Duisburg. Das Kleinkunsttheater „Die Säule“ gleich neben dem Dellplatz steht auf der Streichliste der Stadt Duisburg. Der Förderverein, Künstler und Freunde des Hauses wollen auch einen finanziellen Beitrag leisten, um das Haus zu retten.

Nachdem das Kleinkunsttheater „Die Säule“ an der Goldstraße auf der Streichliste der Stadt steht, mit der knapp elf Millionen Euro eingespart werden sollen, hat sich ein Kreis aus Künstlern und „Säule“-Freunden zur Rettung formiert, der das Aus im Jahr 2015 verhindern will. An der Spitze Fördervereinsvorsitzende Gabriela Grillo. „Wir wollen zeigen, dass es uns etwas bedeutet.“

„Wir sitzen hier nicht nach dem St.-Florians-Prinzip“, sagt die theaterbegeisterte Unternehmerin. „Wir wollen unseren Beitrag leisten, die Einnahmesituation zu verbessern.“ Dazu zählen die Erhöhung der Karten- und Abo-Preise um zehn Prozent, ein Honorarverzicht der Künstler um zehn Prozent (die im Prinzip für die Abendeinnahmen im 99-Plätze-Haus spielen) sowie Benefizveranstaltungen. Die könnten aus dem „familiären Netzwerk“ bestritten werden, das sich um die „Säule“ gebildet hat, so Kabarettist Frank Golischewski.

Stadt um 10.000 Euro pro Jahr entlasten

Mit diesen Maßnahmen könnte die Stadt um 10.000 Euro pro Jahr entlastet werden. Wie die Verwaltung allerdings auf das Einsparvolumen von 190.000 Euro kommt, sei für Außenstehende nicht nachvollziehbar, so Gabriela Grillo: Betrage doch das Jahresbudget 21.300 Euro, die Betriebskosten beliefen sich auf 49.000 Euro, dazu kämen 70.000 Euro für eineinhalb Beamtenstellen. „Wir verstehen den Sparzwang der Stadt, können aber nicht verstehen, dass ein Haus, das so ausgelastet ist, geschlossen werden soll.“ Die 93 Vorstellungen dieser Saison (davon zwei Drittel Gastspiele, ein Drittel aus der freien Szene) erzielten eine Auslastung von 90 bis 100 Prozent, so Grillo.

Unterschriftensammlung und Protestnoten

Am Mittwoch auch eine Unterschriftenaktion für die Rettung der „Säule“. Vor dem Forum an der Königstraße wird ein Stand aufgebaut, an dem künftig jeden Samstag von 12 bis 15 Uhr Unterschriften gesammelt werden. Außerdem sollen Unterschriftenlisten u.a. in der „Säule“ und in Buchhandlungen auch in den Stadtteilen ausliegen.

Proteste gegen die Schließung gibt es bereits von zahlreichen Besuchern und Künstlern. So setzte sich Kabarettist Wolfgang Trepper gestern mit einer Videobotschaft für den Erhalt des Theaters ein.

Der Förderverein mit knapp 70 Mitgliedern, die mindestens 55 Euro Jahresbeitrag zahlen, hilft dem Theater bereits jährlich mit einem Zuschuss von etwa 4000 Euro für zwei Stellen, die die Arbeitsagentur mitfinanziert. Außerdem packen viele Ehrenamtlich mit an, das Theater über Wasser zu halten.

Säulen-Retter“ sind breit aufgestellt

Beschämend

Dass die Ende September vorgelegte Sparliste der Verwaltung der chronisch unterfinanzierten Stadt Duisburg wieder einmal Kultur, Bildung und Sport trifft, verwundert nicht. Es ist ja immer wieder die gleiche Leier: Gespart werden kann nur bei „freiwilligen Leistungen“, so die Verwaltung – und dazu gehöre nun einmal die Kultur.

Solche Pläne werden von den Bürgern zum Glück nicht achselzuckend hingenommen. Da formiert sich Widerstand. Und der ist oft erfolgreich, wie etwa der Erhalt der Opern-Ehe (und damit der Philharmoniker und des Schauspiels) gezeigt hat; hier wird allerdings jetzt spürbar gespart.

Geradezu beschämend wirkt es angesichts eines städtischen Gesamtetats von 1,5 Milliarden Euro, wenn Künstler anbieten, auf Honorar zu verzichten. Und eine Erhöhung der Eintrittspreise führt schnell dazu, dass Besucher wegbleiben. „Die Säule“ ist einer der wenigen Orte in der Stadt, wo auch Duisburgs freie Kulturszene ihren Platz hat. Einen Platz im Herzen ihrer Besucher hat sie ohnehin. Das gibt den Rettern Rückenwind. Anne Horstmeier

Die „Säulen-Retter“ sind breit aufgestellt: Dazu gehören neben Gabriela Grillo, ihrem Vorgänger als Fördervereinsvorsitzender Dr. Hartmut Müller-Peddinghaus und Frank Golischewski auch Angelika Schacht-Wilhelmi aus dem Ensemble der „Best Ager“, Markus Matten vom freien Impro-Theater „Schwanensees Rache“, Christiane Konau als ehemalige Regisseurin und jetzt ehrenamtliche Mitarbeiterin, Schauspieler und „Best Ager“-Regisseur Horst Naumann sowie SPD-Ratsherr Stefan Dellwo, jüngst auch Mitglied im Kulturausschuss. Er sieht keine politische Mehrheit für die „Säulen“-Schließung. „Wir haben so viel dafür getan, dass das Dellviertel ein Kulturviertel wird“, so Dellwo. Da wäre es doch „ein Witz“, dem Kulturviertel sein Theater zu nehmen.