Duisburg. Das Projekt „Verrückt? Na und!“ ist in Leipzig ein Erfolgsmodell. Die Psychiatrische Hilfsgemeinschaft kopiert es jetzt für Duisburger Schulen. Tandems aus Profis und Betroffenen sollen in Klassen gehen, um Vorurteile abzubauen und den „Schatz“ der seelischen Gesundheit bewusst zu machen.
Für gut befunden und kopiert: Das Projekt „Verrückt? Na und! - Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ kommt jetzt auch in die Region. Dahinter steckt die Idee, mit wenig Aufwand viel in den Köpfen der Kinder zu bewegen: An Projekttagen in Schulen werden Heranwachsende ab 14 Jahren von einem Team zum Thema seelische Gesundheit geschult. Dass diese ein Schatz ist und eben nicht selbstverständlich, müsse erst mal bewusst gemacht werden, sagt Jürgen Mickley von der Psychiatrischen Hilfsgemeinschaft PHG, die die Koordination für Duisburg übernommen hat.
Laut Studien gelten 20 bis 30 Prozent der Heranwachsenden als psychisch auffällig, sagt Birgit Richterich von der PHG. Ihnen früh Hilfe zu vermitteln, sei das eine Ziel. Das andere: Vorurteile gegenüber psychisch Kranken zu minimieren. Denn die sind erheblich, wie eine andere Studie konstatierte: Parallel zum Anstieg bei den Fallzahlen stiegen die soziale Distanz, die Ängste und Vorurteile, sagt Cora Spahn von „Irrsinnig Menschlich“. Der Verein hat sich vor 14 Jahren in Leipzig gegründet und mit dem Schulprojekt so gute Erfahrungen gemacht, dass sich jetzt deutschlandweit Nachahmer auf den Weg machen. Duisburg gehört zu den zehn neuen Standorten in NRW. Insgesamt werden es bis Jahresende bundesweit 50 Regionalgruppen sein.
Coaching der ersten 20 Freiwilligen
Cora Spahn coacht derzeit die ersten 20 Freiwilligen, die ab dem Herbst in die Schulen und Berufskollegs gehen wollen. Die Teams bestehen immer aus einem Profi, meist Sozialarbeiter, sowie einem Betroffenen, der ein Experte in eigener Sache ist. Zu ihnen gehört Carsten „Casi“ Wiegel, der gerade die Fortbildung in Neumühl mitmacht. „Ich bin stolz, als Lebenslehrer dabei zu sein“, erklärt er. Wiegel will den jungen Leuten aus seinem Leben, seinen Erfahrungen erzählen. Seine Erkrankung, eine „paranoid halluzinatorische Psychose aus dem Formenkreis der Schizophrenie“, bietet schon genug Stoff für einen Schultag. Aber auch seine Ausstrahlung, seine Persönlichkeit dürften dazu beitragen, dass die Inhalte ankommen. Kleine Flyer informieren über Ängste und Depression, Drogen und Mobbing. Auch die Lehrer sollen gecoacht werden.
Infos zur Initiative gibt es unter www.verrückt-na-und.de sowie bei der PHG, 0203 / 348 760, im Internet auf www.phg-du.de.