Duisburg. . Forscher der Universität Duisburg-Essen haben Duisburger zur Europa- und Kommunalwahl befragt. Ergebnis: Jeder Vierte hat den Begriff „Unionsbürger“ noch nie gehört, nur jeder Dritte kann inhaltlich damit etwas anfangen. Und: Bei der Wahlentscheidung sind die Kandidaten wichtiger als die Positionen.
Wenn die Wahlhelfer am 25. Mai ab 18 Uhr die Stimmen auszählen, müssen sich die Kandidaten für den Stadtrat gedulden: Zuerst wird die Europawahl ausgezählt. Das ist gesetzliche Vorgabe, heißt es aus dem Rathaus, da die Europawahl der Kommunalwahl übergeordnet ist. Für die Duisburger ist der Stellenwert beider Urnengänge exakt entgegengesetzt: Fast jeder dritte Duisburger hält die Europawahl für „weniger wichtig“ oder für „überhaupt nicht wichtig“.
Das geht aus einer Umfrage hervor, die der EU-Bürgerservice „Europe Direct“ mit der hiesigen Uni unter knapp 400 Duisburgern durchgeführt hat. Das Forschungsprojekt finanziert die Mercator-Stiftung, am vergangenen Wochenende gab es eine weitere Befragungsrunde. Zwar sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, geben aber Hinweise, was Wählern unter den Nägeln brennt und was ihre Wahlentscheidung beeinflusst.
Beim Thema EU-Wahlrecht sind zwei Drittel auf dem Holzweg
Um zu erfahren, in wie weit der europäische Gedanke in den Köpfen verankert ist, hatten die Uni-Forscher gefragt, was die Duisburger mit dem Begriff „Unionsbürger“ anfangen können. Ergebnis: Jeder Vierte hat noch nie davon gehört, nur jeder Dritte weiß, was der Begriff inhaltlich bedeutet. Europawahl 2014
Immerhin kennen 85 % das Recht auf Freizügigkeit, mit den Wahlrechten sind aber weitaus weniger vertraut. Nur einem Drittel ist bewusst, dass EU-Bürger aus anderen Mitgliedsstaaten hier an den Kommunalwahlen teilnehmen dürfen. Mehr als zwei Drittel sind fälschlicherweise der Meinung, dass EU-Bürger, die hier wohnen, an den nationalen Wahlen in ihrem Heimatland teilnehmen können.
Einwanderungspolitik ist das Top-Thema
Nicht nur Parteien dürften sich zudem dafür interessieren, was die Wähler thematisch umtreibt: Dominierendes Thema bei der Kommunalwahl ist für die Befragten die „Integrations- und Einwanderungspolitik“ (31 %), das Thema Arbeitsplätze (17 %) und kommunale Finanzen (12 %). Auch bei der Europawahl spielt laut Umfrage die Einwanderungspolitik (20 %) eine zentrale Rolle, die Mehrheit beschäftigt allerdings eher die „Wirtschafts- und Finanzpolitik“ (22 %) und die „Eurokrise“ (12 %).
Wovon also machen Duisburger ihre Wahlentscheidung abhängig? Was vor allem zählt, ist für die Befragten bei beiden Wahlen die Erfahrung und die Persönlichkeit der Kandidaten, erst danach geht es um die Positionen der Kandidaten und ihrer Parteien.
Die gesamten Umfrage-Ergebnisse präsentiert Europe Direct am 22. Mai (18 Uhr) bei einer Diskussionsrunde mit den EU-Spitzenkandidaten im „Kleinen Prinzen“.