Duisburg. . . . . weil der Kopf eine Kugel ist und die will gestaltet werden. Bahar Dasdemir: Mit einem guten Haarschnitt kann man Menschen glücklich machen.“ Wer sein Handwerk versteht, kann deutlich über Tarif verdienen, erklärt Obermeisterin Irene Panse.

Bahar Dasdemir (26) plaudert nett mit dem Kunden, während sie ihm flink und geübt die Haare schneidet. Der Mann sieht im Spiegel ihr Lächeln, während sein Schopf auf den neuesten Stand gebracht wird. Die junge Gesellin liebt ihren Job. „Ich bin für den Friseurberuf geboren“, sagt sie lachend.

Seit zehn Jahren ist sie dabei: Drei Jahre Ausbildung, seitdem Gesellin, seit einigen Monaten arbeitet sie im Salon PH Friseure. Inhaberin Irene Panse, in Duisburg auch Obermeisterin ihrer Innung, ist begeistert von der neuen Kollegin, die sich schnell Stammkunden erarbeitet hat.

Mit einem Haarschnitt Menschen glücklich machen

Sie sei schon immer an Gestaltung und Mode interessiert gewesen, erzählt Dasdemir. „Ich finde Veränderungen schön, mit Haaren spielen. Und mit einem guten Haarschnitt kann man Menschen sehr glücklich machen.“

Die schulische Hürde für den Beruf ist nicht allzu hoch: Ein höherer Hauptschulabschluss (10 B) sollte es sein, erklärt Irene Panse. Bei den Noten gucken die Betriebe vor allem auf Chemie (Haarfarben sind ein wichtiger Bestandteil des Berufs und werden selbst gemischt) Mathe (bei den Farben muss das Mischverhältnis stimmen – „wir wollen ja, dass der Kunde seine Haare behält“) und weil’s auch ein kreativer Beruf ist – Kunst und Gestalten. Irene Panse: „Friseure brauchen Raumgefühl. Der Kopf ist ja eine Kugel, die müssen wir gestalten. Aber die Kugeln sind nicht gleich.“

Zum Friseur-Beruf

Was macht den Friseurberuf attraktiv? In vielen Betrieben flexible Arbeitszeiten, die auch mit Familie vereinbar sind. Von einem Tag pro Woche bis zu fünf Tagen ist alles drin. Und der Job kann Spaß machen. „Wir haben jede Stunde ein Erfolgserlebnis: Der Kunde strahlt und bedankt sich“, so Obermeisterin Irene Panse.

Wie sind die Jobaussichten? Gut, für alle, die ihr Handwerk verstehen, schlecht für alle, die sich keine Mühe geben, erklärt die Obermeisterin offen.

Friseur – auch ein Beruf für Männer? „Wenn sie gut sind, ist das auch für Männer lukrativ“, so Irene Panse. Allerdings: Im Ruhrgebiet schlagen nur wenige diesen Weg ein – warum auch immer. Im Süden Deutschlands sind Männer stärker vertreten. Und: „Männer haben’s einfacher. Die Frauen schmelzen dahin.“

Persönlichkeit ist wichtig

Mindestens so wichtig wie die formalen Voraussetzungen ist die Persönlichkeit: Eine gepflegte Erscheinung wird erwartet, nicht übertrieben modisch – „aber Jogginghose geht nicht“. Eine gute Allgemeinbildung ist erwünscht, zuhören können, selbstbewusstes Auftreten und ein kommunikatives Wesen. Und: „Ein Friseur muss Menschenfreund sein. Wir arbeiten ja am lebenden Objekt“, erklärt Panse. Und letztlich schaut ein Chef auch, ob ein Kandidat ins Team passt. „Wir laden Bewerber gerne für einen Tag ein, zeigen mal, wie der Druck in dem Beruf ist, wenn der Laden richtig voll ist“, so die Obermeisterin. Allerdings: Etliche der knapp 400 Salons in Duisburg stellen keine Jugendlichen mehr ein, sondern nur noch volljährige Bewerber. Panse: „Viele finden den Arbeitsschutz für Jugendliche übertrieben.“

Drei Jahre dauert die Ausbildung. Im ersten Lehrjahr mit zwei Tagen Berufsschule pro Woche, im zweiten und dritten nur ein Tag. Dafür gibt’s auf der Zielgeraden noch einmal fünf Tage Blockunterricht. Eine erste Prüfung wird zur Halbzeit der Ausbildung gemacht, sie zählt zwanzig Prozent des Abschlusses.

Verdienst hängt von der Leistung ab

Azubis starten nach Tarif mit 414 Euro brutto, das Entgelt steigt auf 647 Euro im dritten Jahr. Wie viel ein ausgelernte Friseurin letztlich verdient, hängt stark davon ab, wie gut sie ist. Im Tarif stehen fürs erste Gesellenjahr 1423 Euro brutto, für eine angestellte Meisterin und Betriebsleiterin 2000 Euro. Die wichtigste Messlatte fürs Gehalt ist der Umsatz. Faustregel: Ein Mitarbeiter muss das drei- bis dreieinhalbfache seines Gehalts an Umsatz bringen, bevor er sich für den Chef rentiert. Wer das und mehr erreicht, erzielt übertarifliche Gehälter. Auch besondere Fähigkeiten und Fortbildungen sorgen für ein Plus in der Lohntüte. Obendrauf kommen noch die Trinkgelder.

Eine Karriere-Möglichkeit bleibt die Selbstständigkeit. Irene Panse: „Wer clever ist, kann sich mit wenig Eigenkapital auf eigene Füße stellen, muss aber auch gewillt sein, die Verantwortung für Geschäft und Mitarbeiter zu tragen.“