Das war eine schwierige und aufgeheizte Info-Veranstaltung, die gestern Abend Oberbürgermeister Sören Link in dem Neumühler Gemeindezentrum von Herz-Jesu zu absolvieren hatte. Bevor das Stadtoberhaupt vor abgezählten 199 Zuhörern in Saal von der geplanten Landesnotunterkunft für Asylbewerber in dem leerstehenden St.-Barbara-Hospital berichten konnte, musste er ein Spießrutenlaufen von verbalen Provokationen, Buh-Rufen, Pfiffen und wild krakehlenden Menschen, die auf dem Vorplatz standen, über sich ergehhen lassen. Aber es gab auch demonstrativen Applaus. Link nahm es cool, sprach ruhig und eindringlich mit Bürgern, die zum ruhigen Gespräch bereit waren und startete alsdann mit Stadtdirektor Spaniel und Planungsdezernent Tum im Saal die Info-Veranstaltung. Anfangs mühsam und unter ungläubigem Gelächter berichtete Thomas Sommer von der Bezirksregierung, dass das Asyl-Heim in dem leerstehenden Krankenhaus keine Dauereinrichtung sein werde, dass die Nutzung auf drei Jahre beschränkt sein werde, und dass ohnehin die Verweildauer der einzelnen Asylsuchenden am Standort-Neumühl jeweils nur zwei oder drei Tage sein werde. „Das wird wie eine Art Hotel funktionieren“, sagte er. Der OB wie sein Stadtdirektor warben vor der versammelten Bürgerschaft, die offenkundig in applaudierende Befürworter und kreischende Gegner des in Deutschland gültigen Grundrechtes auf Asyl polarisiert waren, für Menschlichkeit aber auch für den großen Nutzen, den die Stadt Duisburg und somit ihre Bürger aus der Landeseinrichtung in Duisburg ziehen werden.

Bei der offenen Debatte, die durch ProNRW-Ratsherr Mario Malonn dann durch gezielte Provokation („Asylbetrüger, die uns in die Tasche greifen!“) kurzfristig erfolgreich angeheizt wurde, wurde streckenweise Alles mit Allem vermischt: Roma, Sinti, Asyl. Ein erregter junger Vater, mit kurzgeschorenem Haar, berichtete, dass just gestern zwei Roma sein Kind rauben wollten. Und jetzt komme noch mehr Unsicherheit durch das Asylheim in St. Barbara? Die Polizei, so entgegnete Stadtdirektor Spaniel, stelle diesen Fall als missglückten Einbruch dar, bot aber seine Vermittlung mit der Polizei an.

Ein übler Gewaltausbruch an der Eingangstüre, der zum Glück glimpflich endete, beendete nach knapp einer Stunde dann auch die sehr durchwachsene Info-Veranstaltung im Saal. Später vor der Türe skandierten Bürger aus Neumühl Slogans wie „Wer hat uns verraten, die De-mo-kra-ten!“, oder „Kein Asyl in Neumühl.“ Mit Gejohle und Szenenapplaus begrüßten zudem kurzgeschorene Bürger und deren Frauen von Neumühl heranbrausende Streifenwagen der Polizei. Demo-Happening.