Marc Behrendt frisiert Gehörlose in Duisburg-Neudorf
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Duisburg-Neudorf. . Der Friseur Marc Behrendt ist selbst schwerhörig. Als er zwei Jahre alt war, fanden die Ärzte heraus, dass er nicht gut hört. Doch die Eltern förderten ihn, er lernte Lippenlesen – und ging mit anderen Kindern ganz normal zur Schule. Nur mit Bartträgern fällt es schwerer, zu kommunizieren.
Konzentriert schneidet Marc Behrendt seinem Kunden die Haare. Immer wieder schaut er dabei in den Spiegel. Doch nicht etwa um die Haarlänge zu kontrollieren, sondern um seinem Kunden die Wünsche von den Lippen abzulesen. Der 38-jährige Saloninhaber ist schwerhörig und kann nur besonders laute Geräusche wahrnehmen – solange sie die richtige Frequenz haben. Den Föhn, den hört er zum Beispiel.
Gezielte Förderung in der Schule
Von Geburt an leidet Behrendt unter Schwerhörigkeit, aufgefallen ist es aber erst im Alter von zwei Jahren. Dass er die Lautsprache beherrscht, hat er seinen Eltern zu verdanken. Zusammen besuchten sie eine Sprachschule in der Schweiz, in der vor allem die Eltern lernten, mit der Behinderung umzugehen. „Ich musste mir meinem Bart abrasieren und angewöhnen, ohne jede Gestik zu sprechen. Kinder konzentrieren sich sonst auf die Hände, nicht auf die Lippen“, erklärt Reiner Behrendt, Vater und auch Aushilfe im Salon. „Besonders schwer war es, nachdem Marc seine allerersten Hörgeräte erhielt. „Die Autofahrt nach Hause hat er geweint, weil er die Motorgeräusche nicht kannte.“
Durch die gezielte Förderung konnte Marc Behrendt als kleiner Junge eine Regelschule besuchen, später wechselte er dann jedoch auf eine spezielle Schule für Schwerhörige in Dortmund. Die Gebärdensprache hat er sich selbst beigebracht. Sein Vater spricht die Sprache übrigens nicht. „Dafür war einfach keine Zeit und es war uns wichtiger, dass er die Lautsprache lernt. Damit er in der Welt möglichst gut zurecht kommt.“
Gute Förderung
Unterhält sich Marc mit seinen schwerhörigen Kunden versteht sein Vater also kein Wort. „Ich weiß nie, ob mich mein Sohn vielleicht gerade durch den Kakao zieht“, scherzt Reiner Behrendt.
Auch seine Lehre und anschließende Meisterprüfung konnte der Friseur dank der guten Förderung ohne Probleme ablegen. „Ich habe die Prüfer einfach im Vorfeld darauf hingewiesen, dass sie besonders deutlich sprechen.“
Friseur - Oscar
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Den Salon hat der Sohn 2011 von seinem Vater übernommen und führt den Familienbetrieb nun in dritter Generation. Besonders die gehörlosen Stammkunden bleiben ihnen treu. Neukunden werben sie vor allem durch Mund-zu-Mund Propaganda. „Eine meiner Kundinnen ist Dolmetscher für Gebärdensprache, ich hänge aber auch Plakate in Gehörlosen-Discos oder ähnlichem auf.“ Termine vereinbaren die Gehörlosen mit dem Chef in Schriftform, per SMS, E-Mail oder Fax. Telefonieren klappt schließlich nicht.
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