Marxloh. .
Ein bisschen Provokation heizt den Dialog an, so scheinen es sowohl die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, als auch der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen, Michael Rubinstein, zu sehen. Beide stellen in der Ditib-Bildungs- und Begegnungsstätte in Marxloh ihr gemeinsames Buch vor. Kaddor will noch schnell mit ihrem Ko-Autor ein Foto machen lassen. „Wo ist denn bloß mein Lieblingsjude?“, fragt sie laut. Dafür erntet sie geschockte Blicke. „Was? Ich darf das“, sagt sie.
Dass sie das tatsächlich „darf“, stellt sich später heraus. Im Rahmen ihres Vortrags berichten Rubinstein und Kaddor, dass sie mit einer ähnlichen Aussage in einem Interview aufgefallen seien. „Ich bin doch furchtbar gern ihr Liebling“, beantwortet Rubinstein die ungestellte Frage. Deutlich wird: Es kommt nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern auch, was gemeint ist. Dass die beiden Autoren sich freundschaftlich nahe stehen, zeigen sie offen. „Da konnte man auch gleich schwierige Dinge ansprechen“, sagt Rubinstein.
Aus diesen Plaudereien erwuchs zunächst eher scherzhaft die Idee, ein gemeinsames Buch zu schreiben. „Nach der Sarrazin-Debatte hatten wir das Gefühl, das wir ernsthaft an dieses Projekt herangehen müssen“, so Kaddor. Nach zwei Jahren Arbeit halten die beiden ihr Werk stolz in den Händen: „So FREMD und doch so NAH“ heißt es, ist meist in Dialogform verfasst. In der Begegnungsstätte lasen sie Auszüge daraus.
Ein gewisser Alltagsrassismus’ begegne Menschen jüdischen Glaubens häufig, berichtet Rubinstein. Auch auf muslimischer Seite gebe es Antisemitismus, besprechen die beiden Autoren in ihrem Buch. Darauf jedoch den Fokus zu legen, betrachtet Kaddor als falsch.
Zum Abschluss meldet sich Zehra Yilmaz, Leiterin der Begegnungsstätte, zu Wort. Sie fragt nach dem Stand des jüdisch-islamischen Dialogs in Duisburg. Kaddor und Rubinstein sehen ihr Buch als einen ersten Schritt hin zu dieser Auseinandersetzung.