Duisburg. Auch Duisburg wurde vom Pfingststurm Ela stark getroffen. Für das NRW-Innenministerium aber nicht stark genug. Angeblich war nicht genügend Fläche betroffen. Also gibt es aus dem Hilfsfonds für die Stadt Duisburg nicht einmal einen Euro. Die Realität in den Wäldern und Parks zeichnet ein anderes Bild.

Das Land NRW lässt Duisburg links liegen – zumindest, was die Hilfszahlungen für jene Kommunen betrifft, die am späten Abend des Pfingstmontags von Sturmtief „Ela“ getroffen wurden. Obwohl der Orkan auch weite Teile des Südens und Ostens dieser Stadt erfasste und dort beträchtliche Schäden anrichtete, erhält die Stadt aus dem mit 30 Millionen Euro bestückten Hilfsfonds – nichts!

Das NRW-Innenministerium begründete seine Entscheidung mit Daten des Deutschen Wetterdienstes. Dessen Aufzeichnungen hätten ergeben, so Innenministeriums-Pressesprecher Ludger Harmeier, dass nur sechs Prozent des Duisburger Stadtgebietes vom Zentrum des Sturms mit Böen der Stärken 11 bis 12 (105 bis 145 km/h) berührt worden seien. Um in den Genuss der Hilfsgelder zu kommen, hätten aber mindestens 30 Prozent der Stadtfläche betroffen sein müssen. „Wir halten dieses Kriterium für nachvollziehbar und gerecht. Zudem wurde es in Absprache mit den kommunalen Spitzenverbänden wie Städtetag oder Landkreistag festgelegt“, so Harmeier.

Keine Unterstützung für Duisburg - trotz Schäden im Süden und Osten

Das meiste Geld fließe in die am schlimmsten betroffenen Städte, so Harmeier. Das sind Düsseldorf (knapp 5,7 Mio Euro), Essen (5,6), Mülheim (3,1) und Bochum (2,3). Andere Ruhrgebiets-Großstädte erhalten zumindest kleinere Beträge: Oberhausen (0,5 Mio Euro), Bottrop (0,9), Gelsenkirchen (1,0), Herne (0,75) und Dortmund (1,6). Allein Duisburg erhält null Unterstützung – obwohl ganze Stadtteile im Süden und Osten von dem Unwetter heimgesucht wurden.

Schaut man nämlich auf die Grafik des Landes NRW und nimmt Böen der Windstärken 9 bis 11 (75 bis 115 km/h) mit in die Kalkulation auf, so war das Duisburger Stadtgebiet an diesem unheilvollen Abend zu mehr als 50 Prozent betroffen. Das Innenministerium geht also offensichtlich davon aus, dass bei diesen Windstärken keine Schäden auftreten können. Das Gegenteil war die traurige Realität für die Stadt sowie betroffene Bürger und Waldbesitzer.

Schäden im Duisburger Stadtwald kosteten 800.000 Euro

Stadtförster Stefan Jeschke will die Hoffnung auf Hilfe von außen aber noch nicht aufgeben. Er hofft, dass zumindest aus einem anderen Topf des Landes Hilfe nach Duisburg fließt. „Nach dem Sturm Kyrill im Jahr 2007 haben wir rund 80.000 Euro vom Landesbetrieb Wald und Holz in Arnsberg erhalten“, erinnert sich Jeschke, der gemeinsam mit seinem Försterkollegen Axel Freude allein die Schäden im Stadtwald bislang auf rund 800.000 Euro beziffert. Das Geld stammte seinerzeit aus dem Fonds „Verbesserung des Agrarstruktur und des Küstenschutzes“. Jeschke hat bereits den Kontakt zum Regionalforstamt Ruhr in Gelsenkirchen gesucht, das ihn unterstützen will.

Update 28. August, 16.31 Uhr:

Das Umweltdezernat bedauert, dass die Stadt nach den schweren Schäden durch das Pfingststurmtief „Ela“ keinerlei Landeshilfen erhalten soll. „Auch wenn Duisburg nur zum Teil betroffen war und die Schäden nicht so hoch wie in anderen Städten waren, so ist die Schadenssumme von 2,5 Millionen Euro für eine Stadt in der Haushaltssanierung keine Kleinigkeit“, hieß es in der Mitteilung.

Selbst wenn nur zehn Prozent des entstandenen Schadens durch das Land ausgeglichen worden wären, wäre das „ein wichtiger Beitrag gewesen, die zur Beseitigung der Schäden dringend benötigt werden -- etwa um betroffene Waldbereiche aufzuforsten oder um neue Straßenbäume zu pflanzen“, hieß es weiter.

Gar nichts geht gar nicht - ein Kommentar von Thomas Richter 

Natürlich hatte das Pfingststurmtief „Ela“ Essen und Düsseldorf härter getroffen. Doch wer in dieser zerstörerischen Nacht und in den Tagen danach durch Neudorf, Duissern, Wedau, Großenbaum oder Rahm fuhr, der entdeckte fast überall Bilder der Verwüstung. Schäden an Bäumen, Straßen und Gehwegen gingen in die Millionen. Die WAZ hat ausführlich über die am schlimmsten Betroffenen berichtet. Und dennoch erhält Duisburg nun vom Land nicht einen Cent. Das fühlt sich ungerecht an. Und ist es auch!

Die Berechnungen des Innenministeriums setzen voraus, dass nur Böen der Stärke 11 bis 12 Schäden anrichten können. Duisburg trafen größtenteils Böen der Stärke 9 bis 11. Zu wenig, wie die Experten meinen. Stark genug, wie die Realität bewies. Natürlich ist es korrekt, dass Duisburg nicht dieselben Summen wie die noch mehr gebeutelten Nachbarn erhalten kann. Aber überhaupt nichts zu geben, das geht angesichts der Schäden nicht. Das sollte auch Innenminister Jäger einleuchten – allseits bekannt ein Duisburger.