Duisburg. Seit Jahren bereits wird die Synagoge in Duisburg rund um die Uhr bewacht. Jetzt hat die Polizei aufgrund der aktuellen Lage ihre Polizeikräfte verstärkt. Dazu beigetragen hat auch ein Schmähanruf im Kindergarten der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Der Staatsschutz ermittelt nun.
Seitdem die israelische Armee ihre Offensive im Gazastreifen begonnen hat, wächst in Deutschland die Zahl der Proteste gegen diese Angriffe. Im Zuge dessen haben in den vergangenen Tagen, wie bereits berichtet, auch die hasserfüllten und teilweise antisemitischen Äußerungen während dieser Demonstrationen zugenommen. In mehreren Städten im Ruhrgebiet hat es gar Übergriffe gegen jüdische Einrichtungen gegeben. In Essen, Gelsenkirchen und Herne wurden Synagogen und Mahnmale attackiert.
Duisburg hingegen ist da eine rühmliche Ausnahme. So gab es am Samstag vergangener Woche eine vom Verein „Freiheit und Solidarität“ angemeldete Kundgebung auf dem Portsmouth-Platz, besser bekannt als Bahnhofsplatte, zum Thema: „Nein zum Krieg in Palästina“. Nach Angaben der Polizei schloss sich an die friedliche Kundgebung eine ebenso friedliche Demonstration über die Friedrich-Wilhelm-Straße an, bei der etwa 100 der 150 Kundgebungsteilnehmer mitgingen. Danach war diese politische Veranstaltung ohne irgendwelche Zwischenfälle beendet.
Polizei hat Sicherheitskräfte verstärkt
Auch Dmitrij Yegudin, seit Februar dieses Jahres Vorstandsvorsitzender der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, ist froh über die ruhige Situation in Duisburg. „Wir haben in Duisburg noch keine Angriffe zu verzeichnen gehabt. Bei uns ist noch nichts passiert“, sagt er. Aber es habe einen Anruf im jüdischen Kindergarten gegeben, der die Gemeinde dazu veranlasst hat, ab der kommenden Woche die eigenen Sicherheitskräfte dort zu verdoppeln.
Aufgrund dieses Anrufes hat auch die Polizei ihre Sicherheitskräfte verstärkt, wie Sprecher Ramon van der Maat erklärt: „Dabei handelt es sich um einen Schmähanruf, der bei uns zur Anzeige gebracht wurde. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Volksverhetzung.“
Hoffen auf die SPD
Wie Dmitrij Yegudin erklärt, wollte die Gemeinde bei der Zusammenkunft in der Synagoge am Sabbatabend auch darüber sprechen, wie man sich weiter verhalten soll. „Angenehm ist die derzeitige Situation nicht“, meint Yegudin. „Aber wir sind nicht ängstlich. Wir wollen uns nicht verstecken. Im Gazastreifen wird Krieg geführt, und wir haben in Deutschland Meinungsfreiheit. Aber die Juden sollen sich hier wohl fühlen.“ Da wundere es ihn, so Yegudin, dass die Maßnahmen der Regierung gegen antisemitische Äußerungen und Demonstrationen so gering seien.
Auch auf kommunaler Ebene wünscht sich der Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinde mehr Solidarität von Politikern: „Ich habe mit der jüdischen Gemeinde in Essen telefoniert. Dort hat die SPD die Gemeinde besucht und ihre Unterstützung zugesagt. Ich hoffe, dass das in unserer Stadt auch geschieht.“