Betroffenheit in Duisburg nach Brand mit drei Toten
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Duisburg. Bei einem schweren Brand in Duisburg-Meiderich ist eine junge Familie ums Leben gekommen. Das Feuer war in einem China-Imbiss im Erdgeschoss eines Wohn- und Geschäftshauses ausgebrochen. Für einen 27-jährigen Mann, seine 19-jährige Lebensgefährtin und ein fünf Monate altes Baby kam jede Hilfe zu spät.
Feuer-Drama in Duisburg: Feuerwehrleute haben bei Löscharbeiten in einem Wohn- und Geschäftshaus in Meiderich drei Tote entdeckt. Bei den Leichen, die in der Nacht zum Montag in einer Dachgeschosswohnung gefunden wurden, handelt es sich um eine junge Familie: Vater, Mutter und ein fünf Monate altes Mädchen. Sie sind in ihren Betten erstickt.
Ursache für die Tragödie war ein technischer Defekt in einem China-Imbiss im Erdgeschoss des Hauses, so ermittelt es später ein Brandsachverständiger. Gegen 2.20 Uhr waren Nachbarn durch die herabfallende Leuchtreklame des zweieinhalbgeschossigen Hauses "Unter den Ulmen 60" wach geworden und hatten Polizei und Feuerwehr alarmiert.
Drei Tote bei Brand in Duisburg
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Als diese ankamen, schlugen meterhohe Flammen aus den Fenstern im Erdgeschoss; dicke Rauschschwaden vernebelten die Sicht. Explodierende Gasflaschen im Inneren ließen das Feuer offenbar schlagartig um sich greifen. Durch die große Hitze kam es noch an Fahrzeugen, die auf der gegenüberliegenden Seite der Straße geparkt waren, zu Beschädigungen. Auch die Schaufenster eines gegenüberliegenden Sanitär- und Heizungsgeschäftes trugen Risse davon.
Flammen hatten Treppenraum weggefressen
Die Einsatzkräfte konnten sich nach den ersten Löscharbeiten in dem stark verqualmten Gebäude nur tastend fortbewegen. Da das Feuer den Treppenraum weggefressen hatte, kamen sie von innen nicht mehr nach oben. Deshalb schlugen Feuerwehrleute vom Leiterwagen aus Löcher in die Verkleidung der Fassade, unter der noch zwei Stunden nach Beginn der Löscharbeiten Glutnester loderten.
Für die junge Familie kam jede Hilfe zu spät. Gegen 3.40 Uhr entdeckten die Löschkräfte in der Dachgeschosswohnung ihre Leichen. Der 27 Jahre alte Mieter, seine Frau und die fünf Monate alte Tochter starben in ihren Betten. Todesursache war eine Rauchgasvergiftung, wie die Polizei nach einer mehrstündigen Obduktion am Nachmittag mitteilte. Erste Angaben der Rettungskräfte vor Ort, nach denen die Frau schwanger gewesen sein soll, bestätigten sich nicht.
Neben der jungen Familie war auch die Hauseigentümerin unter der Adresse in Meiderich gemeldet. Sie ist nach Angaben der Polizei derzeit im Urlaub, entging womöglich dadurch einem schlimmen Schicksal. In einem Hinterhaus waren Schlafplätze für sechs Mitarbeiter des chinesischen Imbisses eingerichtet, hier konnten die Beamten alle Menschen rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Feuerwehr verhindert Übergreifen der Flammen auf Nachbarhäuser
Auch die Bewohner der Nachbarhäuser mussten ihre Wohnungen verlassen. „Am Anfang hat es sich so angehört als ob jemand Sperrmüll auf die Straße stellt“, erzählte Klaus-Peter Kleinpaß. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, bis ich dann durch das Fenster den Qualm sah. Dann habe ich meine Frau geweckt, und wir sind über den Balkon nach hinten raus auf den Hof. Vorne durch die Tür ging es schon nicht mehr, weil der Wind die Flammen in unsere Richtung geweht hat.“
Insgesamt beobachteten acht Anwohner aus sicherer Entfernung, wie die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf ihre Häuser verhinderte. „Das sind alles Gebäude mit Holzböden, mit Holz im Treppenhaus“, erklärte Kleinpaß. „Wenn die Flammen da reingeschlagen hätten, dann hätte auch die Feuerwehr nichts mehr machen können.“ So wie beim Haus Nummer 60.
Viele in der Nachbarschaft kannten die junge deutsche Familie, die dort ihr Leben ließ; beschrieben sie als „nett und hilfsbereit“. Das Paar habe vor einem Jahr geheiratet und seitdem in der Dachgeschosswohnung gelebt. Mit der 19-jährigen Frau habe sie noch am Sonntag beim Kaffee zusammengesessen, so Ayten Polat, die nicht weit vom Unglücksort entfernt wohnt. Das fünf Monate alte Baby sei auch dabei gewesen. „Und am Morgen danach erfahre ich, dass alle tot sind. Ich bin einfach nur sprachlos."
Staatsanwaltschaft erwägt Strafverfahren
Nach dem Einsatz richtete die Feuerwehr eine Brandwache ein, um ein erneutes Auflodern der Flammen zu verhindern. Auch mehrere Stunden nach dem Brand drangen immer wieder dichte Rauchschwaden aus dem Gebäude. Deshalb gestaltete sich auch die Ermittlung der Brandursache als schwierig. Am Nachmittag stand dann nach einer ersten Untersuchung fest: Ein technischer Defekt in der Verkabelung des Thekenbereichs war Ursache für die Tragödie. Wenn das endgültige Gutachten vorliegt, so die Polizei, werde die Staatsanwaltschaft gegebenenfalls ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung einleiten.
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