Duisburg.

Der wichtigste Grund für Giordano Bellincampi, die Wiederaufnahme von „Norma“ zu dirigieren, ist das „unglaubliche Meisterwerk“, das Vincenzo Bellini mit dieser Oper geschaffen habe. „Mit wunderschönen Melodien, Belcanto und Chören, aber auch mit vielen Minuten Musik nur fürs Orchester.“ Da müssten „guter Stil, Klang und Phrasierung“ sorgfältig erarbeitet werden.

Aber das ist nicht der einzige Grund für den Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker, die Rolle zu wechseln und beim Bühnenwerk mal als Kapellmeister am Pult des Orchesters zu stehen. Er findet es auch für sich persönlich wichtig, immer wieder mit Opern eine größere als die Konzert-Perspektive einzunehmen, arbeitet man dabei doch mit Sängern, Chor und Dramaturgie zusammen. Außerdem möchte er die verschiedenen Seiten der täglichen Arbeit der Musiker erleben. Die große Saison der Philharmonischen Konzerte erlebe man als GMD ohnehin, aber die meisten Dienste leiste das Orchester in der Oper, und daran wolle er teilhaben, so Bellincampi.

Verschiedene Seiten der Arbeit

Schließlich habe er „eine enorme Liebe zum Repertoire“, nicht nur zur italienischen Oper. Er dirigiere oft Carl Maria Webers „Freischütz“, der als besonders „deutsch“ gilt, gerne aber beispielsweise auch Strauss oder Wagner. Und da schließt sich ein Kreis zu Bellini, den Wagner so sehr schätzte, dass er nicht nur eine Arie für die Figur des Oroveso hinzu komponierte, sondern sich auch Passagen aus „Norma“ in seinem „Fliegenden Holländer“ wiederfinden, schmunzelt Bellincampi.

Dazu komme die „sehr schöne, klassische Inszenierung“ von Werner Schroeter für die Rheinoper. Der 2010 verstorbene Film-, Opern- und Theaterregisseur hat die Geschichte sehr poetisch gedeutet und ganz aus dem Gesang der Protagonistin und ihres sie im Innersten zerreißenden Konflikts entwickelt: Die gallische Druidenpriesterin Norma liebt verbotenerweise den römischen Feldherrn Pollione, mit dem sie zwei Kinder hat. Dieser will Norma für die jüngere Priesterin Adalgisa verlassen. Norma schwört Rache. Sie ruft zum Aufstand gegen die Besatzer auf und verspricht, eine Verräterin zu entlarven. Doch im letzten Moment opfert sie nicht Adalgisa, sondern sich selbst.

Rollendebüt für Morenike Fadayomi

Premiere war in der Spielzeit 2002/03 an der Deutschen Oper am Rhein, die letzen Vorstellungen gab es 2004. Am Donnerstag, 10. April, um 19.30 Uhr geht sie wieder über die Bühne des Theaters am König-Heinrich-Platz und ist insgesamt dreimal in Duisburg zu sehen: noch am Samstag, 12. April, um 19.30 Uhr und am Montag, 21. April, um 18.30 Uhr. Fünf Vorstellungen schließen sich ab Mai im Opernhaus Düsseldorf an.

„Norma“ bietet mehr als die berühmte Arie „Casta Diva“, die die Titelheldin im ersten Akt singt und eine Herausforderung für Sängerinnen von Maria Callas bis Anna Netrebko war. An der Rheinoper stellt sich Morenike Fadayomi dieser großen Aufgabe des Belcanto; sie debütiert in dieser Partie.

Ebenfalls ihre Rollendebüts geben Günes Gürle als Oroveso und Sarah Ferede, die Adalgisa verkörpert. Neben den erfahrenen Ensemblemitgliedern der Deutschen Oper am Rhein ist Calin Bratescu als Gast in der Partie des Pollione zu erleben. Der rumänische Tenor wurde bei diversen Gesangswettbewerben ausgezeichnet und gastiert regelmäßig an den großen Opernhäusern Europas. Als Clotilde ist Ensemblemitglied Lisa Griffith zu sehen, die Partie des Flavio übernimmt Chormitglied Ingmar Klusmann.