Duisburg. Rolf, der Nacktnasenwombat. Handzahm, vom Naturell ein Gemütsvieh, war er erklärter Liebling vieler Tierpfleger. Am Montag ist Rolf im gesegneten Wombatalter von 21 Jahren gestorben, und der Zoo trauert um eine Tierpersönlichkeit.
Er gehörte zu den beliebtesten Plattnasen im Duisburger Zoo und stand, was seine Fan-Gemeinde anbetrifft, keinesfalls hinter seinen nahen Verwandten, den Koalas, zurück: Rolf, der Nacktnasenwombat. Handzahm, vom Naturell ein Gemütsvieh, war er erklärter Liebling vieler Tierpfleger. Am Montag ist Rolf im gesegneten Wombatalter von 21 Jahren gestorben, und der Zoo trauert um eine Tierpersönlichkeit.
Der Plumpbeutler an sich nimmt von seiner Umgebung eher weniger Notiz. Die genügsame Gattung der Wombats kümmert es im Erwachsenenalter kaum, was um sie herum passiert. Hauptsache das Futter stimmt und man kann ungestört vor sich hin buddeln, was Wombats gemeinhin gerne tun.
Ein friedfertiger Plumpbeutler
Da hat auch Rolf keine Ausnahme gemacht. Und doch war er eine Ausnahmeerscheinung. Rolf, der Nacktnasenwombat, war ein überaus friedfertiger Plumpbeutler, der sich gerne auf den Arm nehmen ließ. Vorausgesetzt der Mensch, der dies wünschte, war in der Lage, den reichlich wiegenden Wonneproppen zu heben.
Meist hing Rolf dann in den menschlichen Armen wie ein Schluck Wasser in der Kurve, aber auch das brachte das Gemütsvieh nicht wirklich aus der Ruhe. Stattdessen blickte er immer offen mit seinen kleinen Schweinsäuglein in die nächste Kamera als hätte er es gelernt.
Ein Herzenswunsch
Zuletzt posierte das possierliche Beuteltier noch mit Moderatorin Asli Sevindim auf dem roten Sofa von Horst Wackerbarth. Das war einer seiner letzten aufsehenerregenden Auftritte. Und stets hatte Rolf eine einschlägige Wirkung auf Menschen, die ihn knuddeln durften. Irgendwie erlagen sie alle seinem phlegmatischen Charme.
Die ältesten Zoo-Tiere
Das galt nicht nur für seinen Zahnarzt Dr. Bernhard Lazarz, der Rolf halbjährlich die unregelmäßig wachsenden Zähne korrigieren musste, und der seine Praxis mit Fotos dieses wuscheligen Lieblingspatienten gepflastert hat. Das galt auch für Ralph Giordano, den die NRZ 2001 mit seinem Lieblingstier zusammen brachte. Handzahm wurde damals der streitbare Publizist und Schriftsteller, als für ihn im September sein Herzenswunsch in Erfüllung ging: einmal einen Wombat streicheln.
Bedingungslos mit ganz offenem Herzen
Diesen Wunsch, geprägt von einer großen Liebe Giordanos zu allen Tieren mit Fell, hatte er in einem Radio-Interview geäußert, bei dem er sein Hörbuch „Der Wombat und andere tierische Geschichten“ vorstellte. „Dem Manne kann geholfen werden.“ In dem Punkt waren sich die NRZ und der damalige Zoo-Chef Reinhard Frese sofort einig, nachdem die Autorin dieses Artikels das Anliegen Giordanos vorgetragen hatte, verbunden mit der Idee, Ralph und Rolf am Kaiserberg zusammen zu bringen. Am 27. September traf der damals 78-jährige unermüdliche Streiter gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf das von ihm so geliebte pelzige Pummelchen und wurde umgehend wieder zu einem Kind, das sich so freute, wie man sich wohl nur in diesem Alter freuen kann: bedingungslos mit ganz offenem Herzen.
„Er ist schwerer als erwartet und nicht ganz so weich. Aber er ist wundervoll“, schwärmte Giordarno, nachdem ihm Pfleger Franz Schramke den über 25 Kilo wiegenden Wombat-Wonneproppen in den Arm gehievt hatte. „Mein Süßer, dich werde ich nicht vergessen“, sagte Ralph als er sich wieder von Rolf trennen musste. Abschiedsworte, die nach Rolfs Tod am Montag wohl auch mancher Mitarbeiter des Zoos leise für sich gesprochen hat.