Duisburg. Ein typisches Wochenende in Duisburg: Die Polizei zählte allein vier Anzeigen gegen Randalierer, die auf Beamte losgegangen sind. Die Täter solcher Attacken sind meist Männer, oft jung, fast immer betrunken. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der körperlichen und verbalen Delikte gestiegen.

Die Gefahr von Gewalt, sie fährt immer öfter mit, wenn Streifenwagen der Polizei zu Einsätzen gerufen werden. Schon 2013 hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger wegen der wachsenden Aggressivität Alarm geschlagen Und die Zahlen steigen weiter. Allein an diesem Wochenende kam es in vier Fällen wieder zu derben Handgreiflichkeiten – meist mit betrunkenen Männern.

Freitagvormittag: Ein 36-jähriger Autofahrer in Hochfeld ist bei der Alkoholkontrolle so betrunken und renitent, dass ihn nur Handfesseln ruhig stellen. Freitagnacht: Ein promillelastiger Golffahrer (27) wird erst auf der A 40 Richtung Venlo gestoppt. Er randaliert, wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Festnahme, beleidigt und beschimpft die Beamten. Samstagnacht, 23.30 Uhr: In Rumeln-Kaldenhausen müssen Polizisten bei einem nächtlichen Streit auf dem Mühlenweg einschreiten. Dabei schlägt und tritt eine 44-Jährige nach den Beamten.

Die Zeiten, dass Ruhe ist, wenn die Polizei vorfährt, sind längst vorbei

Sonntag, 17 Uhr: In Großenbaum auf der Lauenburger leistet ein 41-Jähriger den alarmierten Polizisten bei dem Versuch einen Streit zu schlichten Widerstand. Ein Beamter erleidet dabei eine Kratzwunde. Und die sechs Streifenwagenbesatzungen, die Freitagnacht einer Horde von 50 Raufbolden gegenüberstanden, mögen auch ein mulmiges Gefühl gehabt haben.

Tiefschläge auch mit Worten

Oft sind es verbale Schläge gegen Polizisten, die schlicht strafrechtlich Beleidigungen sind. Die unflätigsten, gezielten Beleidigungen gerade gegen Polizistinnen will Polizeisprecherin Daniela Krasch lieber nicht zitieren.

Die Beamten sind gegen Schlagwütige mit Pfefferspray und Mehrzweckstock ausgerüstet. Sie kommen aber nur selten zum Einsatz. Ständig trainieren die Polizisten bei Fortbildungen, wie man bei Gewaltsituationen dennoch deeskalierend wirkt.

Beleidigt, bespuckt, bedroht, geschlagen: Die Zeiten, dass Ruhe ist, wenn die Polizei vorfährt, sind längst vorbei. So blau wie die Uniform der Polizei seit zwei Jahren ist, so „blau“ sind auch die meisten Raufbrüder, Kneipengäste, zerstrittenen Großfamilien oder schlagenden Ehemänner. Bei kleineren Blessuren arbeiten die Beamten weiter, doch z.B. 2012 waren 12 Beamte erst einmal dienstunfähig. Zum Glück nur selten ist es so schlimm wie bei einer Beamtin, der im vergangenen Jahr ein MSV-Randalierer durch einen Tritt den Arm brach.

Strafanzeigen scheinen wenig zu fruchten

149 körperliche und verbale Delikte gegen Beamte registrierte das Duisburger Polizeipräsidium dieses Jahr allein bis Ende August, 2013 waren es bis dahin 131 Fälle. „Wir nehmen das nicht hin“, sagte Polizeipräsidentin Elke Bartels schon im vergangenen Jahr angesichts der zunehmenden Gewalt und Aggressivität. Die Täter, sie scheinen das nicht zu hören. Viele sind dabei polizeibekannt, offenbar unbelehrbar. Die Strafanzeigen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt scheinen wenig zu fruchten.

„Bei Schlägereien rechnen wir schon mit so etwas und fahren oft schon mit mehreren Streifenwagen. Da stehen den Kollegen schon mal die Nackenhaare hoch“, stellt sich die Polizei laut Sprecherin Daniela Krasch auf Gewaltsituationen ein. Sie muss es offenbar, siehe dieses Wochenende, auch verstärkt bei normalen Alkoholkontrollen.