Duisburg. Der Einzelhandel konzentriert sich laut „Handelsreport“ zunehmend auf Top-Lagen in den Innenstädten. Mit Folgen für Randlagen und Stadtteilzentren: “Kleine Innenstädte“ wird es nicht mehr im bisherigen Umfang geben. Auch in Duisburg sind die Folgen sichtbar: Die Bibliothek macht Platz für “Primark“.
Die Zukunft des Einzelhandels hat Duisburg schon längst erreicht: Konzentration auf die Top-Lagen haben die Teilnehmer des Handelsforums Ruhr der Industrie- und Handelskammer im Revier als Trend erkannt. Wer über die Münzstraße und ihre Nebenstraßen flaniert, weiß, wie’s in der Praxis aussieht.
Einst hochfrequentierte Straßen, heute oft von Leerständen und Billigläden gesäumt, auf der eine Seite, „brummende“ Konsummeilen im direkten Herzen der Innenstadt auf der anderen Seite, und unter dem Strich erstmals ein Rückgang der Einzelhandelsflächen – den offenbart der vergangene Woche vorgelegte „Handelsreport Ruhr 2014.“
Danach wachsen nur noch Supermärkte, Discounter und Möbelhäuser, „alles andere geht zurück“, so IHK-Handelsexperte Michael Rüscher. Ursachen sind die Firmenzusammenbrüche in der Baumarktbranche und auch der zunehmende Online-Handel. Und auch bei Supermärkten und Discounter wächst nicht mehr die Zahl der Geschäfte, sondern nur deren Größe.
Primark wird ein Frequenzbringer
Für die Innenstädte bedeutet das, dass sogenannte B-Lagen, also abseits der ersten Handelsadressen künftig schwerer als Geschäftsstandorte zu nutzen sein werden. Rüscher empfiehlt, über Alternativen zum Handel nachzudenken wie Wohnen, Gastronomie, kreative Nutzungen: „Die Innenstädte werden in der Nutzung breiter.“
Der geplante Neubau weiterer Geschäftshäuser an der Düsseldorfer Straße nach den Umzügen von Stadtbibliothek an die Steinsche Gasse und Volksbank zum Innenhafen ist für Rüscher im Zuge der Konzentration auf A-Lagen nur konsequent. Vor allem, weil sich dort „Primark“ niederlassen will, ein Textilhaus für jüngere Kundschaft. „Das wird ein Frequenzbringer“, ist der Handelsexperte überzeugt.
Funktion der Stadtteilzentren wird sich ändern
Auch die Funktion der Stadtteilzentren wird sich ändern oder hat sich schon geändert. Für die Nahversorgung bleiben sie wichtig, aber alles, was über den täglich Bedarf hinaus geht, wird zunehmend in der City gekauft. „Kleine Innenstädte“ wird es nach Rüschers Einschätzung außerhalb der eigentlichen Stadtzentren nicht mehr im bisherigen Umfang geben.
Interessante Zahlen offenbart der Handelsreport hinsichtlich der Einzelhandelsflächen in der Region. Duisburg liegt mit 0,94 Quadratmetern Verkaufsfläche pro Einwohner weit hinten, nur noch vor Schlusslicht Gelsenkirchen. Essen kann 1,1 qm pro Einwohner vorweisen, während das vergleichsweise ruhige Mülheim auf 1,32 qm pro Kopf kommt. Weit über dem Durchschnitt liegt der Kreis Wesel (1,35 qm) und ganz vorne rangiert Oberhausen mit 1,51 qm, was sicherlich am Centro liegt.