Duisburg. . Der Dokumentarfilm „Meidericher Vizemeister“ erntet bei seiner ersten öffentlichen Vorführung im Duisburger Kino Filmforum am Dellplatz frenetischen Applaus. Einige Besucher kamen in MSV-Trikots. Die Stärke des Films ist die Authentizität seiner erzählenden Protagonisten.
Dieser Film ist wie ein Fallrückzieher-Tor aus 25 Metern in den Winkel: ein Volltreffer, an dem man sich gar nicht satt sehen kann. Die Dokumentation „Meidericher Vizemeister“ begeisterte bei ihrer ersten Vorführung am Dienstagabend im nahezu ausverkauften Filmforum am Dellplatz das Publikum. Mit frenetischem Applaus bedachten die knapp 200 Besucher (viele von ihnen trugen MSV-Trikot und Fanschal) beim Abspann ein Werk, das gleichermaßen in die Herzen und Hirne traf.
Über zwei Stunden Spielzeit hat diese Doku. Doch dem Autoren-Trio Matthias Knorr, Michael Wildberg und Kristian Lütjens – allesamt bekennende MSV-Anhänger und Autodidakten in punkto Filmemachen – ist das Kunststück gelungen, dass der Zuschauer die Zeit vergisst. So gefesselt sitzt er im Kinosessel und lauscht den Erzählungen der Protagonisten, die von dem größten Erfolg in der Historie der Meidericher Fußballer erzählen: dem Erreichen der Vizemeisterschaft in der allerersten Bundesligasaison 1963/64.
Als Fußballer noch Spitznamen hatten
Ja, damals die 60er, das waren noch Zeiten: Da hatte jeder Spieler noch einen Spitznamen. Frag nach bei den Abwehrrecken Hartmut „Hatte“ Heidemann und Dieter „Pitter“ Danzberg oder bei Horst „Pille“ Gecks und Ludwig „Lulu“ Nolden. Es war die Zeit, als die Spielerfrauen die verdreckten Trikots ihrer kickenden Männer noch selbst wuschen und sie danach im heimischen Garten auf der Leine trockneten.
Es war die Zeit, als die Tribüne im alten Wedaustadion noch in Bau war und viele Fans sich bei Heimspielen ihren Stammplatz in der Krone jener Bäume sicherten, die damals hinter in der Kurve standen. Es war die Zeit, als fast alle Spieler einer erstklassigen Fußball-Mannschaft noch aus einem einzigen Stadtteil kamen.
Ja, schöne Zeiten waren das
Und die werden dank dieser Dokumentation für zwei Stunden wieder lebendig. Das liegt auch an der Erzählkunst von Werner „Lölle“ Lotz und Johann „Hennes“ Sabath. Diese in herrlichstem Ruhrpott-Deutsch parlierenden Originale sind die Sympathieträger und heimlichen Hauptdarsteller des Films.
Doch auch Trainer Rudi Gutendorf, Kapitän Günter Preuß und die inzwischen verstorbenen Helmut „der Boss“ Rahn und Werner „Eia“ Krämer erhalten ihre verdiente Würdigung. Letzterer aus prominentestem Munde. „Werner war nicht nur ein Weltklasse-Spieler, sondern auch ein Weltklasse-Mensch.“ Sagte die deutsche Fußball-Ikone Uwe Seeler.
Filmemacher setzen MSV-Helden ein Denkmal für die Ewigkeit
Der Film ist garniert mit Zeitungsausschnitten, alten Spielberichten aus der Sportschau sowie fantastischen Bildern aus dem Duisburg von heute. Deshalb ist er auch nicht nur für MSV-Fans ein absolutes Muss. Dieser Film wird jedem Menschen nahe gehen, der das Ruhrgebiet im Herzen trägt. Zudem wurden hier wichtige Stücke Stadtgeschichte festgehalten.
MSV-Fans auf dem Weg zum Pokalderby
Das wichtigste Verdienst der drei Autoren ist es aber, dass sie mit ihrem Film den Fußballhelden früherer Tage ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt haben. Großes Kino für eine große Mannschaft.