Duisburg. Der Sicherheitsaufwand für die Stippvisite von Chinas Präsident Xi Jinping am Duisburger Hafen ist immens, die Behörden halten den Ablauf geheim. Der Besuch auf dem abgeschiedenen Containerterminal dürfte von den meisten Duisburgern aber ohnehin unbemerkt bleiben. Dennoch sind die Erwartungen hoch.
Wenn auf Logport ein Sack Reis umfällt, interessiert das in China niemanden. Heute ist das anders. Selbst das kleinste Vorkommnis auf dem Rheinhauser Hafengelände wird mit Argusaugen überwacht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind immens, schließlich reist mit Xi Jinping einer der mächtigsten Männer der Welt an.
Das Spektakel zwischen den Containern wird die Bilder zum ersten Deutschland-Besuch von Chinas Staatspräsidenten liefern. Die Aufnahmen, wenn der „Yuxinou“-Güterzug aus China nach 16 Tagen und 10.000 Kilometern auf dem Gelände einfährt und von Xi Jinping begrüßt wird, werden über den Kanal des Staatsfernsehens in Millionen chinesischen Wohnzimmern landen.
Acht identische Staatskarossen
Seit Tagen laufen auf Logport die Vorkehrungen für den 40-minütigen Aufenthalt. Zwar sollen weder Gullydeckel verschweißt noch ganze Stadtteile gesperrt werden, wie es aus der Staatskanzlei heißt, vorsorglich schnüffelten Spürhunde der BKA-Leute bereits das Gelände ab. Gestern säuberten zahlreiche Hilfskräfte die Straßenränder, die Motorrad-Eskorte der Polizei übte schon einmal das Formationsfahren, in Reih’ und Glied ging es über die Brücke der Solidarität und durch die Innenstadt.
15 dieser „weißen Mäuse“ werden die Wagen-Kolonne aus Düsseldorf begleiten, so sieht es das Protokoll vor. Welchen Weg Chinas Staatschef und seine 200 Begleiter nehmen werden, will die zuständige Polizeibehörde in Düsseldorf nicht bekannt geben. Geheimsache.
„Sie können davon ausgehen, dass der Staatspräsident freie Fahrt haben wird und nicht irgendwo im Stau stehen muss“, sagte Sprecher Andreas Schogalla. Temporär werde es Sperrungen geben, die Duisburger Innenstadt sei aber nicht betroffen.
Gepanzerte Toiletten
Naheliegend ist die Strecke über die A57 und den abgeschiedenen Zubringer auf das abgeschottete Betriebsgelände, der Besuch dürfte daher von den meisten Duisburgern unbemerkt bleiben. Selbst die Zahl der Autos, die über die Autobahn rauschen werden, unterliegt der Geheimhaltung. Und so schießen rund um Logport Gerüchte ins Kraut, zum Beispiel über eine bundeskriminalamtliche Verschleierungstaktik, nach der alleine die Karosse mit dem Staatschef zusätzlich von sieben völlig identischen Fahrzeugen begleitet werden soll.
Rund um das Containerterminal, einer Asphaltwüste mit Gleisanschluss und Hebekränen, musste die Hafen AG für den Staatsbesuch die komplette Infrastruktur aufbauen. Dazu gehören soll sogar eine gepanzerte, mobile Spezialtoilette für den Staatschef, die über einen eigenen Wasserzu- und ablauf verfügt, nur wenige Meter entfernt von der Bühne stehen darf und stolze 26 Tonnen wiegen soll. Bestätigen will das indes niemand — aus Sicherheitsaspekten. „Natürlich müssen wir dort auch Toiletten aufstellen“, sagte ein Hafen-Sprecher lediglich.
Hohe Erwartungen
Die Stadt und die Hafen AG haben zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Kultur eingeladen, wie viele genau vor Ort sein werden, selbst das sei sicherheitsrelevant und wird nicht bekannt gegeben. Ausgewählte Journalisten müssen erst nach Düsseldorf zur Staatskanzlei fahren, um mit einem Bus auf das Logport-Gelände zu gelangen, selbst wenn sie aus Duisburg kommen. Geheim ist auch der genaue Ablauf. Doch offenbar wird Xi Jinping auf Logport gar nicht das Wort ergreifen, sondern nur einer seiner Minister. Weitere Redner sollen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, OB Sören Link und Hafen-Chef Erich Staake sein.
Die Erwartungen auf Seiten der Wirtschaft jedenfalls sind hoch: Von einer „einmaligen Chance für Duisburg“ sprach gestern der Unternehmerverband. Stadt und Wirtschaft müssten alles tun, um diesen „Trumpf“ in den kommenden Monaten zu nutzen. „Gerade vor dem Hintergrund der vielen Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre“ gelte es jetzt, „die Gelegenheit entschlossen beim Schopfe zu packen, sagte ein Sprecher.