Diesen Satz hat einmal der Hollywood-Schauspieler Clint Eastwood gesagt: „Im Leben ist es wichtig, genau dann am Bahnsteig zu stehen, wenn der Zug einfährt.“ Ob diese Weisheit auch für chinesische Staatspräsidenten gilt? Beim Zug-Besuch Xi Jinpings am Samstag auf dem Rheinhauser Logport-Gelände ist einiges dafür getan worden, dass Präsident und Güterzug zeitgleich am Bahnhof ankamen. Galt es doch ein minuziöses Protokoll einzuhalten, der nach Barack Obama und Wladimir Putin wohl mächtigste Mann der Welt hatte sich für seinen Besuch in Duisburg und Düsseldorf nur 21 Stunden Zeit genommen. Bunte Bilder der Ankunft des Zuges mit dem Namen Yuxinou inklusive.
Um 17.53 Uhr ertönte das, was im Ruhrgebiet wohl niemals fehlen darf, wenn’s festlich werden soll: Das Blechbläserensemble des Orchesters der DRK/RAG spielte „Glückauf ihr Bergleute jung und alt“. Zwei gute Dutzend schwere Limousinen, Vans, Polizeiwagen sowie ebenso viele Polizeimotorräder fuhren vor, aus der Karosse mit China-Fähnchen an der Front stieg Xi Jinping aus, der deutsche Vize-Kanzler Sigmar Gabriel, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Oberbürgermeister Sören Link, Hafen-Chef Erich Staake und 200 weitere geladene Gäste sind längst da. Händeschütteln, umdrehen zu den Fotografen, die Zeit ist knapp. Das Quintett bestehend aus den genannten Damen und Herren sowie dem chinesischem Handelsminister geht strammen Schrittes durch das Festzelt, kommt an der Seite wieder heraus, schreitet zum Podest und blickt in Richtung Zug. Der verkehrt übrigens drei Mal in der Woche zwischen Duisburg und dem 10 300 Kilometer entfernten Chongqing. Heute ist der Zug blitzblank poliert und selbstverständlich pünktlich, „er wurde extra für diese Fahrt vorbereitet“, heißt es von Seiten der Hafen AG. Er stand offenbar schon eine Weile parat.
Weiter im Programm: Banner enthüllen, wieder Fotos, zurück ins Festzelt, vier Grußworte. Erich Staake, Sören Link, Hannelore Kraft und der chinesische Handelsminister Gao Hucheng loben die Zusammenarbeit Chinas und Deutschlands in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Mit der Zuglinie sei eine „neue Seidenstraße“ entstanden. Nach Ende der warmen Worte geht es wieder sehr schnell, Xi Jinping trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein, dann verschwindet er samt 200-köpfiger Delegation in allerlei Autos und Bussen, der Chor spielt die „Ode an die Freude“ und Sigmar Gabriel lässt sich noch schnell mit einem aus sechs Frauen und Männern gebildeten 18 Meter langen Stoffdrachen fotografieren. Um 18.23 Uhr ist der Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Geschichte. Um 18.39 Uhr, als die meisten Gäste längst den Heimweg angetreten hatten, rollt dann auch der vorbereitete Zug wieder aus dem Bahnhof heraus...