Duisburg. Gemeinsam mit integrationswilligen Zuwanderern renoviert die Genossenschaft “Cher Neo“ Wohnungen in Duisburg. Wegen dieses Engagements können nun 50 rumänische Familien aus dem Haus In den Peschen ausziehen und neue Wohnungen beziehen. Das Programm entstand ursprünglich aus einem Musik-Projekt.
Sechs rumänische Familien mit insgesamt 50 Personen aus dem Haus In den Peschen ziehen in diesen Tagen in ganz normale Wohnungen um, fünf bleiben in Rheinhausen, eine geht nach Friemersheim. Gelungen ist das mit viel Tatkraft und Unterstützung von Bürgern und der im März gegründeten Genossenschaft Cher Neo.
Entstanden ist Cher Neo aus dem Musikprojekt Bahtalo, in dem die Lehrerin Annegret Keller-Steegmann schon intensiv mit Kindern aus den osteuropäischen Familien gearbeitet hat. Im Januar wurde das Projekt vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet.
"Heute werden die Weichen gestellt"
Als sich im März die Lage an den Häusern In den Peschen zuspitzte, die Lebensumstände für die Menschen dort immer unwürdiger wurden, haben Keller-Steegmann und ihre Mitstreiter die Genossenschaft gegründet, um wenigstens einigen Familien, den Kindern vor allem, eine Perspektive zu eröffnen.
Helfer und Spender werden noch gesucht
Cher Neo sucht nicht nur Bürger, die Genossenschaftsanteile (ab 100 Euro) erwerben, sondern auch handfeste Unterstützer: Menschen, die mit den Kindern arbeiten, die die Familien im Alltag begleiten, etwa bei Behördengängen, und die bei der Renovierung weiterer Häuser helfen.
Für die Ausstattung der Familien wird noch Hausrat benötigt, aktuell etwa noch Bettgestelle und -bezüge, eine Waschmaschine und eine Spüle. Angebote an Hilfen und Sachspenden an Cher Neo-Büro, 0203/98 60 98 75 oder per Mail an info@cherneo.de. Infos auch auf www.cherneo.de
Eine erste eigene Wohnung konnten die Genossen ersteigern, zudem fünf Hausbesitzer überzeugen, eine osteuropäische Familie aufzunehmen. Cher Neo bürgt für die Mieten und stellt jeder Familie einen Duisburger als „Scout“ zur Seite. Besonders freut es Keller-Steegmann und die Genossenschafts-Vorsitzende Hanim Gül, dass alle Kinder auch vom neuen Wohnort aus ihre alten Schulen und Kindergärten besuchen können. Denn: „Heute werden die Weichen gestellt, ob diese nächste Generation in der Mitte unserer Gesellschaft ankommt – als selbstbewusste Bürger, künftige Fachkräfte und Einzahler in die Sozialkassen“, sagt Gül.
Schulpflicht für Kinder
Allerdings: Die Genossenschaft und ihr breites Helfer-Netzwerk haben ganz schön ackern müssen für diesen Erfolg: Die Wohnungen wurden – auch mit Hilfe der Familienväter – renoviert. Freiwillige haben gefliest, tapeziert und gestrichen. Gespendete Möbel wurden eingesammelt, aufgearbeitet und auf die Wohnungen verteilt. Am Mittwoch und Donnerstag haben die Aktiven noch fünf Lieferwagen voller Einrichtungsgegenstände und Hausrat zu den Wohnungen transportiert. „Wir sind gerade voll im Stress“, lacht Keller-Steegmann am Donnerstag vergnügt.
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Unterstützt werden nur Familien, die einige Bedingungen erfüllen: Die Kinder müssen regelmäßig zur Schule gehen und mindestens ein Elternteil einen Sprachkurs absolvieren. Immerhin vier Väter haben die engagierten Rheinhauser auch schon in Arbeit vermitteln können.
"Greifbaren und nachhaltigen Beitrag leisten"
Die Genossenschaft hofft, mit Bürger- und Gemeinschaftssinn noch mehr erreichen zu können. Für 100 Euro können Unterstützer einen Anteil erwerben. Mit dem Geld möchte Cher Neo weitere günstige Häuser oder Wohnungen kaufen und gemeinsam mit den künftigen Mietern renovieren. Deren Mietzahlungen fließen an die Genossenschaft zurück.
Die Vorsitzende Hanim Gül: „Wir können ganz bestimmt nicht alle Probleme lösen, die sich mit den Zuwanderern aus Osteuropa verbinden. Aber wir wollen einen konkreten, greifbaren und nachhaltigen Beitrag leisten.“