Duisburg. Eigentlich wollte Michaela Hilgers nur eine Kita gründen, die ihr für ihren Sohn gefallen hätte. Daraus wurde ein wachsendes Unternehmen mit jetzt sieben Tagesstätten, 200 Mitarbeitern und 3 Mio € Umsatz. Fünf Jahre will der Verein noch expandieren.
Mit sieben Kindertagesstätten hat sich der Verein Zaubersterne binnen sechs Jahren zu einem der großen Träger in Duisburgs Kita-Welt gemausert. Die Planungs- oder Bauphasen für weitere fünf Einrichtungen laufen. Damit hatte Michaela Hilgers nicht gerechnet. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Verein, arbeitet ehrenamtlich als Geschäftsführerin, zeichnet für knapp 200 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von rund drei Millionen Euro verantwortlich.
Ehrenamtlich? Dazu muss man wohl ein bisschen weiter ausholen. Hilgers ist ursprünglich gelernte Physiotherapeutin und heute im Hauptberuf geschäftsführende Gesellschafterin des Convalesco Therapiezentrums am Klinikum Duisburg. Die Arbeit mit Menschen, die besondere Bedürfnisse haben, ist der 40-Jährigen nicht fremd, Inklusion ein wichtiges Thema. Es mag mit der Geburt ihres Sohnes zusammenhängen, dass sie sich 2005 überlegte, eine eigene Kindertagesstätte zu gründen, die so ist, wie sie sie für ihr eigenes Kind gern gehabt hätte: integrativ und vor allem bilingual. An ihren eigenen Fremdspracherwerb in der Schule hatte sie eher negative Erinnerungen: „Nur Vokabeln auswendig lernen“, stöhnt sie.
Konzept wurde zuerst belächelt
Mit ihrem Kita-Konzept wurde sie vom Jugendamt zunächst belächelt. Auch beim nächsten Aufschlag zwei Jahre später war das Gespött noch groß, erinnert sich Hilgers an ihre erste Begegnung mit dem Jugendhilfeausschuss. Dabei waren ihre Pläne da viel konkreter, der ideale Ort im Rahmen eines Betriebsübergangs in dem katholischen Kindergarten St. Bonifatius in Hochfeld längst gefunden. Aber Bilingualität? In Hochfeld? Das erschien manchen Politikern als nicht tragfähiger „Schwachsinn“, erzählt Hilgers.
Schule ergänzt Angebot
Wer sein Kind in einen bilingualen Kindergarten schickt, wünscht sich in der Grundschule eine Fortsetzung. Da ist Duisburg aber schlecht aufgestellt, es gab nur die St. Georges-School als rein englischsprachige Schule. Also gründete Michaela Hilgers 2012 die Sternenschule an der Kranichstraße, ein Jahr später folgte der Umzug an die Schulz-Knaudt-Straße in Hüttenheim, wo gleich noch eine weitere Kita geplant wurde, die im nächsten Kindergartenjahr eröffnet wird. Im Bau ist auch eine Kita an der Düsseldorfer Straße im Erdgeschoss einer Altenpflege-Einrichtung.
Außerhalb Duisburgs breiten sich die Zaubersterne jetzt auch aus: In Düsseldorf entstehen in Grafenberg und Eller zwei Tagesstätten, eine weitere in Krefeld-Hüls. Bis zum Jahr 2016 werden es so zwölf Zaubersternchen sein.
Sie setzte sich jedoch durch, gründete im Frühjahr 2008 den Verein, wurde für den Unterbau Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, baute in Windeseile den alten Kindergarten um und eröffnete im August. Mit komplett neuem Personal, keiner wollte aus dem sicheren konfessionellen Beschäftigungsverhältnis in den jungen Verein wechseln, der auch noch leicht unter Tarif zahlt. Nur der Hausmeister blieb. Und die meisten Eltern. Sowie 100 Kinder auf der Warteliste.
Freude und Überraschung
„Das hat mich gefreut und überrascht“, gibt Hilgers offen zu. Vor allem motiviert. Denn 2009 startete sie gleich mit drei weiteren ehemals katholischen Einrichtungen durch: Heilig Kreuz, St. Martin und St. Georg wurden Zauberstern-Filialen. „Im Nachhinein war das schon mutig“, gesteht Hilgers, „aber es hat alles geklappt.“
Also folgte 2010 eine Einrichtung in Oberhausen, 2012 Meiderich und die Meisterprüfung gelang dem Verein 2013, als er die Trägerschaft für den Betriebskindergarten von Thyssen Krupp Steel ergatterte und in einem aufwändigen Bewerbungsverfahren alle großen Konkurrenten aus dem Felde schlug. Es freut Hilgers sichtlich, dass die mit Stapeln von Aktenordnern, Juristen und sonstigen Profis angetretenen Konkurrenten von zwei Frauen mit Handtäschchen ausgestochen wurden.
An Hilgers Seite kämpft seit 2008 Claudia Kiesler, die als Erzieherin das pädagogische Rüstzeug hat. Sie leitete die erste Kita und richtet seither die neuen Zaubersterne ein, kümmert sich um Personalplanung und Qualitätsmanagement. Da dürfte noch einiges auf sie zukommen, glaubt man Hilgers. „Fünf Jahre will ich noch expandieren, danach soll alles in gute Fahrwasser kommen.“
Zuschüsse vom Land und Kostenanteile der Eltern
Als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe erhalten die Zaubersterne 91 Prozent der Betriebskosten von Land und Kommune, neun Prozent muss der Verein selbst schultern.
Bei der Schule ist das Verhältnis 80 zu 20. Hier besteht das Problem, dass das Land Lehrerkosten für 27 Kinder pro Klasse zahlt, die Schule bei 20 Kindern den Schlussstrich zieht. Eltern müssen 450 Euro zahlen, aus den roten Zahlen ist die Sternenschule deshalb aber nicht, sagt Michaela Hilgers. Für die Schule wurde ein eigener Trägerverein gegründet: die BiSA Bildungs- und Schulakademie gemeinnützige GmbH. Infos: www.zaubersterne-duisburg.de und www.sternenschule-duisburg.de
Die dreigruppige Kita, die in Hüttenheim in unmittelbarer Nähe zur Privatschule des Zaubersterne e. V. entsteht und zum kommenden Kindergartenjahr eröffnet wird, ist bereits Bestandteil des Kindergartenbedarfsplans und wird seitens des Jugendamtes „außerordentlich“ begrüßt; „nicht nur wegen des bilingualen Konzepts, auch wegen der geplanten U3-Betreuung und eines mittelfristig geplanten integrativen Angebots“, so Bildungsdezernent Thomas Krützberg.
Generell sei die Trägervielfalt in Duisburg hervorragend. Es gibt neben den städtischen und konfessionellen Einrichtungen Elterninitiativen, Betriebskindergärten, gemeinnützige Gesellschaften mit mehren Einrichtungen, eingetragene Vereine mit ebenfalls mehreren Kitas sowie die jüdische Gemeinde als Betreiber eines Kindergartens. Darüber hinaus gibt es noch weitere Organisationen, die als Jugendhilfeträger anerkannt sind und aktuell neue Kita-Angebote planen. Zu dieser Vielfalt zählt Krützberg auch das umfangreiche Angebot an Großtagespflegestellen. Ohne sie würde die Stadt die gesetzlich geforderten Betreuungsquoten allerdings auch nicht erreichen.