Duisburg.. Das Jobcenter wirbt dafür, dass arbeitslose junge Leute zwischen 25 und 35 noch eine Lehre machen. In einem neuen Projekt mit dem TÜV Nord werden Bewerber darauf vier Monate lang gezielt vorbereitet. Das Angebot weist den Ausweg aus dem Wechselspiel von Aushilfsjob und Arbeitslosigkeit.

An den Gedanken müssen sich Azubis und Chefs vermutlich erst gewöhnen: Dass junge Leute zwischen 25 und 35 eine Ausbildung machen. Genau dafür aber werben nun Jobcenter und das berufliche Bildungszentrum des TÜV Nord. Die ersten 65 Kandidaten sind gerade in diesem Projekt gestartet.

Spät berufen Azubi zu werden, das lohnt sich für junge Leute und Unternehmer gleichermaßen, erläutert Jobcenter-Geschäftsführer Norbert Maul. Lehre und anschließend ein richtiger Arbeitsplatz sind ein guter Ausweg aus dem häufigen Wechselspiel von Aushilfsjobs und Arbeitslosigkeit. „Und das lohnt sich auch noch für die Rente.“

Lebenserfahrung und Motivation

Für Firmen seien die Kandidaten interessant, weil sie oft mehr Lebenserfahrung, Potenzial und Motivation mitbringen als Jugendliche. Und weil die Ausbildung verkürzt wird, stehen oft händeringend gesuchte Facharbeiter schon nach zwei Jahren zur Verfügung, so Maul.

Mit dem neuen Modell spricht das Jobcenter gezielt junge Menschen an, die noch keine Ausbildung abgeschlossen haben. Im Bildungsinstitut des TÜV Nord in der alten Zeche Diergardt werden sie vier Monate lang auf diese „Einzelumschulung“ vorbereitet. Heißt: Begleitet von den Ausbildern suchen sie überhaupt erstmal den passenden und realistischen Beruf, lernen Grundlagen wie Computerkenntnisse, können in den verschiedenen Lehrwerkstätten Praxiserfahrung sammeln, bevor sie dann zum 1. August die „richtige“ Ausbildung starten – die ersten 65 Bewerber vor allem in gewerblich-technischen oder kaufmännischen Berufen, in Logistik und Speditionen sowie im Handwerk.

Nach dem Start der Lehre werden die Spät-Azubis noch drei Monate lang vom TÜV-Team begleitet. Thomas Ossenkopp, Bereichsleiter des Bildungsinstituts: „Diese drei Monate sind ganz wichtig. Erfahrungsgemäß werden in dieser Zeit die meisten Lehren abgebrochen. Das wollen wir verhindern.“

Bewerber müssen sich allerdings bewusst sein, dass eine solche Einzelumschulung auch eine Herausforderung ist: Die Lehrzeit ist um ein Drittel verkürzt, der Lernstoff in der Berufsschule bleibt aber der gleiche. Verheiratete Kandidaten oder junge Eltern müssen zudem ihr Familienleben auch finanziell mit zwei Jahren als Azubi in Einklang bringen. Walter Oswald (Projektleiter) und Dr. Werner E. Celnik (Leiter des TÜV-Bildungszentrums) sind überzeugt, dass sich dieser Weg lohnt: „Wir gehen davon aus, dass wir den Großteil der Teilnehmer vermitteln können.“