Duisburg/Moskau. Ein russischer Schwulen-Aktivist ist angeblich am Moskauer Flughafen verhaftet worden. Der junge Mann soll auf dem Weg zum Christopher Street Day in Duisburg gewesen sein. So berichtet es zumindest ein Freund des Russen, der eine E-Mail von dessen Mutter bekommen haben will.

Andrew hatte sich schon auf seine erste Reise nach Deutschland gefreut, auf eine ausgelassene Feier beim Christopher Street Day am kommenden Samstag in Duisburg. Doch seine Reise soll angeblich bereits am Moskauer Flughafen geendet haben. Der 24-jährige Russe soll am Mittwoch verhaftet worden sein. So berichtet es zumindest ein Freund von Andrew, der wiederum eine E-Mail von Andrews Mutter bekommen haben soll.

"Ich wollte Andrew gerade vom Flughafen abholen, da hat mich die E-Mail erreicht", erzählt Christian Urban, der mit seinem Freund den CSD besuchen wollte. "Seine Mutter ist ganz durch den Wind, hat Angst um ihren Sohn." Nach seinen Informationen hätten Beamte Andrews Koffer durchsucht und dabei eine Regenbogenfahne entdeckt. "Anscheinend reicht das aus, um jemanden zu verhaften", sagt der 20-jährige Düsseldorfer.

Behörden sollen den Aktivisten schon lange im Visier gehabt haben

Der junge Mann vermutet nun, dass russische Behörden seinen Freund schon lange im Visier haben. "Er ist ein Kämpfer - genau wie ich." Drei Mal sei Andrew nun schon verhaftet worden, sagt Urban. Andrews Name müsse den Behörden also bekannt gewesen sein, "die Kofferkontrolle war sicher reine Schikane", vermutet er.

Die jungen Männer hatten sich vor rund einem Jahr im Internet kennengelernt und seitdem oft gechattet und geskypt. "Das ist so ein lieber Kerl, ein Freiheitskämpfer", erklärt Christian aus Düsseldorf. "Ich bin fassungslos." Wie es jetzt weitergeht, weiß er nicht. "Meine letzte Information ist, dass sie Andrew das Handy abgenommen haben", so Urban. Das habe ihm dessen Mutter geschrieben, die ein wenig Englisch und gebrochenes Deutsch spricht. "Ich hoffe, dass alles gut geht", sagt der junge Mann.

Fassungslos ist auch Jörg Kalitowitsch. Der Kölner ist Mit-Initiator der Facebook-Gemeinschaft "Wir helfen Pavel" - ins Leben gerufen für einen jungen Russen, der nach dem CSD in Köln Asyl in Deutschland beantragt hatte. Kalitowitsch hat die Verhaftung von Andrew bei Facebook publik gemacht.

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Es sei schon verwunderlich, dass am Flughafen Koffer vor der Abreise kontrolliert würden, vermutet auch er eine gezielte Aktion gegen den Aktivisten. "Wir hoffen alle sehr, dass der junge Mann bald wieder frei kommt und wir alle friedlich beim CSD feiern können", sagt Kalitowitsch.

Keine Regenbogenfahne am Duisburger Rathaus

Verstimmungen im Vorfeld des CSD am Samstag gibt es derweil auch in Duisburg. Die Grünen kritisieren, dass vor dem Rathaus keine Regenbogenfahnen hängen werden. Die Regenbogenfahne ist ein Zeichen für den Kampf von Schwulen, Lesben, Bi-, Inter- und Transsexuellen für Gleichberechtigung, den wir unterstützen“, erklärt Matthias Schneider, Sprecher des Grünen Kreisverbands Duisburg. „Es ist gut, in einer Stadt zu leben, die in ihrer Fußgängerzone das Zeichen für die Gleichberechtigung setzt“, so Schneider, „Wir würden uns das auch für das Rathaus wünschen“.

Der Ältestenrat des Duisburger Stadtrats hatte sich 2012 gegen das Hissen der Regenbogenfahne vor dem Rathaus ausgesprochen.