Duisburg-Homberg. Spenden in einem „Trevi-Brunnen“ helfen, einen speziellen Kurs zu finanzieren
„Ich bin wie ein Recyclingverfahren. Alles was ich bekomme, setze ich um“, erläutert Lutz Backhaus die Kampfkunst Wing-Tsun und erklärt dann vereinfachend: „Man nutzt die Kraft des Gegners.“ Der Hüne betreibt die Kampfkunstakademie Oberhausen und seit Oktober letzten Jahres zählt er eine besondere Teilnehmergruppe zu seinen Schülern: Klienten der Psychiatrischen Hilfsgemeinschaft Duisburg (PHG). Die Menschen leiden an den unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen, erhalten im Sozialpsychiatrischen Zentrum Homberg an der Wilhelmstraße Hilfen mannigfaltiger Art. Ein Angebot ist der Selbstverteidigungskurs, der im vorigen Jahr zunächst mal sechs Wochen probeweise gestartet wurde und inzwischen so etwas wie eine feste Größe ist.
Das Problem erläutert Franz Pasel, Einrichtungsleiter des SPZ Homberg: „Speziell für dieses Gruppenangebot, benötigen wir einen externen Trainer. Unsere Klienten haben aber nicht so viel Geld, den Kurs bezahlen zu können.“ Also müssen Spenden her. Andrea Kunze, Ergotherapeutin im SPZ Homberg, erinnerte sich an eine ausgefallene Aktion in einer andere Stadt. Dort hatten Akteure einen „Trevi-Brunnen“ aufgestellt, wo Münzen hineingeworfen werden konnten.
Sofort zur Kooperation bereit
Und jetzt gibt es auch in Homberg einen „Trevi-Brunnen“, zwar nicht so groß und berühmt wie sein Vorbild in Rom, aber immerhin. Er ist selbst gefertigt und steht im Kassenraum der Volksbank-Geschäftsstelle Hochheide an der Ehrenstraße. Zu dieser Kooperation war das Geldinstitut sofort bereit. Carsten Paßen, Geschäftsstellenleiter: „Die meisten Klienten sind krankheitsbedingt nicht in der Lage, zu arbeiten. Deshalb können sie nur einen kleinen eigenen Beitrag leisten, mit dem die Kurse nicht vollständig finanziert werden können.“
Vier Wochen lang bis 27. September wird der „Trevi-Brunnen“ im Geschäftsraum an der Ehrenstraße stehen. Einen zweiten gibt es auf dem Gelände des Steinschen Hofes in Baerl, wo am Wochenende 13./14. September der Kunst- und Handwerkermarkt stattfindet.
Mit den Spenden wird der mittlerweile dritte Kurs finanziell unterstützt. Einmal in der Woche fahren die Teilnehmer gemeinsam mit Andrea Kunze nach Oberhausen. Franz Pasel: „Die Klienten haben früher oft negative Erfahrungen mit Gewalt am eigenen Körper erlebt. Diesen Menschen Möglichkeiten zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung an die Hand zu geben, macht hochgradig Sinn.“ So erleben die Klienten, dass ihre Trainer Lutz Backhaus (Sifu = väterlicher Meister) und Michael Wysocki (Sihing = Bruder-Lehrer) respektvoll mit ihnen umgehen. „Dadurch wird ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein enorm gestärkt. Und gesundes Selbstbewusstsein ist die beste Waffe zur Selbstverteidigung“, sagt Andrea Kunze. Und das kann Marion Neidling nur bestätigen. Sie besucht den Kurs und sagt über sich selbst, dass sich ihr Selbstbewusstsein enorm gesteigert hat. Vor einem drei Viertel Jahr wäre sie noch nicht zu einer Pressekonferenz mitgekommen.