Marxloh. .
Mit über 150 Teilnehmern war die Ev. Kreuzeskirche jetzt gut besucht. Im Rahmen der Ausstellung „Jüdische Spuren hatte man die Geschichte der Synagogengemeinde Hamborn mit Schwerpunkt Marxloh“ aufgearbeitet Die begleitende Schau ist noch bis Freitag, 31. Januar, zu sehen. Eingeladen hatten die Geschichtswerkstatt der Ev. Kreuzeskirche und der Heimatverein Hamborn.
Pfarrer Hans-Peter Lauer begrüßte die Besucher und freute sich, den Chor Ahava der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen sowie die beiden Referenten Ludger Heid und Rainer Spallek vorstellen zu dürfen. Mit stimmungsvollen Liedern begleitete der Chor den Abend und sorgte für langanhaltender Beifall der Zuhörer.
Heid, der als Lehrbeauftragter an der Universität Duisburg-Essen tätig ist, ging in seinem einstündigen Vortrag zu den Ostjuden immer wieder auf die Verhältnisse in Hamborn und Marxloh ein. Er las immer wieder einzelne Buchpassagen vor und gab einen historischen Überblick über die Zuwanderung der Jahre 1910 bis 1920 nach Duisburg und Hamborn. „Sie kamen wegen der Maloche und widerlegten eindrucksvoll die antisemitische Legende, dass Juden zur körperlichen Arbeit nicht willens oder fähig seien“ führte Heid aus. Er schilderte das Schicksal der Familie von Issak Schwimmer von der Emscherstraße in Hamborn. Er selbst wurde 1942 ins Ghetto Lodz deportiert. 1943 kam er nach Ausschwitz und wurde am 1.5.1945 befreit und kehrte nach Hamborn zurück. Seine Frau Sara, Tochter Frieda und Sohn Abel starben im Konzentrationslager. Die Zuhörer waren betroffen, von Heid zu hören, welche jahrelangen Schwierigkeiten Isaak Schwimmer hatte, als er in den 50er Jahren einen Antrag auf Wiedergutmachung stellte.
Im Anschluss schilderte der Politikwissenschaftler Rainer Spallek seine Begegnung mit dem heute 92-jährigen Juden Alfred Schreyer. Spallek bereiste einige Male die Westukraine und lernte ihn in Galizien kennen. Für sein außerordentliches Leben wurde Schreyer vom polnischen Staatspräsidenten persönlich geehrt. Schreyer durchlebte alle Höllen der NS-Zeit: Arbeitslager, KZ, Todesmärsche. Seine Erfahrungen und sein Wissen machten ihn zu einem geschätzten Gesprächspartner für Autoren, Wissenschaftler und Filmemacher.
Über ihn referierte Spallek und verdeutlichte auch die Rolle von Berthold Beitz, der zur Kriegszeit kaufmännischer Leiter der Karpaten-Öl-AG in Galizien war. Er beschäftigte und rettete Juden und riskierte viel dabei.