Rund um das Asyl-Zeltlager auf dem alten Walsumer Ascheplatz machen sich die Pfützen breit. Die Zelte sind nach wie vor leer und sie werden es wohl auch erst einmal noch bleiben. Wie Bezirksvertreter Jörg Nikulka (Linke) gestern mitteilte, sei er erleichtert, dass die Zuweisung der Flüchtlinge durch die Bezirksregierung Arnsberg für diese Woche gestoppt sei. „Ich hoffe, dass jetzt die Möglichkeit genutzt wird, mit allen gesellschaftlichen Kräften eine Alternative zum Zeltdorf zu finden“, sagt er. Seine Fraktion werde die Unterschriftenaktion des Duisburger Flüchtlingsrats unterstützen.
Das tun inzwischen auch viele andere Institutionen in Duisburg, hinter den Kulissen wirbt man um weitere kritische Stellungnahmen, öffentlich wird die Kritik an der Unfähigkeit der Stadt immer lauter.
Doch nicht alle springen auf den Zug auf. Es gibt wenige, die die Situation selbstkritisch hinterfragen. Einer von ihnen ist Pastor Stephan Kiepe-Fahrenholz, Leiter des Diakonischen Werks in Duisburg und bekannt für seine klaren Worte. Er hat in der Sache einen bemerkenswerten Brief an seinen eigenen Landesverband und den Sozialethiker und emeritierten Professor Wolf-Dieter Just verfasst, spricht darin von „billigem Populismus“, in öffentlichen Erklärungen die Stadt und namentlich den Sozialdezernent als Feindbild aufzubauen, und will sich „auf keinen Fall“ daran beteiligen.
Schließlich habe der Sozialdezernent bereits Ende 2013 dramatische Engpässen angekündigt und zu Jahresbeginn in einem breiten Appell die Kirchen, Wohnungswirtschaft und Wohlfahrtsverbände gebeten, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. „Die Resonanz ist nahezu gleich Null gewesen“, so Kiepe-Fahrenholz, der sich selbst innerhalb der Evangelischen Kirche „völlig erfolglos“ für die Bereitstellung leer stehender Mietwohnungen eingesetzt habe. Andere, die jetzt „nachträglich per Zeitung kluge Ratschläge“ erteilen, hätten gar nicht erst geantwortet. „Es gibt es nur eines, was mich mindestens so ärgert wie die Errichtung der Zeltstadt, nämlich die nachträglich inszenierte öffentliche Empörung“, schreibt der Diakonie-Leiter.
Nichts sei „wohlfeiler, als in dieser Situation öffentlich auf die Stadtverwaltung einzuprügeln, die in einer mindestens aktuell ausweglosen Notlage eine Karte gezogen hat, die sie unter normalen Umständen nicht ziehen würde.“
Die derzeit „in der Presse von allerlei unberufenen Ratgebern benannten Alternativen“ würden nur zeigen: Wer „lauthals von Moral und Ethik redet“ habe nicht automatisch die nötige Sachkenntnis zu beurteilen, welche Immobilien denn nun rechtlich und technisch nutzbar seien oder eben nicht. Kiepe-Fahrenholz mahnt: „Was die von Not und Elend betroffenen Flüchtlinge im Moment am allerdringendsten brauchen, ist alltagspraktische Hilfe.“ Was gar nicht gebraucht werde, seien weitere Appelle, auch nicht vom Diakonischen Spitzenverband.
Wie die Stadt gestern mitteilte, habe sie mit der Bezirksregierung das gemeinsame Ziel, die Unterbringung von Asylbewerbern in der Zeltstadt „nach Möglichkeit zu vermeiden“. Man prüfe und suche „weiter mit Hochdruck alternative Unterbringungsmöglichkeiten.“