Duisburg. . Hündin Kati war nach einem Unfall im Duisburger Hauptbahnhof ausgebüxt. Über eine Woche später fand sie der Tierrettungsdienst in den Rheinwiesen bei Neuenkamp. Doch auch dort ließ sie sich tagelang nicht einfangen. Wie es doch noch gelang. die Dackeldame einzufangen.

Die Odyssee durch Duisburg beginnt am Hauptbahnhof. Dackeldame Kati kommt mit dem Zug aus Ulm. Es ist wuselig am Bahnsteig. Vor allem für eine Hündin, die in der Beschaulichkeit der Schwäbischen Alb aufgewachsen ist. Die kleine Langhaardackel-Dame ist noch jung, gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Viel von der Welt hat sie noch nicht gesehen. Das soll sich in Kürze ändern.

Denn als ihre Besitzerin am Bahnsteig plötzlich unglücklich stürzt und sich die Hand bricht, weiß Kati nicht so recht, was da alles um sie herum geschieht. Sie gerät in Panik, rennt los. Doch wohin flüchtet ein Hund im Hauptbahnhof? Auf die Gleise. Dort bleibt Kati stehen. Passanten stockt der Atem, als eine S-Bahn einfährt. Und über Kati hinweg rollt.

Eine kuriose Geschichte

Doch die Dackeldame ist zu klein als dass sie vom Zug erfasst werden könnte. Als die Bahn stoppt, tapst sie unter dem Waggon hervor. Und rennt aus dem Hauptbahnhof.

Es ist eine kuriose Geschichte, die die Tierretter Carsten Schütz und Anja Tillmann erzählen. Sie sollten die Dackeldame im Auftrag der Besitzer wieder einfangen. Kein leichtes Unterfangen: „Der Hund war völlig verstört und ließ sich nicht anfassen. Kein Wunder, der kennt die Großstadt doch gar nicht“, sagt Schütz von der Tierrettung Duisburg, der im Auftrag der Stadt sogar schon riesige Würgeschlangen eingefangen hat. In den folgenden Tagen heftet er sich mit seinen freiwilligen Helfern an die Fersen des kleinen Hundes aus Ulm, der durch Duisburg irrt. Sie hängen Plakate auf, verteilen Flyer. „Bitte nicht rufen oder jagen, da Sie den Hund damit in Panik versetzen könnten“, steht als Hinweis darauf, verbunden mit der Bitte, möglichst ein Foto zu machen und sich umgehend unter einer Handynummer zu melden.

Immer wieder gibt es Hinweise, offenbar ist Kati in Kaßlerfeld unterwegs. Nach über einer Woche können die Tierretter die kleine Dackelhündin schließlich lokalisieren: Sie treibt sich in den Rheinwiesen bei Neuenkamp herum. Es gibt Handybilder, auf denen sieht man Kati in der Ferne zwischen Strohballen herumlaufen. Doch fangen lässt sie sich immer noch nicht. „Wir haben alles mögliche versucht, haben sie beobachtet, sind ihr hintergelaufen, haben uns in die Büsche gelegt. Doch sie war einfach nicht zu fangen, das Gelände ist zu weitläufig“, berichtet Schütz.

Dackeldame übersteht Odysee ohne Verletzungen

Auch der dort ansässige Schäfer und Jäger haben geholfen. Allerdings habe man Kati auch nicht aus den Rheinwiesen vertreiben wollen. „Sie hatte dort ja genug Wasser und es gibt dort auch keinen Verkehr.“ So versuchte es Schütz, in dem er Fallen aufstellte. Eigentlich sind diese für große Katzen gedacht, die mit Futter angelockt werden. Sobald die Tiere in der Kiste sind, geht die Klappe zu. Doch Kati tapste nicht in die Falle.

Schließlich reisten die Besitzer aus Ulm am Wochenende wieder nach Duisburg. Samstag zeigte sich Kati kurz, reagierte aber nicht auf die Rufe. Erst am Sonntag erkannte sie offenbar doch noch die vertrauten Stimmen, kam schnuppernd näher, so dass die Besitzern ihren Hund einfangen konnte.

Die zwölftägige Odyssee durch die Großstadt überstand Kati ohne Verletzungen, hat nur deutlich abgenommen. Und vor allem war sie hundemüde, schlief schon auf dem Heimweg im Auto nach Ulm ein. „Sie hat zu Hause fast zwei Tage geschlafen“, sagt Schütz. „Und Angst vor großen Hunden hat sie jetzt auch keine mehr.“