Duisburg. Hans Werner Tomalak, Chef der Duisburger Sparkasse, ist dann mal weg. Nach 48 Jahren im Unternehmen geht der 64-Jährige am heutigen Freitag in Rente. Bereits vor zwei Wochen war Tomalak auf der Sparkassen-Gala mit einer Diashow und den Azubis im Spalier verabschiedet worden.

„Ich bin dann mal weg“: Geradezu en passant verabschiedet sich Hans-Werner Tomalak. Nach 48 Jahren; nach fast einem halben Jahrhundert Arbeitsleben. Banker. Bei der Duisburger Sparkasse, aufgestiegen vom „Stift“, der 1966 seine Lehre begann, zum Vorstandsvorsitzenden.

Hape Kerkelings Wanderspruch ist Stichwort für Tomalaks Abschied: „Ich bin dann mal weg“, sagte er jetzt seinen Führungskräften adieu auf der letzten von ihm vor Jahren eingeführten, eintägigen Wanderung, diesmal auf einem Teilstück des Jacobswegs (auch das passt – später mehr) im Münsterländischen. Eine offizielle Verabschiedung, den „großen Bahnhof“, wollte der 64-Jährige nicht. Eher beiläufig, dabei nicht weniger emotional, hatte er seine „Bühne“ auf der Sparkassen-Gala vor knapp zwei Wochen, als ihn „seine Sparkasse“ mit einer Diashow und allen 75 Azubis im Spalier ihrerseits adieu sagte. Da war ihm die Rührung anzumerken. Seinen letzten Arbeitstag, diesen Freitag, verbringt er bei einer internen Feier mit rund 500 eingeladenen Sparkasslern. So ist das wohl, wenn einem nach 48 Jahren das Sparkassen-Zeichen förmlich auf die Stirn gebrannt ist.

Ein CDU-Mitglied im „roten“ Duisburg

Rückblick: Heimlich hatte er sich aus dem klösterlichen Oblaten-Internat, in das die Eltern den jungen Marxloher Hans-Werner geschickt hatten, bei der Sparkasse für die Lehre beworben. 1966 wurde er eingestellt und er blieb. Bis heute. Das allein ist schon ungewöhnlich. Ins Besondere steigert es sich, dass mit Tomalak ein Jugendvertreter, ein ÖTV-Gewerkschafter und dann auch noch ein CDU-Mitglied im „roten“ Duisburg 2008 im Zeitfenster unter CDU-OB Sauerland Sparkassen-Chef wurde, nachdem er schon 2002 zum Vorstandsmitglied aufgestiegen war. Wohlgemerkt einstimmig gewählt, von den Arbeitnehmervertretern ohnehin, aber auch von der SPD.

Tomalaks Karriere ist kein Zufall. Da paarte sich Kompetenz mit Ehrgeiz und prägt das Selbstverständnis eines Sparkassen-Spirits, der Familienzüge trägt. „Der Mensch steht im Mittelpunkt. Man muss sich immer auf Augenhöhe begegnen“, sagt der bald 65-Jährige selbst. Die Fusion von vier Sparkassen, Rheinhausen, Walsum, Homberg und Duisburg zur kommunalen Neuordnung 1975 meisterte er, auch als langjähriger Personalleiter schaffte er sich im Haus weit mehr Freunde denn Gegner. „Ich habe meine Wahl in den Vorstand auch als Bestätigung meiner Arbeit gesehen“, blickt Tomalak zurück.

„Ich hinterlasse ein gut aufgestelltes Haus"

Seine Wahl 2008 war auch ein Zeichen für Kontinuität in damals unruhigen Finanzzeiten. Da war Tomalak der Richtige. Bei und unter ihm galt: Rentabilität vor Wachstum, Brot- und Buttergeschäft statt Risiko. So wundert es nicht, dass die Bilanzsumme der Sparkasse in den letzten Jahren konstant bei Mitte fünf Milliarden Euro lag – bei überdurchschnittlichen Erträgen. Und die blieben zum großen Teil im Haus mit stetig steigendem Eigenkapital – „Solidität und Substanzanreicherung“ nennt Tomalak das. Sparkassen-Stiftungen für Jugend/Kultur/Sport fand er sinnvoller als immer wieder geforderte Barausschüttungen an die Stadt. „Ich hinterlasse ein gut aufgestelltes Haus. Ich kann zufrieden gehen“, sagt er.

Aber man täusche sich nicht. Bei aller Bodenständigkeit, Freundlichkeit und Konzilianz, ja mitunter auch Verschmitztheit, war Tomalak gerade in seiner Zeit als Sparkassenchef ein gewiefter Macher, Strippenzieher und Entscheider; waren die Sparkasse und ihr Chef einflussreiches Machtzentrum in der Stadt. Da konnten sich Daumen heben oder senken. Ob Gebag-Krise, MSV-Desaster, Zoo-Sorgen, Tomalak agierte im Hintergrund, nur selten krachte es öffentlich, etwa als er beim MSV erbost 2011 als Aufsichtsratsvorsitzender dem damaligen Präsidenten das Amt vor die Füße warf.

Seit 40 Jahren lebt der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder und zweifacher Großvater vor den Toren Duisburgs in Voerde, dort war er auch lange CDU-Fraktionschef. In die Voerder Idylle und seinen Garten dort wird er sich wohl nicht zurückziehen. Er will Duisburg verbunden bleiben, ohne sich „aufzudrängen“. Wo und wie, das lässt Tomalak noch offen. „Es ist jetzt auch mal gut, nur Hans-Werner Tomalak zu sein und nicht der Sparkassen-Chef.“