Duisburg. Nach dem gescheitertem Grünen-Vorstoß gegen die Delfin-Haltung versuchen es jetzt die Piraten auf Landesebene. Betroffen von einem NRW-Alleingang wäre dann alleine der Duisburger Zoo mit seinem Delfinarium. In der rot-grünen Regierung würde man das Thema lieber erst nach dem Wahlkampf diskutieren.

Die Zukunft des Delfinariums in Duisburg wird am Montag wieder einmal auf politischer Ebene diskutiert. Nachdem ein Vorstoß der Grünen vor fast genau einem Jahr im Bundestag scheiterte, versucht sich jetzt die Piratenpartei über den Landtag an einem Verbot der Delfin-Haltung in Duisburg. Am Montag gibt es dazu in Düsseldorf eine Anhörung der Experten: Zoo-Direktoren wie auch Achim Winkler aus Duisburg treffen auf Wissenschaftler verschiedener Tierrechtsorganisationen, erwartet wird daher ein Schlagabtausch der gegensätzlichen Argumente.

An der wissenschaftlichen Sachlage an sich hat sich allerdings ebenso wenig geändert wie an der Haltung der politischen Beteiligten aus Duisburg. Mit Frank Börner (SPD) und Birgit Beisheim (Grüne) werden zwei Duisburger Landtagsabgeordnete die Anhörung im Umweltausschuss verfolgen, die ebenfalls eine konträre Meinung zu dem Thema haben.

Nackter Protest gegen Delfinarium

weitere Videos

    „Es ist halt Wahlkampf“, kommentiert Frank Börner den erneuten Versuch, und selbst Birgit Beisheim bezeichnet den Zeitpunkt der neuerlichen Debatte als „unglücklich“: „Das Verbot jetzt wieder zu diskutieren, war nicht unser grüner Wunsch. Das Thema ist hochemotional und sicher nicht kurzfristig zu lösen. Mir wäre lieber, das alles in Ruhe zu diskutieren sowie fachlich und sachlich zu überlegen, was wir im Zoo konzeptionell verändern können.“ Und dabei habe sie eben auch die wirtschaftliche Situation des Tierparks am Kaiserberg im Blick.

    Konträre Position bei Rot-Grün

    Generell fordert Beisheim - und das sei auch die Haltung der Duisburger Grünen - in einem ersten Schritt zumindest die Delfin-Zucht einzustellen. „Wir wissen auch, dass die Tiere nicht so einfach irgendwo ausgesetzt werden können“, verwehrt sie sich gegen die Fundamentalpositionen mancher Tierschützer, die auch sie oft „zusammen zucken“ ließen. Zweifelsfrei hätten sich aber die Standards in der Tierhaltung geändert. „Ob es den Tieren gut oder schlecht geht, kann ich als Laie vom Beckenrand aus nicht bewerten. Da muss ich muss auf das Urteil der Experten verlassen.“

    Der Experte, den die Grünen am Montag ins Feld führen, kommt allerdings gleich zu einem fundamentalen Urteil: „Delfine können grundsätzlich nicht artgerecht gehalten werden“, sagt Dr. Karsten Brensing von der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDC. Delfine würden in Duisburg „in einer völlig unnatürlichen Gruppenstruktur“ leben, nicht wie in der Freiheit nach Geschlechtern getrennt, sondern ein ausgewachsenes Männchen würde die Gruppe dominieren. Die Folgen leitet er aus einer Akteneinsicht im Nürnberger Delfinarium ab, dort würden häufige Aggressionen und ein gestörtes Sozialverhalten mit Psychopharmaka und Hormonen behandelt. „Der Leidensdruck für die betroffenen Delfine ist groß“, so Brensing.

    „Es gibt keine vernünftige Studie mit einem belegbaren Nachweis“

    Frank Börner muss erst einmal tief Luft holen, wenn er solche Aussagen hört. „Es gibt keine vernünftige Studie mit einem belegbaren Nachweis, dass es den Delfinen im Zoo gesundheitlich schlechter geht als in freier Natur.“ Der SPD-Politiker habe sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, vor allem auch mit den Argumenten der Gegenseite. „Ich bin überzeugt davon, dass es in beiden Zoos eine vernünftige Situation für die Delfine gibt“, sagt Börner. Die Haltung werde behördlich kontrolliert und wissenschaftlich begleitet. „Eigentlich sind die Bedingungen für die Gesundheit optimal, die Tiere werden beschäftigt, das ist kein Hospitalismus. Natürlich mag eine Lagune schöner sein, allerdings müssen die Delfine im Zoo auch kein Plastik fressen oder durch Öllachen schwimmen.“

    Zudem wundere sich Börner immer wieder, wieso Tierparks grundsätzlich akzeptiert werden, Delfine bei Tierschützern „aber offenbar andere Rechte als Löwe oder Kamele“ hätten: „Es gibt außerhalb der Zoos sicher Tiere, die in viel schlimmeren Situationen sind und um die man sich kümmern sollte.“ Letztlich gebe es auch ein klares Votum der Besucher: „An einem schönen Tag besuchen 4000 Menschen das Delfinarium. Für mich ist das eine klare Aussage über die Akzeptanz.“

    Entscheidung wohl erst im Herbst

    Die strittige Debatte über die artgerechte Haltung von Delfinen wird sich jedenfalls hinziehen. Nach der Anhörung am Montag soll das Thema zwar noch vor der Sommerpause im Umweltausschuss weiter diskutiert werden. Eine Entscheidung über den Antrag im Plenum wird der Landtag aber wohl erst im Herbst treffen.