Duisburg. Seit Mitte 2014 ist der Umzug des Landesarchives abgeschlossen. Bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ durften Leser einen Blick auf die Orte werfen, die normal nur das Personal zu Gesicht bekommt. Dabei erfuhren die Besucher viel über die Arbeit eines der größten Archive in Europa.
Irgendwie erinnert das Landesarchiv an eine Trutzburg - wie es da so über dem Innenhafen thront. Die Fenster vermauert, streckt sich der große Turm aus dem alten Speicher der Rheinisch-Westfälischen Speditionsgesellschaft in die Höhe. Und irgendwie ist er auch genau das: eine Trutzburg.
Das erfuhren die rund 20 WAZ-Leser bei einem Besuch in einem der größten Archive Europas. Bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ durften sie einmal sehen, wie der Betrieb in einer solchen Asservatenkammer für historische Dokumente funktioniert. Normal bekommen die Besucher – häufig Studenten und Wissenschaftler – nicht viel mehr als den großen Lesesaal zu Gesicht. Er befindet sich im Neubau des Landesarchives, der sich wie eine Schlange an der Promenade des Innenhafens entlang zieht.
"Gedächtnis" des Bundeslandes bewahren
Der eigentliche Schatz des Landesarchives lagert auf den insgesamt 20 Etagen des historischen Backsteinbaus. Als das Archiv Mitte 2014 seinen Umzug abgeschlossen hatte, waren 100 Kilometer laufendes Archivgut nach Duisburg gebracht worden. Dazu lagert unter anderem die Hochzeitsurkunde des englischen Königs Heinrich VIII, der bundesweit größte Bestand an Gestapo-Akten und die Original-Verfassungsurkunde des Landes Nordrhein-Westfalen.
Diese Unikate sind auch ein Grund, warum der ehemalige Speicher von Außen eine „so wenig einladende Atmosphäre“ versprüht. So sollen die Urkunden, Akten und andere Dokumente geschützt werden, wie der Archivrat Bastian Gillner erklärt: „Stellen sie sich vor, es ist Sommer, sie lassen ein Papierblatt auf ihrem Schreibtisch liegen und einen Monat scheint die Sonne drauf“, sagt er, „dann erkennen sie nichts mehr.“ Und genau das wollen die Archivare verhindern. Sie wollen das „Gedächtnis“ des Bundeslandes und der Region, wie es Dr. Martina Wiech, Abteilungsleiterin für das Rheinland, nennt, vor dem sprichwörtlichen Zahn der Zeit bewahren.
"Die Ewigkeit überstehen"
„Deswegen haben wir auch viele Dokumente als Faksimile vorliegen, weil wir den Besuchern nicht die Originale aushändigen können“, sagt Kathrin Pilger, Sprecherin des Landesarchives.
Und so versucht man halt, alle äußeren Einflüsse, die schädlich sein könnten, von den gelagerten Akten fernzuhalten. Denn: „Sie sollen die Ewigkeit überstehen“, so Kathrin Pilger. Tonbänder und Fotos lagern sogar bei einem Grad Celsius in dieser Trutzburg der Dokumente.