Duisburg. . Der Jahresbericht 2013 des Diakoniewerks ist insgesamt positiv. Geschäftsführer Sieghard Schilling ist dennoch ungehalten: Die private Konkurrenz macht den Wohlfahrtsbetrieben zu schaffen, die ihren Mitarbeitern Tariflöhne zahlen wollen. Und dann ist da noch die Jugendarbeitslosigkeit.

Eigentlich könnte Sieghard Schilling zufrieden sein. Sein Jahresbericht ist ausgewogen, unterm Strich kommt ein positives Ergebnis heraus. Aber ihm schwant Übles: „Unternehmen wie wir geraten unter massiven Druck, wir müssen uns im freien Markt behaupten, wo sich viele private Anbieter tummeln. Wir bezahlen tariflich und das verhindert marktgerechte Preise“, sagt Schilling. Er wolle verhindern, dass seine Mitarbeiter wegen Dumpinglöhnen aufstocken müssen. Das sei auch eine Frage der Wertschätzung.

Die Zusammensetzung des künftigen Rates bereitet ihm ebenfalls Kopfzerbrechen. Er befürchtet eine Verrohung der Diskussion. Das Thema Inklusion sei eins der wichtigsten in der Stadt, zumal in seiner Definition. Da geht es nämlich nicht nur um behinderte Menschen, sondern auch um die Integration und die Aufnahme von Zuwanderern aus Südosteuropa, also eine soziale Inklusion. „Ich stelle mit Erschrecken fest, dass wir Toleranz wieder lernen müssen“, sagt Schilling.

Prävention durch Beschäftigung und Ausbildung

Das gelte auch gegenüber kranken Menschen. Deshalb startet das Diakoniewerk in Kürze ein neues Projekt in Ruhrort. Hier wird mit 300.000 Euro aus dem Topf des LVR ein Stadtteilmanager für drei Jahre eingesetzt, der ansässigen Firmen oder Vereinen helfen soll, mit den psychisch kranken Menschen aus dem Otto-Vetter-Haus umgehen zu können. „Sozialräume aufnahmefähig machen“ heißt das im Soziologen-Deutsch.

In Sachen Arbeit und Ausbildung beklagen Schilling und sein Fachbereichsleiter Lothar Wilhelms, dass die Gemeinwohlarbeit in Duisburg um 75 % gekürzt wurde. Außerdem seien die Mittel für Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen des Jobcenters seit 2010 mehr als halbiert worden: von 66 auf 30,2 Mio für 2014. Dadurch sei schon für viele 19-Jährige die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorbei. „Man kann zugucken, wie immer mehr Jugendliche herausfallen“, beklagt Schilling. Die Zahlen für Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen seien von 752 auf 412 Plätze gesunken.

Und Wilhelms erklärt, dass die Spirale aus Arbeitslosigkeit, Verschuldung und anderer Probleme nur durch Beschäftigung durchbrochen werden könne: „Für eine bestimmte Zielgruppe ist der zweite Arbeitsmarkt der einzige Weg“, sind sich die beiden einig. Statt immer mehr Schuldnerberatung, Sozialarbeit etc. anzubieten, sei Prävention durch Beschäftigung, Ausbildung, Qualifizierung wichtig. „Sie kriegen von uns einen anderen Lebensentwurf“, sagt Wilhelm.