Duisburg. Seit dem 1. August gilt im Friseurhandwerk ein bundesweiter Mindestlohn. Dennoch soll ein Haarschnitt in Duisburg nicht teurer werden.

Die Forderung nach einem Mindestlohn haben sich einige Parteien auf die Wahlkampf-Fahne geschrieben. Für das Friseur-Handwerk gibt es den bereits. Im Juni dieses Jahres haben sich die Gewerkschaft Verdi und Vertreter des Friseurhandwerks auf einen Tarifvertrag geeinigt, der die Einführung eines bundesweiten Mindestlohns festschreibt. Seit dem 1. August gilt in tarifgebundenen Betrieben im Osten der Mindestlohn von 6,50 Euro pro Stunde, im Westen liegt der bei 7,50 Euro. Bis 2015 soll er auf bundeseinheitlich 8,50 Euro steigen.

In Duisburg brauche aber nun niemand zu befürchten, dass der Besuch beim Friseur teurer wird, sagt Irene Panse, die als Obermeisterin der Duisburger Friseurinnung den Mindestlohn mit abgesegnet hat: „Es wäre ungerecht, das auf die Kunden umzuwälzen. Das Problem des Niedriglohns wie im Osten haben wir Friseure in Nordrhein-Westfalen nicht. Wir liegen ja schon bei rund 8 Euro Stundenlohn.“ In NRW haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen Mindestlohn von 7,94 Euro pro Stunde geeinigt. „Damit liegen wir höher als in anderen westlichen Bundesländern, wie etwa Baden-Württemberg“, betont Irene Panse.

Mehr als Schreiner verdienen

Zudem sei das Friseurhandwerk bei weitem nicht so schlecht entlohnt, wie allgemein angenommen werde. Andere Gewerke wie beispielsweise Schreiner oder Goldschmiede würden weniger verdienen, gibt die Obermeisterin zu bedenken und führt an, dass ein Friseur-Azubi im ersten Lehrjahr 400 Euro monatlich erhält, im zweiten 510 und im dritten 622. „Die sind aber auch nur drei Tage in der Woche im Betrieb. Der Rest ist Berufsschulzeit.“

Irene Panse hat selbst sechs Angestellte. Sie kennt aus eigener Anschauung und langjähriger Erfahrung die Anforderungen für einen gut laufenden Friseur-Salon: „Wir Friseure sagen immer, dass ein Mitarbeiter sein Bruttogehalt drei mal umsetzen muss. Also jemand, der 2000 Euro verdient, muss 6000 Euro umsetzen in einem Monat, dann rentiert er sich für den Chef.“ Nicht in den Luxus-Salons, aber im mittleren Segment (Frauenhaarschnitt 35 bis 38 Euro, Männerhaarschnitt 18 bis 25 Euro) seien bei einer 38,5 Stunden-Woche gut und gerne von einem selbstständig arbeitenden Gesellen 7000 bis 8000 Euro Umsatz zu erzielen, rechnet Irene Panse vor. Alles, was über dem dreifachen Monatssatz des Bruttogehaltes liege, werde in der Regel in den Betrieben als Provision an die Mitarbeiter ausgezahlt. Im Schnitt seien das 20% des Überschusses.

Dabei komme es auf die Ausbildung an. „Davon hängt der Lohn natürlich ab. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich einen Gesellen habe, der die Basistechnik beherrscht, oder einen, der selbstständig und professionell arbeitet und mit all den Chemikalien umgehen kann, mit denen wir arbeiten“, begründet Irene Panse.

Innung ist für den Mindestlohn

Dass es inzwischen auch Leute auf dem Markt gibt, die gar keine Ausbildung haben, und trotzdem in Friseurläden arbeiten, weiß die Obermeisterin nur zu gut: „Es gibt auch welche, die bestehen ihre Ausbildung mit zwei Vieren und einer Fünf. Damit würde ich keinen Pony schneiden.“ Aber, wer Dumping-Preise von 8,50 bis 12 Euro für einen Haarschnitt nehme, der habe nicht gerade die große Wahl bei den Mitarbeitern. Schlecht oder gar nicht ausgebildete Leute würden da oft ausgenutzt. Schon deshalb sei die Innung für einen Mindestlohn.

Irene Panse: „In unserer Branche gilt: Wer zu wenig Lohnkosten hat, hat keine guten Leute. Friseure haben in der Regel über 50 Prozent Lohnkosten in ihrem Betrieb. Unsere Leute leisten gute Arbeit und deshalb sollen sie auch gut verdienen.“