Duisburg. Schon vor einem Jahr wehrten sich viele Bürger in Duisburg-Neumühl gegen die Aufmärsche von Rechtspopulisten im Stadtteil. Auch bei den aktuellen Ereignissen rund ums Landesasyl will die Neumühler Initiative „agieren statt reagieren“. Sie plant Hilfsangebote für Asylbewerber statt eine Demo.
Vor einem Jahr bekannten sich viele Neumühler, Vereine, Gemeinden, Kaufleute, Verbände und Bürger unter dem Eindruck der Aufmärsche von rechtsextremen Truppen und Beifallsbekundungen einzelner Anwohner in einer „Neumühler Erklärung“ zu einem friedlichen und toleranten Miteinander im Stadtteil; Flüchtlingen sollten Schutz und Asyl gewährt werden.
Als der rechte Block damals erneut auftauchte, war in Neumühl und Duisburg Konsens: Man zeigte die kalte Schulter, schloss buchstäblich Fenster und Türen. Auch jetzt geht der Trend dahin, den Rechten „keine Aufmerksamkeit“ zu gewähren, wenn sie am Freitag auf der Holtener Straße auftauchen, so Reiner Terhorst von der Neumühler Initiative. Auch das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage hatte angekündigt, dass es von ihm am Freitag keine Gegenveranstaltung geben werde.
Neumühler planen Willkommens-Aktionen für Flüchtlinge
„Wir wollen lieber agieren statt reagieren“, kündigt Terhorst an, dass die Neumühler die Willkommenskultur für die erwarteten Asylbewerber „mit Leben füllen wollen“. Die gilt für das geplante Landesasyl im St. Barabara-Hospital ebenso wie für die städtische Unterkunft, die an der Holtener Straße in einem Gebag-Komplex eingerichtet werden soll. Schon jetzt laufen Vorbereitungen für Hausaufgabenhilfe, Einkaufsbegleitungen und andere Angebote. „Da wird einiges passieren“, kündigt Terhorst an.
Viele Hilfsangebote beim Bürgertelefon
Die Situation der Flüchtlinge hat eine Welle der Hilfsbereitschaft in Duisburg ausgelöst. Seit Anfang September erreichten das Bürgerreferat bereits knapp 100 Anrufe mit Hilfsangeboten. Das Amt für Soziales und Wohnen überprüft im Moment die Wohnungsangebote.
Die Sachspenden werden über die Kirchen und das DRK weitergegeben, die Stadt stellt entsprechende Räumlichkeiten zur Lagerung der Sachspenden zur Verfügung. Wer die Flüchtlinge unterstützen möchte, kann sich weiterhin an das Bürgerreferat wenden (Rufnummer 0203 / 283 4383).
Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage will am Montag vor der Ratssitzung ab 14 Uhr am Rathaus eine Aktion zur Willkommenkultur mit der Botschaft „Das ist Duisburg“ starten. Auch Oberbürgermeister Sören Link hat angekündigt, dazu zu kommen und zu sprechen. In der Ratssitzung soll die Unterstützung des Rates für das Landesasyl beschlossen werden.
Mehrere Demos im Stadtteil am Wochenende
Für das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage stellt Rainer Bischoff unterdessen die Strategie klar: „Es ist wichtig, dass in den Stadtteilen nachhaltig gearbeitet und Hilfe geleistet wird und zugleich diejenigen, die ihr braunes Süppchen kochen wollen, isoliert werden.“
Während das Bündnis also am Freitag nicht wie angekündigt „über das Stöckchen“ der von Duisburgs Pro NRW-Trupp mit 50 Teilnehmern angemeldete Kundgebung springen wird, will sich das Duisburger „Netzwerk gegen Rechts“ positionieren: Es hat für Freitag eine Gegenkundgebung am Hohenzollernplatz in Neumühl mit 75 Teilnehmern angemeldet. Dazwischen wird die Polizei mit größerem Aufgebot stehen. Auch am Samstag wird es eine Demo gegen Asyl-Hetze geben, hier werden 150 Demonstranten erwartet. Um 16.30 Uhr ziehen mehrere Antifa-Gruppen von der Hamborner Feuerwache zum Hohenzollernplatz.