Duisburg. . Nach dem „goldenen Handschlag“ für ihren Ex-Chef ist die Duisburger Sparkasse in heller Aufregung. Sie bemüht sich um Schadensbegrenzung, verspricht Aufklärung. Und dann das: Mitten im Skandal kündigt sie für 42.000 Online-Kunden eine drastische Gebührenerhöhung an.
Die Sparkasse rotiert schneller, als sich ihr großes, rotes S auf dem Hochhaus an der Königstraße dreht. Der zunächst bewilligte und dann von OB Link beanstandete Renten-Bonus für Ex-Vorstandschef Hans-Werner Tomalak gerät zum schweren Sündenfall, der nicht nur den Vorstand, sondern die Kunden in Aufruhr bringt. Das ist geradezu tödlich fürs Image.
„Das Verhalten einzelner darf nicht den Ruf der Sparkasse gefährden“, erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Ulrich Schneidewind und sorgt sich um das „Vertrauen unserer 250.000 Kunden“. Verbale Schadensbegrenzung versucht Schneidewind und schiebt die Beteuerung nach, dass die Sparkasse nun „minuziös“ aufklären will, wie es dazu kommen konnte, dass der fünfköpfige Hauptausschuss und dann abnickend der 17-köpfige Verwaltungsrat 2013 absegnete, dass Tomalaks Rentenvertrag wie berichtet von 55 auf 65 Prozent seines Gehaltes von 550.000 € erhöht wurde. Alles ist noch nicht geklärt, aber so viel sagt Schneidewind: Transparenz war das Problem. Die war in der konkreten Sache nicht umfänglich“, räumt er ein und schiebt beteuernd hinterher: Das wird nicht noch mal passieren.
"Oben selbstbedienen, unten abkassieren"
Doch das Kind ist jetzt erst mal in den Brunnen gefallen: Denn nun passiert, was Banker das Grauen spüren lässt. Denn ausgerechnet jetzt informierte die Sparkasse ihre 42.000 Giro-Online-Kunden darüber, dass die monatliche Gebühr von zwei Euro auf 2,90 Euro angehoben wird. Mal eben eine Erhöhung um 45 Prozent. Das sind fast 38.000 Euro im Monat mehr Gebühreneinnahmen. „Oben in Selbstbedienungsmentalität verprassen, unten zur Kompensation abkassieren“, schreibt Sparkassen-Kunde und WAZ-Leser Jürgen Warning empört. Viele denken ebenso. Da hilft herzlich wenig, dass der Zwei-Euro-Satz von 2006 stammt, dass es mehr Service gibt, bessere IT-Sicherheit, müht sich die Sparkasse um Begründungen. Der Zeitpunkt des Online-Aufschlags: ein Alptraum, ein Super-GAU.
OB Link hatte den Renten-Beschluss wie berichtet nach rechtlicher Prüfung beanstandet. Kernpunkt für die Juristen und auch für die wahrscheinlichen Verhandlungen mit Tomalak zur Vertragsänderung dürfte sein, ob dieser Renten-Bonus mit einer Gegenleistung gerechtfertigt werden kann. Nur noch neun Monate war Tomalak nach dem Juli 2013 im Amt bis zu seiner Pensionierung. Das rückt die Sache in die Nähe eines „goldenen Handschlags“, der der Sparkasse teuer zu stehen kommt: 5000 € zahlt sie ihrem Ex-Chef mehr im Monat.
Die Innenrevision sortiert jetzt die Abläufe: Wer machte den Vorstoß, wer schrieb die Vorlage? Lief das Verfahren anders als üblich? Der aktuelle Vorstand sei nicht informiert gewesen, sagt Schneidewind. Am 3. Juli sollen Hauptausschuss und Verwaltungsrat einen Bericht erhalten, auch von Justiziar Michael Weis. Der ist seit 13. Dezember 2013 „Chief Compliance Officer“, als erweitertes Vorstandsmitglied Regelwächter und Risikohüter. Von dem Fall ein halbes Jahr vorher wusste er nichts.