Duisburg. . Die vor sich hin gammelnden Skulpturen des Kunstwerks „Begegnungen“ haben für breite Empörung gesorgt. Gesucht werden jetzt alternative und vor allem würdige Standorte. Ein Atelier wird als Zwischenlager fungieren. Langfristig sollen die Skulpturen allerdings wieder auf der Berliner Brücke stehen.
Die WAZ-Berichterstattung über die in Walsum vor sich hin gammelnden Skulpturen des Kunstwerks „Begegnungen“ hat Empörung bei Lesern, aber auch in Teilen der Politik ausgelöst. Tenor: Der Umgang mit einem alten Wahrzeichen ist ungehörig. Forderungen nach sofortigem Handeln der Stadt als Eigentümer wurden laut.
Leser Thomas Bouvier flüchtete sich in Galgenhumor: „Da nun alle Bronze-Liebhaber wissen, wo die Reste der Skulptur vergammeln, sollte man ihnen die Tore öffnen, damit sie die Stadt kostengünstig von ihrer ungeliebten schweren Belastung entsorgen.“ Er habe bereits im Dezember auf den skandalösen Umgang mit der Skulptur hingewiesen. Reaktionen? Gleich Null! Dass Ratsherr Elmar Klein (CDU) ausgerechnet jetzt seine Kunstliebe wiederentdeckt habe, erklärt sich Bouvier mit dem nahenden Kommunalwahl-Termin. Wie viele Leser sieht auch er andere mögliche Standorte für diese „inhaltlich und ästhetisch großartige Figur“.
Bahnhofsvorplatz als Alternativstandort
Rudolf Kley aus Meiderich klagt, dass hier Kunst sprichwörtlich vor die Säue geworfen würde. Er schlägt als geeigneten Alternativstandort den Bahnhofsvorplatz in der Innenstadt (Portsmouthplatz) vor.
Daten und Fakten
Zwischen 1963 und 2007 zierten die sich gegenüberstehenden und gegenseitig anschauenden Figurengruppen die Berliner Brücke. Nach dem Abbau wurden sie zunächst auf dem Hof der Wirtschaftsbetriebe gesichert. Im Jahr 2008 erfolgte der Umzug auf den Hof der Feuerwache Walsum.
„Dort sollen sie eigentlich auf Holzpaletten lagern und mit Planen abgedeckt sein“, sagte Kulturdezernent Krützberg. Tatsächlich liegen sie aber offen in der Natur zwischen Brombeerhecken und Bauschutt – so wie Unrat.
2010 sollten die Figuren jeweils in einem Kreisverkehr in Duissern und Homberg aufgestellt werden. Das Vorhaben scheiterte am politische Willen.
CDU-Ratsherr Frank Heidenreich, Sprecher seiner Partei im Kulturausschuss, empfindet es als „unfassbar, dass die Skulpturen tatsächlich schutzlos zwischen Brombeeren und anderem Gesträuch verrotten. Das ist ein handfester Skandal, den wir in der kommenden Kulturausschusssitzung ansprechen werden.“ Die Skulpturen müssten unverzüglich gesichert werden.
Auf WAZ-Nachfrage erklärte Kulturdezernent Thomas Krützberg, dass bereits an einer Lösung gearbeitet würde. Derzeit laufen Absprachen mit dem Restaurierungsatelier „Die Schmiede“ mit Sitz auf einem Parkplatz des Landschaftsparks Nord. Das soll als Zwischenlager fungieren. Der Transport sei aber kein Kinderspiel, so Krützberg. Jede der Skulpturen wiegt 1,5 Tonnen und ist 5,20 Meter hoch.
„Allein können wir das nicht stemmen“
Krützberg hofft, dass sich die Stadt und der Landesbetrieb Straßen NRW auf eine Lösung einigen, die eine Aufstellung des Kunstwerks an seinem alten Standort auf der Berliner Brücke (A 59) möglich macht. „Allein können wir das nicht stemmen.“ Die Stadt würde aber die Instandsetzung der Skulpturen übernehmen. Die eine besteht aus fünf, die andere aus sieben Bronzefiguren. Bei jeweils dreien, also insgesamt sechs, trennten Metalldiebe im Jahr 2008 die Köpfe ab. Die Kosten der Reparatur würden im niedrigen fünfstelligen Bereich liegen. Straßen NRW müsste Restaurierung und Aufstellung der Sockel übernehmen, auf denen die Skulpturen der Künstlerin Ursula Hanke-Förster einst thronten.
Straßen NRW betont, dass die Statik der Brücke zu schwach für eine Aufstellung sei. Krützberg hofft aber, dass sie nach vollendeter Restaurierung wieder tragfähig genug ist: „Der alte Standort hat für uns allererste Priorität.“ Erst wenn klar sei, dass es dort definitiv gnicht eht, würden Alternativstandorte geprüft.