, dass die Stadt ihrer Unterbringungsverpflichtung nicht mehr nachkommen könne.

Zahlen und Fakten

Die meisten Kosten für den Umbau der Jugendherberge verursachen nicht die Brandschutzmängel, sondern mit rund 190.000 Euro die Elektroarbeiten: Fast sämtliche Technik ist durch Vandalismus zerstört.

Das Gelände soll komplett umzäunt werden. Die Flüchtlinge werden von zwei Mitarbeiterinnen des Sozialamts betreut.

Derzeit leben in Duisburg rund 1650 Asylbewerber, jeweils die Hälfte davon in den sieben Übergangsheimen sowie in den 239 beschlagnahmten Wohnungen, die meisten kommen aus Russland, den Balkan-Staaten und aus Syrien.

Der Grund: Der Rat hatte vor über einem Jahr zwar sieben neue Standorte für den Bau von Asylbewerberheimen beschlossen, fertig sind aber erst zwei. Der Bau der anderen Heime werde sich „erheblich verzögern“, heißt es jetzt. Trotz Umnutzung der Jugendherberge werde man wegen der anhaltenden Flüchtlingsströme weiterhin an allen anderen Standorten festhalten, betonte Spaniel: „Die Jugendherberge ist eine Notlösung, die auch zeitlich befristet ist.“ Wie berichtet soll das Gebäude 2016 abgerissen werden, dann plant das benachbarte Klinikum auf dem Areal einen Neubau.

Unbeantwortet lässt die Stadt indes die Frage, warum die Nutzung der Jugendherberge nicht früher möglich war und als Alternative zur hoch umstrittenen Zeltstadt hätte dienen können. Bisher hieß es stets, dass Brandschutzmängel dagegen sprechen würden. Deren Beseitigung kostet die Stadt jetzt gerade einmal 40.000 Euro.