Duisburg. Der Duisburger Landschaftspark Nord feiert sein 20-jähriges Bestehen. Und hat Pläne für die Zukunft. Die künftige Nutzung der bislang brach liegenden Gasreinigung Ost ist nur eines jener Projekte,die Landschaftspark-Leiter Ralf Winkels perspektivisch angehen und umsetzen will.

Ralf Winkels gerät nicht schnell ins Schwärmen. „Aber in dieses Gebäude habe ich mich verguckt“, sagt der Leiter der Landschaftsparks Nord beseelt lächelnd – und zeigt auf die Gasreinigung Ost. Jenes Bauwerk, das im Schatten von Hochofen 1 und der Gießhalle in einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf vor sich hin dämmert und das Winkels prinzengleich wachküssen möchte. Diese Wiederbelebung ist nicht das einzige Projekt, das Winkels auf dem 180 Hektar großen Areal angehen und umsetzen will.

Aktuell steht die Instandsetzung der Elektromechanischen Werkstatt ganz oben auf der „To-do-Liste“ von Winkels. Dort war bis zum Vorjahr das Bildungszentrum des Baugewerbes untergebracht. „Das war unser erster und bislang auch längster Mieter“, so Winkels. Ab 2015 sollen dort nun die Stadtarchäologen eine neue Heimat finden. Das soll aber nicht nur ihr Arbeitsplatz, sondern künftig auch Ausstellungsfläche sein. Ausgewählte Funde und Exponate sollen Landschaftspark-Besucher dort besichtigen können.

Parkplatz vor Hauptzugang braucht Frischzellenkur

Auch der große Parkplatz vor dem Hauptzugang braucht eine Frischzellenkur. Dazu soll mehr Licht und eine asphaltierte Wegführung gehören. „Das sollte eigentlich schon zum Sommerkino alles fertig sein, verzögerte sich aber wegen einiger Auflagen dann doch“, so Winkels. Er rechnet aber fest mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr.

20 Jahre Landschaftspark Nord

So sahen im Landschaftspark Nord die Krananlage, der Hochofen 5 (dahinter), die Erzbunkeranlage und der Bunkervorplatz (im Vordergrund) im Jahr 1991 noch aus. Damals nahmen die Architekten ihre Arbeit auf, um einen Landschaftspark zu entwerfen.
So sahen im Landschaftspark Nord die Krananlage, der Hochofen 5 (dahinter), die Erzbunkeranlage und der Bunkervorplatz (im Vordergrund) im Jahr 1991 noch aus. Damals nahmen die Architekten ihre Arbeit auf, um einen Landschaftspark zu entwerfen. © Jürgen Dreide
Derzeit wird die Beleuchtung an der Krananlage – im Volksmund nur „Krokodil“ genannt – auf LED umgestellt. Die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park lockt seit Dezember 1996 die Besucher aus aller Welt nach Meiderich.
Derzeit wird die Beleuchtung an der Krananlage – im Volksmund nur „Krokodil“ genannt – auf LED umgestellt. Die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park lockt seit Dezember 1996 die Besucher aus aller Welt nach Meiderich. © Thomas Berns
Vier Jahre stand der Hochofen 5 bereits still, als 1989 dieses Foto entstand. Es dauerte weitere zwei Jahre, ehe die Planung für den LaPaNo  begann.
Vier Jahre stand der Hochofen 5 bereits still, als 1989 dieses Foto entstand. Es dauerte weitere zwei Jahre, ehe die Planung für den LaPaNo begann. © Thomas Berns
Heute bietet die Aussichtsplattform an der Spitze von Hochofen 5 eine der spektakulärsten Fernsichten über Duisburg und das westliche Ruhrgebiet.
Heute bietet die Aussichtsplattform an der Spitze von Hochofen 5 eine der spektakulärsten Fernsichten über Duisburg und das westliche Ruhrgebiet. © Thomas Berns
In den Gießhallen wurden ab 1951 Masselgießmaschinen eingesetzt, die erleichternder Ersatz für die schwere Handarbeit im Formsand war.
In den Gießhallen wurden ab 1951 Masselgießmaschinen eingesetzt, die erleichternder Ersatz für die schwere Handarbeit im Formsand war. © Jürgen Dreide
Über 40 000 Besucher lockten im Vorjahr die Filmabende des Stadtwerke-Sommerkinos. Vorführungsort ist stets die Gießhalle.
Über 40 000 Besucher lockten im Vorjahr die Filmabende des Stadtwerke-Sommerkinos. Vorführungsort ist stets die Gießhalle. © Thomas Berns
So sah die Gebläsehalle im Stilllegungsjahr 1985 aus. Die vier Elektroturbogebläse (unten am Boden) wurden bei der späteren Renovierung der Halle vollständig erhalten. Sie sind elementare Bestandteile des heutigen Maschinenfoyers.
So sah die Gebläsehalle im Stilllegungsjahr 1985 aus. Die vier Elektroturbogebläse (unten am Boden) wurden bei der späteren Renovierung der Halle vollständig erhalten. Sie sind elementare Bestandteile des heutigen Maschinenfoyers. © Jürgen Dreide
Über besagtem Maschinenfoyer befindet sich heute der Theatersaal der Gebläsehalle. Hier gibt es Klassikkonzerte, aber auch moderne Musik zu hören. Dieser imposante Saal mit der tollen Akustik wurde im Jahr 2002 errichtet.
Über besagtem Maschinenfoyer befindet sich heute der Theatersaal der Gebläsehalle. Hier gibt es Klassikkonzerte, aber auch moderne Musik zu hören. Dieser imposante Saal mit der tollen Akustik wurde im Jahr 2002 errichtet. © Thomas Berns
Diese Übersicht über das ehemalige Hüttenwerk Meiderich stammt aus dem Jahr 1956. In den 84 Jahren seines Bestehens wurden dort 37 Millionen Tonnen Roheisen produziert. Am 4. April 1985 erfolgte der bittere Moment der Werks-Stilllegung.
Diese Übersicht über das ehemalige Hüttenwerk Meiderich stammt aus dem Jahr 1956. In den 84 Jahren seines Bestehens wurden dort 37 Millionen Tonnen Roheisen produziert. Am 4. April 1985 erfolgte der bittere Moment der Werks-Stilllegung. © Jürgen Dreide
In dem ganz in Grün leuchtenden Gasometer können Tauchfreunde heute eine künstliche Unterwasserwelt erkunden. Auch Hochofen 1 und Kamin 2 (ganz links) erstrahlen nachts in atemberaubendster Farbpracht. Gefeiert wird der 20. Geburtstag hier am 28. Juni – parallel zur „Extraschicht“.
In dem ganz in Grün leuchtenden Gasometer können Tauchfreunde heute eine künstliche Unterwasserwelt erkunden. Auch Hochofen 1 und Kamin 2 (ganz links) erstrahlen nachts in atemberaubendster Farbpracht. Gefeiert wird der 20. Geburtstag hier am 28. Juni – parallel zur „Extraschicht“. © Thomas Berns
Drei Schmelzer beim Abstich in einer der Gießhallen. Roheisen und Schlacke fließen aus. Das Bild stammt aus der Zeit um 1950.
Drei Schmelzer beim Abstich in einer der Gießhallen. Roheisen und Schlacke fließen aus. Das Bild stammt aus der Zeit um 1950. © Stadtarchiv Duisburg
Auf der Bühne der Gießhalle können Musik-Fans etwa beim Traumzeit-Festival spektakuläre Auftritte miterleben.
Auf der Bühne der Gießhalle können Musik-Fans etwa beim Traumzeit-Festival spektakuläre Auftritte miterleben. © Thomas Berns
Im Jahr 1985 entstand dieses Bild der Erzbunkeranlage. Hier wurden Rohstoffe gelagert, die in den Hochöfen zu Roheisen geschmolzen wurden.
Im Jahr 1985 entstand dieses Bild der Erzbunkeranlage. Hier wurden Rohstoffe gelagert, die in den Hochöfen zu Roheisen geschmolzen wurden. © Jürgen Dreide
Die Bunker sind längst geleert, seit 1990 hat der Deutsche Alpenverein dort die größte künstliche Outdoor-Kletteranlage der Republik gebaut.
Die Bunker sind längst geleert, seit 1990 hat der Deutsche Alpenverein dort die größte künstliche Outdoor-Kletteranlage der Republik gebaut. © Horst Neuendorf
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Zu seinen kurzfristigen Zielen zählt der 56-Jährige auch die Modernisierung der Kraftzentrale. Dazu gehört der Austausch von Dekofahnen, Trennvorhängen und der Beleuchtung – eine Investition in sechsstelliger Höhe.

Apropos Geld: Die Klärung der zukünftigen Finanzierung des Landschaftsparks ist für Winkels die zentrale Frage schlechthin. Der jetzige finanzielle Rahmen steht nur bis Ende 2016. Wie der RVR, das Land NRW und die Stadt Duisburg danach die benötigten Zuschussmittel unter sich aufteilen, die sich derzeit pro Jahr auf rund 2,75 Mio Euro belaufen, ist noch offen.

Kalkuliertes Konzept gewünscht

Winkels wünscht sich schnell Klarheit – und möglichst wieder ein auf zehn Jahre kalkuliertes Konzept. „So hätten wir mehr Planungssicherheit.“ Fest steht, dass über Zuschüsse nur die Hälfte des Bedarfs gedeckt ist. „Die anderen 50 Prozent müssen wir selbst verdienen“, so Winkels.

Und wie teuer wäre es nun, seine so verehrte Gasreinigung Ost wachzuküssen? Da gerät Winkels kurz ins Grübeln. „Unter drei Millionen Euro ist da nix zu machen.“ Die dafür benötigten Zusatzmittel sieht er derzeit zwar nicht, aber manchmal tue sich eben doch ein Fenster auf, mit dem man vorher nicht gerechnet habe. Sein persönliches Lieblingsprojekt („Das wäre der traumhaft schöne und ideale Platz für eine Kneipe“) ließe sich ja in mehrere kleinere Bauabschnitte aufteilen, um es stemmen zu können. „Man muss eben immer ein Ziel vor Augen haben“, weiß Winkels. Auch mit 20 Jahren auf dem Buckel.