Duisburg. . Gerade ist die A59 offiziell sechsspurig freigegeben, da droht schon die nächste Sperrung. Vom 1. Mai an wird die Nord-Süd-Autobahn durch Duisburg saniert und dafür mal in die eine Fahrtrichtung gesperrt, mal in die andere. Die Arbeiten sollen rund fünf Monate dauern und 51 Millionen Euro kosten. Die Projektleiterin hat so eine Großbaustelle schon einmal gemeistert.

Niedlich, diese Riesentorte, vollgestellt mit Spielzeugautos! Straßenbauer sind doch auch nur Kinder. Ansonsten gibt es gerade Häppchen, Currywurst und gute Laune im Festzelt vor dem Duisburger Hauptbahnhof; sie feiern einen Erfolg, den man befahren kann: Seit Dienstagmorgen ist die Autobahn 59 in Duisburg-Mitte sechsspurig offiziell freigegeben. „Baustellen sind Ausdruck von Fortschritt“, sagt Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) aus gegebenem Anlass; so betrachtet, geht es mit dem Fortschritt in Duisburg demnächst wieder zügig voran.

Wenngleich etwas widersprüchlich: Denn keine zwei Kilometer nördlich vom Eröffnungsfestakt wird dieselbe A 59 in zwei Wochen schon wieder gesperrt; eine der (zu) wenigen Nord-Süd-Autobahnen des Ruhrgebiets wird damit für fünf Monate zur Einbahnstraße.

Was bedeutet das?

Zumindest nach der Zahl der Betroffenen, ist es im Ruhrgebiet die Baustelle des Jahres. Denn auf der kommenden Umbaustrecke zwischen den 59-Kreuzen mit der A 40 und der A 42 sind rund 80 000 Fahrzeuge unterwegs; täglich, versteht sich.

A59-Sperrung in DuisburgDie Leute müssen umsteigen, umfahren oder sich ein gutes Päckchen Geduld schnüren. Denn „es wird Behinderungen geben, das Verkehrsnetz gibt nicht mehr her“, sagt Projektleiterin Annegret Schaber vom Landesbetrieb „Straßen NRW“.

Wieso Einbahnstraße?

Vom 1. Mai bis 12. Juli sind die zwei Spuren in Fahrtrichtung Düsseldorf gesperrt. Dann wird die Baustelle binnen einer Woche gleichsam umgedreht, und vom 20. Juli bis 2. Oktober ist die Fahrtrichtung Dinslaken gesperrt.

Das hat zwei Gründe: Jeweils eine Seite der Autobahn muss für die Arbeiten frei sein von Erschütterungen. Außerdem sind die Spuren dermaßen eng hier, dass es die Arbeiter gefährdet hätte, wenn man alternativ den Verkehr einspurig in beide Richtungen hätte weiterrollen lassen.

Was wird überhaupt gemacht?

Alles. Fahrbahndecke, Entwässerung, Beschilderung, Pfeiler. Über 50 Jahre nach ihrer Eröffnung als nachts beleuchtete Stadtautobahn ist die Straße hier einfach fällig. Außerdem muss die „Berliner Brücke“ generalsaniert werden, ein fast zwei Kilometer langes Bauwerk, das eigentlich aus drei Stahl- und vier Betonbrücken über den Hafen besteht.

Sie muss auch verstärkt werden wegen der Belastung durch immer mehr Lkw. Unter diversen Brücken der Autobahn sind schon seit Wochen Vorarbeiten im Gange: Männer in Hubwagen reparieren Beton-Abplatzungen.

Gibt es Ausweichstrecken?

Naheliegend bietet sich die teilweise parallele Autobahn 3 an. Wer ganz weiträumig unterwegs ist, kann über A 43 oder A 57 ausweichen. Zu versuchen, sich mit dem Auto durch die Vorstadtstraßen zu schlagen, gilt als ausgesprochen mutig.

Autobahn 59 in Duisburg ist sechsspurig

Ein bekannter Anblick in der Duisburger Innenstadt. Auf den innerstädtischen Straßen staut sich der Verkehr.
Ein bekannter Anblick in der Duisburger Innenstadt. Auf den innerstädtischen Straßen staut sich der Verkehr. © Carolina Zimmermann/WAZ FotoPool
So sah es tagsüber fast immer aus in den vergangenen sechs Jahren, während des Ausbaus der A 59,auch bekannt als Nord-Süd-Achse.
So sah es tagsüber fast immer aus in den vergangenen sechs Jahren, während des Ausbaus der A 59,auch bekannt als Nord-Süd-Achse. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Doch das gehört nun erst einmal - wenn auch nur kurz - der Vergangenheit an. Und nein, gesperrt wurde die Autobahn nicht, damit die große Politprominenz sie am 15. April wieder freigeben konnte.
Doch das gehört nun erst einmal - wenn auch nur kurz - der Vergangenheit an. Und nein, gesperrt wurde die Autobahn nicht, damit die große Politprominenz sie am 15. April wieder freigeben konnte. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, der Hauptgeschäftsführer von Straßen NRW, Winfried Prudenz und Oberbürgermeister Sören Link...
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, der Hauptgeschäftsführer von Straßen NRW, Winfried Prudenz und Oberbürgermeister Sören Link... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
...begnügten sich damit, auf dem Bahnhofsvorplatz einen Sattelschlepper zu erklimmen und dort symbolisch eine rot-weiße Straßenschranke zu lüpfen, um zu signalisieren: Die A 59 ist nach sechs Jahren Bauzeit zwischen Hochfeld und Duissern sechspurig befahrbar.
...begnügten sich damit, auf dem Bahnhofsvorplatz einen Sattelschlepper zu erklimmen und dort symbolisch eine rot-weiße Straßenschranke zu lüpfen, um zu signalisieren: Die A 59 ist nach sechs Jahren Bauzeit zwischen Hochfeld und Duissern sechspurig befahrbar. © WAZ FotoPool
Dass dort schon seit Wochen Autos auf sechs Spuren fahren, auch ohne dass Politiker verkünden, was Pkw-Fahrer schon längst wissen? Geschenkt.
Dass dort schon seit Wochen Autos auf sechs Spuren fahren, auch ohne dass Politiker verkünden, was Pkw-Fahrer schon längst wissen? Geschenkt. © WAZ FotoPool
Dass von den 89 Millionen Euro Baukosten für den sechspurigen Ausbau jeder Cent gut investiertes Geld in die „Herzkammer der Logistikwirtschaft“ ist, davon war Ferlemann (CDU) überzeugt und stand mit dieser Überzeugung nicht allein da.
Dass von den 89 Millionen Euro Baukosten für den sechspurigen Ausbau jeder Cent gut investiertes Geld in die „Herzkammer der Logistikwirtschaft“ ist, davon war Ferlemann (CDU) überzeugt und stand mit dieser Überzeugung nicht allein da. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Das Teilstück zwischen Duissern und Hochfeld (hier die Grunewald-Brücke) wurde seit 2008 von vier auf sechs Spuren ausgebaut.
Das Teilstück zwischen Duissern und Hochfeld (hier die Grunewald-Brücke) wurde seit 2008 von vier auf sechs Spuren ausgebaut. © Friedhelm Geinowski/NRZ
Vom Kreuz Duisburg bis zur Abfahrt Buchholz ist die Stadtautobahn A 59 nun durchgängig sechsspurig.
Vom Kreuz Duisburg bis zur Abfahrt Buchholz ist die Stadtautobahn A 59 nun durchgängig sechsspurig. © www.blossey.eu
Von Buchholz bis zum Kreuz Duisburg-Süd wird die A59 aber vorerst weiter vierspurig bleiben.
Von Buchholz bis zum Kreuz Duisburg-Süd wird die A59 aber vorerst weiter vierspurig bleiben. © www.blossey.eu
Immer wieder musste die A59 während der einzelnen Bauabschnitte ganze Wochenenden voll gesperrt werden.
Immer wieder musste die A59 während der einzelnen Bauabschnitte ganze Wochenenden voll gesperrt werden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Zuletzt am ersten April-Wochenende 2014, als die neue Fahrbahndecke aufgebracht wurde.
Zuletzt am ersten April-Wochenende 2014, als die neue Fahrbahndecke aufgebracht wurde. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Ein wenig ist die Freude über die Baumaßnahme getrübt, weil die neue Fußgängerbrücke auch vier Monate nach ihrer Errichtung noch immer nicht genutzt werden kann.
Ein wenig ist die Freude über die Baumaßnahme getrübt, weil die neue Fußgängerbrücke auch vier Monate nach ihrer Errichtung noch immer nicht genutzt werden kann. © Lars FRöhlich/WAZ FotoPool
Denn die Verbindung zwischen der Curtiusstraße im Dellviertel und der „Neuen Freiheit“ ist für die Öffentlichkeit nach wie vor gesperrt,. Da eine Seite der neuen A59-Fußgängerbrücke darauf endet, ist das im Dezember 2013 errichtete Bauwerk somit erstmal nicht nutzbar.
Denn die Verbindung zwischen der Curtiusstraße im Dellviertel und der „Neuen Freiheit“ ist für die Öffentlichkeit nach wie vor gesperrt,. Da eine Seite der neuen A59-Fußgängerbrücke darauf endet, ist das im Dezember 2013 errichtete Bauwerk somit erstmal nicht nutzbar. © Lars Fröhlich/WAZ FotoPool
Weite Teile der Innenstadt und am Hauptbahnhof wurden über Jahre zur Großbaustelle. So fiel 2011 Duisburgs größter Kreisverkehr an der Mercatorstraße weg.
Weite Teile der Innenstadt und am Hauptbahnhof wurden über Jahre zur Großbaustelle. So fiel 2011 Duisburgs größter Kreisverkehr an der Mercatorstraße weg. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Auffahrten wurden verlegt, Straßen abgerissen...
Auffahrten wurden verlegt, Straßen abgerissen... © Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
...neu gebaut...
...neu gebaut... © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
... und Behelfsbrücken installiert.
... und Behelfsbrücken installiert. © Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Rund um den Hauptbahnhof mussten sich Autofahrer des öfteren an eine neue Verkehrsführung gewöhnen.
Rund um den Hauptbahnhof mussten sich Autofahrer des öfteren an eine neue Verkehrsführung gewöhnen. © www.blossey.eu
Insgesamt wurden in der Duisburger Innenstadt 98 Millionen Euro in dem Straßenbauwerk verbuddelt.
Insgesamt wurden in der Duisburger Innenstadt 98 Millionen Euro in dem Straßenbauwerk verbuddelt. © www.blossey.eu
Dort, wo man früher den Verkehr auf der A59 beobachten konnte...
Dort, wo man früher den Verkehr auf der A59 beobachten konnte... © Andreas Mangen / WAZ
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...wurde später ein Deckel drauf gelegt.
...wurde später ein Deckel drauf gelegt. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Aus Fertigteilen die ca. 15 Meter lang sind und 25 Tonnen wiegen. Insgesamt werden 128 Platten verbaut.
Aus Fertigteilen die ca. 15 Meter lang sind und 25 Tonnen wiegen. Insgesamt werden 128 Platten verbaut. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Das war im August 2010. In der Duisburger Innenstadt wurde es durch dadurch merklich ruhiger.
Das war im August 2010. In der Duisburger Innenstadt wurde es durch dadurch merklich ruhiger. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Benannt ist der neue Tunnel übrigens nach Gerhard Mercator.
Benannt ist der neue Tunnel übrigens nach Gerhard Mercator. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Und noch immer ist die Bahnhofsplatte unbebaut.
Und noch immer ist die Bahnhofsplatte unbebaut. © Tom Thöne / WAZ FotoPool
Pläne, den Portsmouthplatz am Bahnhof zu gestalten, gab es viele, realisiert ist bis heute nichts.
Pläne, den Portsmouthplatz am Bahnhof zu gestalten, gab es viele, realisiert ist bis heute nichts. © Hans Blossey
Neben der Bahnhofsplatte und der neuen Brücke auf der Mercatorstraße sind zwei neue Brücken hinzu gekommen.
Neben der Bahnhofsplatte und der neuen Brücke auf der Mercatorstraße sind zwei neue Brücken hinzu gekommen. © www.blossey.eu
Weitere Eindrücke vom Baufortschritt auf der A59, hier im Februar 2013.
Weitere Eindrücke vom Baufortschritt auf der A59, hier im Februar 2013. © Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Im September 2013 sieht man bereits die neue Ausfahrt in Richtung Süden Vor allem der Bau der neuen Lärmschutzwände ist schon sehr weit.
Im September 2013 sieht man bereits die neue Ausfahrt in Richtung Süden Vor allem der Bau der neuen Lärmschutzwände ist schon sehr weit. © WAZ FotoPool
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... © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Im November 2013 konnten schließlich die vier neuen Auf- und Ausfahrten für den Verkehr freigegeben werden. Hier die Ausfahrt Zentrum von Norden kommend.
Im November 2013 konnten schließlich die vier neuen Auf- und Ausfahrten für den Verkehr freigegeben werden. Hier die Ausfahrt Zentrum von Norden kommend. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPo
Und die Ausfahrt Stadtmitte  aus dem Süden kommend.
Und die Ausfahrt Stadtmitte aus dem Süden kommend. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPo
Die Auffahrt am alten Güterbahnhof, hier geht's in Richtung Dinslaken.
Die Auffahrt am alten Güterbahnhof, hier geht's in Richtung Dinslaken. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPo
Und hier schließlich Auf- und Ausfahrt an der Mercatorstraße aus dem Norden gen Süden.
Und hier schließlich Auf- und Ausfahrt an der Mercatorstraße aus dem Norden gen Süden. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPo
Die sechs Jahre Bauzeit haben vielen Autofahrern eine Menge Nerven gekostet. Doch wer glaubt, auf der A 59 sei damit erst einmal Ruhe im Karton, der irrt.
Die sechs Jahre Bauzeit haben vielen Autofahrern eine Menge Nerven gekostet. Doch wer glaubt, auf der A 59 sei damit erst einmal Ruhe im Karton, der irrt. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
Denn - frei nach Sepp Herberger - nach der Freigabe ist vor der Sperrung.
Denn - frei nach Sepp Herberger - nach der Freigabe ist vor der Sperrung. © Tim Schulz/WAZ FotoPool
Nur ein paar hundert Meter weiter nach Norden wartet die nächste Großbaustelle auf der A 59, die Sanierung der Berliner Brücke. Startschuss für den Nervenkrieg auf Duisburgs Straßen ist der 1. Mai.
Nur ein paar hundert Meter weiter nach Norden wartet die nächste Großbaustelle auf der A 59, die Sanierung der Berliner Brücke. Startschuss für den Nervenkrieg auf Duisburgs Straßen ist der 1. Mai. © Tim Schulz/WAZ FotoPool
Wahrscheinlich ohne die  Politprominenz, die sich am Dienstag zum feierlichen Eröffnungs-Akt in Duisburg versammelt hatte.
Wahrscheinlich ohne die Politprominenz, die sich am Dienstag zum feierlichen Eröffnungs-Akt in Duisburg versammelt hatte. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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In der Stadt selbst verdichtet die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) die Nord-Süd-Straßenbahn 903 auf einen 5-Minuten-Takt. Auf einer Internetseite der Stadtverwaltung sollen vom 1. Mai an Staus gemeldet und Umwege empfohlen werden.

Wie teuer ist das?

Die Sanierung der 5,3 Kilometer Autobahn soll rund 51 Millionen Euro kosten. Wenn die Arbeit Anfang Oktober nicht getan ist, zahlen die Baufirmen 40 000 Euro Vertragsstrafen für jeden Tag, den sie länger brauchen. Belohnung für Beschleunigung gibt es nicht: Es sind zu viele Firmen beteiligt, das macht die Sache unübersichtlich.

Klappt das?

Projektleiterin Annegret Schaber hat schon 2012 die dreimonatige Sperrung der A 40 in Essen gemeistert, und da mussten noch ein paar zehntausend Fahrer mehr sich umorientieren als jetzt auf der 59. Sollte also klappen. Danach wurde die Bauingenieurin Schaber ausgezeichnet als „Bürgerin des Ruhrgebiets“. Das passt auch so ganz gut: Sie stammt aus Herne, wohnt in Essen und arbeitet in Bochum.

Und danach?

Wird es noch mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis mit einer mehrjährigen Großbaustelle die Berliner Brücke neu- und der Teil der A 59 sechsspurig ausgebaut wird, der jetzt nur saniert wird. Der Fortschritt rast.