Duisburg. Seit dem Frühjahr dieses Jahres gehen vier bis fünf Prostituierte an der Mannesmannstraße auf Kundenfang. Das verärgert die Anwohner der nahe gelegenen Siedlerstraße. In einem Brandbrief an den Oberbürgermeister fordern sie die Einrichtung eines Sperrbezirks. Doch das ist gar nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Duisburgs Rotlichtviertel lockt im Schatten des Stadtwerketurms. Wer in die umliegenden Straßen zieht, weiß, was und wer seine Nachbarn sind. Hinlänglich bekannt ist auch, dass der Zoo-Parkplatz an der Monning in den Abend- und Nachtstunden nicht von Tierparkbesuchern, sondern von den Damen des mobilen horizontalen Gewerbes und ihren Kunden genutzt wird. Wer zu diesen Zeiten dort dennoch seinen Hund ausführt oder einfach nur spazierengehen will, weiß, was und wer ihm begegnen kann.

Ganz anders ist die Sachlage an der Mannesmannstraße in Mündelheim. Anwohner der nahen Siedlerstraße sehen sich seit dem Frühjahr vermehrt mit Prostituierten konfrontiert, die regelmäßig im Bereich der DVG-Haltstelle „Ehinger Friedhof“ auf Kundenfang gehen. Fast täglich postieren sich dort vier bis fünf Frauen, die versuchen, Auto- und Lkw-Fahrer auf sich aufmerksam zu machen und für ein schnelles Geschäft zu begeistern.

Sperrbezirk gefordert

Damit nicht genug, klagen einige Anwohner auch darüber, dass sie bei Spaziergängen schon wiederholt den Prostituierten und deren Kunden bei der Verrichtung ihres Jobs im Freien oder im Auto unversehens begegnet sind. Und deshalb haben die Anwohner nun einen Brandbrief an den Oberbürgermeister geschrieben, der gestern im Rathaus eingegangen ist, mit der Bitte um Hilfe. „Es ist deutlich erkennbar, dass sich die Stelle herumgesprochen hat, denn immer mehr Sex-Touristen kommen offensichtlich nur deshalb hergefahren“, heißt es in dem Schreiben.

Die Anwohner dagegen wollen wieder ein lebenswertes Wohnumfeld rund um die Siedlerstraße, was den nahen Grünbereich einschließt, und erhoffen sich vom Oberbürgermeister, dass er sich dafür einsetzt, die rechtlichen Grundlagen zur Errichtung von Sperrbezirken in und um Wohngebiete zu schaffen.

Doch so einfach ist die Einrichtung eines Sperrbezirks nicht. Der Erlass von Sperrbezirksverordnungen obliegt der Landesregierung beziehungsweise den von ihr dazu ermächtigten Behörden. In Nordrhein-Westfalen hat die Landesregierung diese Aufgabe der Bezirksregierung Düsseldorf übertragen, die auch für Duisburg zuständig ist. Dort müssen die Kommunen den Erlass einer Sperrbezirksverordnung beantragen.

Bezirksregierung befindet sich noch in der Prüfungsphase

Genau dies hat Duisburgs Nachbarstadt Krefeld getan, um des Problems Straßenprostitution durch Ausweitung des Sperrbezirks Herr zu werden. Seit geraumer Zeit liegt der Bezirksregierung dieser Antrag vor, entschieden ist indes noch nichts. Die Bezirksregierung befindet sich noch in der Prüfungsphase. Die Dortmunder hingegen sind mit ihrer Absicht, durch die Ausweitung des Sperrbezirks die Straßenprostitution in der ganzen Stadt völlig zu verbieten, grandios gescheitert.

Dagegen hatte eine Prostituierte geklagt, da sie dadurch an der Ausübung ihres Berufs gehindert worden wäre. Das zuständige Verwaltungsgericht entschied im März 2013 zugunsten der Klägerin, mit der Begründung, Dortmund habe nicht nachvollziehbar dargelegt, wieso es im ganzen Stadtgebiet keinen geeigneten Standort für einen Straßenstrich gebe.

Möglicherweise setzten die Anwohner der Siedlerstraße ebenso wie der Krefelder Rat auf die Überarbeitung des geltenden Prostitutionsgesetzes von 2011, die sich die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag auf die Agenda geschrieben hat. Unter anderem sollen die Frauen dadurch besser vor Zwangsprostitution geschützt werden, aber es sollen auch die ordnungsbehördlichen Kontrollmöglichkeiten verbessert werden.

Den Ordnungsbehörden bleibt einstweilen nur die regelmäßige Kontrolle, wie Peter Hilbrands, Sprecher der Stadt Duisburg, erklärt: „Wenn dabei Leute in flagranti erwischt werden, müssen sie mit einer Ordnungsstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses rechnen. Zudem gibt es einen Platzverweis.“ Das erfolge auch regelmäßig in Mündelheim, doch nach ein, zwei Stunden würden die Frauen wieder zurückkehren. Und für eine permanente Überwachung fehlten der Stadt die Ordnungskräfte.

Keine dramatische Lage

Allerdings ist die Lage auch nicht mit der in Krefeld vergleichbar. Dort stehen schon nachmittags an der entsprechenden Straße bis zu 25 Prostituierte. In Mündelheim ist die Lage nach Einschätzung von Iris Sperg, die beim Gesundheitsamt für die Beratung der Prostituierten zuständig ist, mit vier bis fünf Frauen nicht so dramatisch, aber die Sorge der Anwohner sei ernst zu nehmen. Vergleichbar Probleme gebe der derzeit in keinem anderen Stadtteil.