Duisburg. Die Stadt Duisburg und die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg suchen weiter mit Hochdruck an einer alternativen Flüchtlingsunterkunft in Duisburg. Die umstrittene Zeltstadt in Walsum soll nach Möglichkeit nicht bezogen werden. Das leerstehende St. Barbara-Krankenhaus ist wieder im Gespräch.
Jetzt ist es amtlich: Das leerstehende St. Barbara-Krankenhaus in Neumühl soll möglichst zügig zu einer Einrichtung des Landes NRW als Notunterkunft für Asylbewerber umgenutzt werden. Dies bestätigte am Donnerstagabend Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirsregierung Arnsberg auf Anfrage der Redaktion.
Die Stadt und das Land befänden sich derzeit in „intensiven Gesprächen“, um diese Lösung auszuloten, sagte der Sprecher. Wann und wieviele Menschen in dem seit einem Jahr leerstehenden katholischen Krankenhaus provisorisch untergebracht werden könnten, sei aber derzeit völlig ungewiss.
Viele Fragen und keine Antworten in Duisburg
Nach Worten von Duisburgs Sozialdezernent Reinhold Spaniel, der wegen der Errichtung einer bislang noch unbewohnten Zeltstadt für Asylbewerber bundesweit massiv in die Kritik geraten ist, gibt es zum Standort St.-Barbara-Hospital derzeit nur „einen Haufen Fragen, aber noch keine Antworten“.
Zufluss von Asylbewerbern wird massiv wachsen
Das Land NRW, das derzeit einem enormen Zufluss von Asylbewerbern verzeichnet, sucht derzeit landesweit und händeringend nach geeigneten Standorten für Notunterkünfte, die die Asyl-Erstaufnahmeeinrichtungen Bielefeld und Dortmund entlasten sollen. Der Vorteil einer Noteinrichtung für die aufnehmende Kommune: Die Kosten für die Unterbringung trägt das Land – die Stadt bekommt die Asylbewerber auf ihre Quote angerechnet, die sie ohnehin aufnehmen müsste.
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Nach Worten des Sprechers der Bezirksregierung werde der Zufluss an Asylbewerbern nach NRW und in die Städte und Gemeinden des Landes in den kommenden Monaten noch massiv zunehmen („Eine Erfahrungstatsache!“). Weswegen Sozialdezernent Spaniel unabhängig von den sieben bereits im Rat beschlossenen Asylstandorten im Stadtgebiet weiterhin mit Hochdruck nach zusätzlichen Notunterkünften Ausschau halten wird.
200 Wohnungen in Duisburg sind bereits belegt
200 Wohnungen (meist Gebag und Immeo) seien derzeit in Duisburg schon mit Asylbewerben belegt. 1600 Menschen warten derzeit hier auf die Bearbeitung ihres Asylantrages – bis zum Jahresende könnten es bis zu 2000 Menschen sein.
Ob es tatsächlich zu den Landeseinrichtung „Notunterkunft“ im Barbara-Hospital kommen wird, vermochte Spaniel indes nicht zu sagen, der gestern zusammen mit seinem Oberbürgermeister alle am Thema „Asyl“ Beteiligten zu einem Krisengipfel ins Rathaus geladen hatte. Zu viele Fragen seien rund um den Standort Neumühl noch ungeklärt.
Krankenhaus für einen symbolischen Euro
Zum Beispiel die Eigentumsfrage: Das in die Jahre gekommene Backsteingemäuer gehört der Krankenhaus-Verwaltungsgesellschaft K+D des Bistums Essen – nachdem die Helios-Kliniken das Hospital geschlossen hatte. Die K+D hat, wie zu erfahren war, der Stadt das ausgemusterte Krankenhaus zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Euro angeboten. Was eine Menge über den baulichen Zustand der Immobilie aussagt. Und was eine schnelle Inbetriebnahme als Asyl-Notunterkunft unwahrscheinlich macht.
Unterbringung in Duisburger Zeltstadt vermeiden
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Rathausspitze nach Anwohnerprotesten und Bedenken aus der lokalen Politik von ihrem damaligen Plan, das Hospital zu einer Asyl-Unterkunft zu machen, abgelassen. Jetzt kommt das Thema unter der Last der Ereignisse allerdings zurück.
Mit Blick auf die errichtete Zeltstadt auf dem Sportplatz in Walsum indes scheint aber in der Stadt wie bei der Bezirksregierung Arnsberg Einigkeit darüber zu herrschen, eine Belegung nach Kräften zu vermeiden.