Duisburg. . In Duisburg wird erneut kräftig in die Zukunft des Stahlstandorts investiert: 200 Mio Euro steckt Thyssen-Krupp Steel in die Erneuerung des Großhochofens Schwelgern 2, der nach 21 Jahren seine erste „Ofenreise“ beendet und nun fit gemacht wird für die nächste „Reise“.
Das bedeutet als erstes: Der größte Hochofen Europas mit einer Kapazität von täglich 12 000 Tonnen Roheisen (zum Vergleich: Hochofen 9 in Hamborn liefert „nur“ 4600 Tonnen am Tag) muss heruntergefahren werden, schließlich herrschen im Inneren Temperaturen von 2000 Grad und mehr. Mitte Juni beginnt der Prozess. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Ende September soll der 1993 erstmals angeblasene Hochofen wieder in Betrieb gehen.
Bis dahin wird das Aggregat laut Thyssen-Krupp „rundum auf den neuesten Stand der Technik gebracht“. So muss die etwa zwei Meter dicke, feuerfeste Ausmauerung im Ofen-Inneren vollständig erneuert werden. Allein für das etwa 75 Meter hohe Hochofengefäß werden rund 7100 Tonnen Feuerfestmaterial benötigt. Ein Spezialunternehmen führt die Mauerarbeiten zeitgleich über sechs, in unterschiedlicher Höhe angebrachten Arbeitsbühnen aus.
Auch die Kühlung des Ofengefäßes wird modernisiert, über 2300 Kupferkühlplatten werden ausgewechselt. Weitere Reparatur- und Erneuerungsarbeiten finden unter anderem in der Gießhalle sowie in den Bereichen Winderhitzer, Gasreinigung, Schlackengranulation und Entspannungsturbine statt.
Auf den neusten Stand gebracht
„Mit der Neuzustellung des Hochofens 2 bringen wir ein weiteres Kernaggregat in unserer Produktionskette auf den neuesten technischen Stand“, betont Dr. Herbert Eichelkraut, Vorstandsmitglied von Thyssen-Krupp Steel Europe. „Das ist eine Investition in die Zukunft und ein gutes Zeichen für den Standort Duisburg und unsere Mitarbeiter.“ Zuvor war der Hochofen 9 bereits für 38 Mio Euro runderneuert worden und nach fast zweijähriger Ruhepause im Oktober 2013 wieder angeblasen worden. Mit ihm soll der jetzt anstehende Roheisen-Produktionsausfall in Schwelgern zumindest teilweise ausgeglichen werden.
Für die Neuzustellung wird ein Großaufgebot von Spezialisten rund um den Hochofen aufgeboten: Ein rund 300-köpfiges Team von Thyssen-Krupp Steel stemme dieses „gigantische Modernisierungsprojekt“, so der Stahlkonzern. Mit dabei seien rund 100 nationale und internationale Fremdfirmen. Und: „Ein erheblicher Teil der Arbeiten wird von Unternehmen aus anderen Segmenten des Thyssen-Krupp- Konzerns ausgeführt.“
Für die Neuzustellung, die mit einem „externen Personaleinsatz“ von rund 1100 Mann pro Tag verbunden ist, wird eigens ein 10 000 Quadratmeter großes Containerdorf errichtet, in dessen mobilen Büros die Fäden des Planungsteams zusammenlaufen.